Aus Foodwaste wird Regionalprodukt: Das Urdinkel-Kernotto vom Söhrenhof

Sommerserie – Teil 6: Mit viel Herzblut und Engagement produziert Familie Amsler auf dem Söhrenhof eine beachtliche Auswahl von Produkten wie Fricktaler Glace, Kernotto-Mischungen, Konfitüren und Wein.
Zuletzt aktualisiert am 21. August 2025
von Jasmine Baumann
5 Minuten Lesedauer
2025 Urdinkelkernotto Soehrenhof

Wer den hellen Hofladen der Familie Amsler betritt, befindet sich zugleich auch im Eventlokal und vor der Gastroküche. Ein grosses Weinfass bezeugt den Anfang der Geschichte der Direktvermarktung des Söhrenhofes. Danach kamen die Konfitüren dazu, die Christine Amsler für die Landi herstellte. Alles aus hofeigenen Früchten wie Zwetschgen, Kirschen und Aprikosen.

Kühe fressen gerne Spargeln

Diese Philosophie vertreten Christine Amsler und ihre Familie immer noch: Möglichst alles vom eigenen Hof. So ist unter anderem auch das Spargel-Urdinkel-Kernotto entstanden.

«Ich dachte, es ist doch schade, all die Zweitklass-Spargeln den Kühen zu verfüttern – auch wenn sie diese fürs Leben gerne fressen», sagt die Bäuerin. Zuerst stellten sie ein Risotto daraus her, welches sehr beliebt ist. Doch der Reis darin stammt nicht aus der Region.

Also brachte Christine bei ihren Männern – Mann Hans und den Söhnen Hanspeter und Martin – die Idee vor, Urdinkel anzubauen. «Anfänglich wollten sie nichts davon wissen, doch plötzlich haben sie es trotzdem probiert», erzählt Christine Amsler.

Der Dinkel wird von der Graf Mühle in Maisprach im Kanton Basel-Landschaft verarbeitet, also geröllt und gereinigt und kommt dann wieder zurück ins aargauische Bözen. Die Mitarbeiter des Söhrenhofs stellen nebst der Spargel-Variante auch noch ein Urdinkel-Kernotto mit Kürbis her, ebenfalls vom Söhrenhof sowie mit Champignons aus Frick. Die Spargel- und Champignon-Varianten sowie fünf Sorten Fricktaler Glace sind in verschiedenen Coop-Filialen in der Region erhältlich.

Hofbild Sommer

Bessere Wertschöpfung durch eigene Milchverarbeitung

Die Fricktaler Glace ist das neuste Produkt vom Söhrenhof. Sohn Hanspeter, der Koch gelernt hat, und seine Mutter absolvierten gemeinsam eine Glace-Ausbildung in Deutschland. Die Idee der Familie war es, einen Teil der eigenen Milch von den 30 Milchkühen auf dem Hof selbst verarbeiten zu können. «So haben wir eine viel bessere Wertschöpfung, als wenn wir die Milch für in die Industrie geben», erklärt Christine.

Heute produzieren Hanspeter und seine Helfer 25 Sorten Glace, welche in der Region sehr beliebt sind. Sie werden neben Coop in verschiedenen Volg-, Landi- und Hofläden verkauft. Pro Jahr verarbeitet Familie Amsler rund 12’000 Liter Milch zu Glace. Beliebte Sorten sind: Milch-Waldbeere, Schoko-Banane, Vanille-Erdbeere oder Schoko-Birne. Im Winter gibt es die Spezialsorten Zwetschge-Zimt, Roter Apfel-Quitte und Blutorangensorbet.

2025 Fricktaler Glace Jba
Die Fricktaler Glace gibt es in 25 Sorten – sie werden aus hofeigener Milch und Früchten hergestellt. (jba)

Hoffeste ziehen viele Besucher an

Neben der landwirtschaftlichen Produktion, der Verarbeitung und Direktvermarktung organisiert die Familie jährlich drei Hofevents selbst und führt auch weitere Anlässe durch.

Seit dem Bau des Pouletmaststalls 2002 gibt es auf dem Söhrenhof jeweils zu Ostern ein Pouletessen. Dabei können Besucher den Hof frei besichtigen und die Tiere beobachten. Weitere Attraktivitäten sind Fricktaler Glace, Weinstand, Trampolin, Spielplatz und Bastelwerkstatt. Verständlich, dass das Hoffest sehr beliebt ist.

Während der Grünspargelsaison findet zu Pfingsten ein Spargelessen statt, im ähnlichen Rahmen wie das Pouletessen.

Betriebsspiegel des Söhrenhofs in Bözen

40 Hektaren Landwirtschaftliche Nutzfläche mit

  • Wald
  • Pouletmast
  • Milchwirtschaft
  • Veranstaltungen
  • Rebbau und Weinverkauf
  • Kirschen, Zwetschgen und Quitten
  • Futterbau und Ackerbau
  • Direktvermarktung
  • Fricktaler Glace
  • Grünspargeln
  • Bienen

Arbeitskräfte: Hans und Christine Amsler, Söhne Hanspeter und Martin, Töchter Regula und Astrid als Aushilfe, ein Praktikant aus Brasilien und fünf Teilzeitmitarbeiterinnen und Flüchtlinge.

1.-August-Brunch seit 30 Jahren

Und bereits zum dreissigsten Mal bietet Familie Amsler auch den 1. August-Brunch an. Zu diesem kommen mittlerweile rund 650 Personen. Christine Amsler erzählt: «Angefangen haben wir mit 100 Besuchern – damals hatten wir nur unsere Hausküche und ein Zelt.» Heute mit der Gastroküche sind sie professionell eingerichtet.

An den Hoffesten arbeiten jeweils 25 bis 30 Helferinnen und Helfer, die schon Jahre dabei sind. «Aber ich bringe es immer noch nicht hin, dass alles reibungslos läuft, aus meiner Sicht», sagt die Bäuerin. Die Besucherinnen merken davon jedoch nichts.

Neben den eigenen Hoffesten führt der Söhrenhof auch zahlreiche weitere Veranstaltungen durch wie Geburtstage und Firmenanlässe. «Ich hätte früher nie gedacht, dass ich einmal so gerne mit Menschen arbeite», sagt Christine Amsler. «Jetzt macht es mir Freude, den Leuten einen Einblick in unseren Landwirtschaftsbetrieb geben zu dürfen», ergänzt sie.

Hans Christine Amsler Soehrenhof
Hans und Christine Amsler führen den vielseitigen Bauernhof mit viel Engagement. (Söhrenhof)

Viele Hände arbeiten mit

Geführt wird den Söhrenhof von Hans und Christine Amsler. Ihr Ziel ist es, den Hof an die beiden Söhne Hanspeter und Martin zu übergeben. «Ich wäre froh, wenn ich mal einfach in den Reben arbeiten könnte, ohne dass ich immer noch tausend Sachen nebenbei organisieren müsste», sagt die Betriebsleiterin.

Auf dem Hof ist sehr viel Handarbeit gefragt, daher braucht es auch einiges an Arbeitskräften und helfenden Händen. Vollzeitlich arbeiten hier neben Hans und Christine Amsler auch die Söhne Hanspeter und Martin. Tochter Regula übernimmt die administrativen Aufgaben und auch Tochter Astrid hilft bei Bedarf mit. Zudem beschäftigt der Söhrenhof einen Praktikanten aus Brasilien und diverse Teilzeitmitarbeiterinnen und Flüchtlinge. Auch die Mutter von Hans, Hedi Amsler, lebt auf dem Hof und steht mit Rat und Tat zur Seite.

Wie sich der Betrieb in den nächsten Jahren weiterentwickelt, wird sich zeigen. Mit der Installation eines automatischen Fütterungssystems im Kuhstall ist bereits ein erster Schritt zur Arbeitserleichterung erfolgt.

Die Zusammenarbeit mit dem Jurapark Aargau empfindet die Bäuerin als positiv. Die Zertifizierung durch verschiedene Labels bringt jedoch auch viele Vorschriften und Kontrollen mit sich. «Dank der Zusammenarbeit verkaufen wir grössere Mengen, dadurch wird die Produktion günstiger und rentabler», erklärt sie.