Die Kräuterfee von Mandach: Ein Blick in Maja’s Chrüterstübli

Sommerserie – Teil 2: Maja Vogt sammelt seit 27 Jahren Wildkräuter und verarbeitet diese zu verschiedensten Produkten. Die Kräuterfrau und Ökobäuerin bewirtschaftet zudem Ökoflächen zur Biodiversitätsförderung.
Zuletzt aktualisiert am 21. Juli 2025
von Elin Wittwer
7 Minuten Lesedauer
2025 Maja Vogt Regional Produkt Wildkraeuter Aargau 01 Ewi

Etwa sieben Kilometer nördlich von Brugg AG schlängelt sich eine Strasse durch die hügelige Landschaft nach Mandach, ein Dorf mit weniger als 400 Einwohnenden. Hier ist Maja Vogt zuhause. Seit 27 Jahren arbeitet sie mit Wildkräutern, aus denen sie unter anderem Teemischungen, Salben, Kräutersalz, Sirup und Essig herstellt.

Der Begriff Wildkräuter bezeichnet krautige Pflanzen, die in der Natur wachsen, vor allem in Gärten und auf Feldern. Maja Vogt und ihr Team sammeln die Wildkräuter, trocknen sie und mischen sie nach Rezept. 17 Jahre lang beschäftige Maja Vogt auch Angestellte.

Heute sei sie wieder zu ihren Wurzeln zurückgekehrt und arbeitet mehrheitlich allein. Das bringe ihr viel Freiheit und fördere ihre Kreativität. «Ich produziere Produkte, die ich auch Lust habe, zu produzieren», meint Maja Vogt. «Wenn mir ein Produkt keine Freude mehr bereitet, dann mache ich es nicht mehr».

Unterstützt in ihrer Arbeit wird sie von Mutter Rosmarie Vogt, Tochter Lara Stürmer, ihrem Partner, einem Bauern, der das Land bearbeitet und einer Freundin, die ihr beim Sammeln hilft.

«Ein Kraut in der Mischung hilft immer»

Die Wildkräuter wachsen im Garten von Maja Vogt und auf den Ökoflächen des Betriebs. «Es wächst ja nichts vergebens, alles hat seinen Sinn und Zweck», meint Maja Vogt. So wachsen in ihrem Garten rund 150 Kräuter, aus denen zusammen mit Wildkräutern aus dem umliegenden Land verschiedenste Mischungen entstehen.

«Es gibt 50 verschiedene Kräuter, die beispielsweise gegen Husten helfen. Die Mischungen haben auch praktische Gründe», erklärt Maja Vogt, «denn mindestens ein Kraut in der Mischung hilft immer.» Die Leute kämen gezielt nach Mandach, um sich in ihrem Chrüterstübli einzudecken, in dem rund 250 verschiedene Produkte zu finden sind.

Einige der Kundinnen und Kunden sind auf der Suche nach Kräutermischungen gegen ihre Beschwerden. Für diese nutze sie ein Pendel, welches ihr anzeige, welche Kräuter der Person helfen können. Jede Woche führt sie zwei bis drei Mal Interessierte durch die Gegend Mandachs und gibt ihr Kräuterwissen weiter.

Nach einer Führung können die Teilnehmenden ein eigenes Kräutersalz oder Essig herstellen und nach einem Apéro, vorbereitet vom benachbarten Gasthaus Hirschen, im Chrüterstübli einkaufen gehen. Maja Vogt bietet ebenfalls Schule auf dem Bauernhof an.

2025 Maja Vogt Wildkraeuter Garten 02 Jba

Produkte aus der Region

Nicht nur Privatpersonen, auch Detailhändler wie Coop und Landi sind Abnehmer von Maja Vogts Kräutermischungen. Coop liefert sie beispielsweise Tee, Sirup, Salz oder auch eingelegte Curry-Zucchetti im Glas. In ausgewählten Filialen verkauft Coop ihre Produkte seit 10 Jahren unter dem Gütesiegel «Miini Region». Ein Teil der Produkte trägt auch das Label «regio.garantie» vom Jurapark Aargau.

«Ich versuche, alles zu verbinden», meint Maja Vogt weiter. Maja Vogt verwendet ausschliesslich regionale Zutaten für die Herstellung ihrer Produkte. Der Schnaps stammt von den Äpfeln ihrer Bäume und sie verwendet Aargauer Rapsöl. Einzig auf grobkörniges Meersalz zu verzichten sei schwierig, denn das eigne sich für gewisse Produkte besser als das einheimische Salz.

Sommerserie: Regionale Spezialitäten

Dieses Jahr beleuchten wir in unserer Sommerserie verschiedene regionale Spezialitäten und die Menschen, die die Produkte herstellen. 

Die Artikel fassen wir in einem Dossier zusammen.

Der Trocknungsprozess

Das Herstellen der Produkte ist alles Handarbeit. Maja Vogt sammelt die Kräuter in ihrem Garten und auf den Ökoflächen. Ihre Mutter Rosemarie Vogt trocknet diese dann im Dachstock des Hauses, dort befindet sich eine Trocknungsvorrichtung.

Diese besteht aus grossen, übereinandergestapelten Holzrahmen, die mit einem feinen Gitter ausgelegt sind. Unten an der Seite der Vorrichtung ist eine Treibhausheizung eingelassen. Die Kräuter trocknen auf den Gittern oder in Säcken aus alten Bettbezügen, die an der Wand aufgehängt sind.

Gesammelte Blüten trocknen auf herkömmlichen Dörrgeräten. Sobald die Kräuter und Blüten keine Feuchtigkeit mehr enthalten, kommen sie in die Stoffsäcke und verbringen mindestens eine Woche in Tiefkühltruhen – dies beugt Lebensmittelmotten vor.

Reich an Erfahrung

Ihr grosses Wissen über die Wildkräuter hat sich Maja Vogt autodidaktisch beigebracht. «Ich habe ungefähr 200 Kräuterbücher zuhause, aber in jedem steht ein wenig etwas anderes», meint Maja Vogt lachend. «Es ist die Erfahrung, die es ausmacht».

Bei allen Kräutern käme es auch stark auf den Boden und den Standort an, wie die Kräuter wirken. «Ich beobachte viel, und ich bin gut im Verstehen von Zusammenhängen». Wenn sie etwas im Garten beobachte, sei es ein Vogel oder ein Zitronenfalter, dann schaue sie in Büchern nach und vertiefe so ihr Wissen.

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Biodiversitätsförderfläche: Rotationsbrache mit Asthaufen auf dem Land von Maja Vogt in Mandach. (Bild jba)

Bewirten der Ökoflächen

«Biodiversität ist mir persönlich ein wichtiges Thema», sagt Maja Vogt. Geplant ist deshalb ein privater Biodiversitätspfad auf ihrem Land, auf dem sie ebenfalls Führungen anbieten will.

Das Landwirtschaftsland umfasst 20 Hektaren und beherbergt 50 Prozent Ökoflächen, für welche Maja Vogt Direktzahlungen des Bundes erhält. Auf diesen Ökoflächen sind unter anderem Hecken sowie Bunt- und Rotationsbrachen angepflanzt. Solche Flächen gehören zu den wertvollsten Biodiversitätsförderflächen, denn sie bieten zahlreichen Tieren Nahrung und Lebensraum.

Beispielsweise dem Neuntöter: Diese Vogelart aus der Familie der Würger nistet in Hecken und ist während der Brutzeit auf kurze Strecken zwischen Nest und Futterquelle angewiesen. Damit der Neuntöter auf erfolgreiche Mäusejagd gehen kann, müssen kleine Teile der Flächen von Zeit zu Zeit auch geschnitten werden.

Wie der Name bereits sagt, rotieren die Brachen. Bei Maja Vogt sind sie zweigeteilt, wobei eine Hälfte für 3-4 Jahre und die andere für 6-8 Jahre bepflanzt wird, jeweils mit anderen Samenmischungen.

Die Ökoflächen in Mandach liegen in Hanglagen, deshalb wurden unterhalb der Flächen kleine Gräben angelegt im Keyline-Design, die das Wasser leiten und sammeln. Bei Regen fliesst das Wasser in diese Gräben und versickert im Boden, anstatt in die Kanalisation zu fliessen.

3 Kräuter und ihre Wirkungen

Rotklee

«Rotklee ist eines der intelligentesten Kräuter, die wir haben». Es hat einen hohen Gehalt an Phytoöstrogenen und wirkt vorbeugend gegen Prostata- und Brustkrebs. Maja Vogt empfiehlt es zudem bei eitrigen Geschwüren, Durchfall, Zysten auf den Eierstöcken und gegen Mikroplastik im Körper.

Wegwarte

Einer Legende nach zeigen alle Blüten nach Osten, weil eine Prinzessin vergeblich auf ihren Geliebten wartete, der in den Krieg gezogen war. Sie wartete so lange, bis sie aus Erbarmen von Gott in eine Wegwarte verwandelt wurde.

Maja Vogt empfiehlt Wegwarte bei Blähungen oder Bauchschmerzen. Die Bitterstoffe wirken sich zudem positiv auf die Leber aus.

Gänsefingerkraut

Dieses Wildkraut empfiehlt Maja Vogt bei Menstruationsbeschwerden oder Magen- und Darmkrämpfen. «Im Frühling kann man das Gänsefingerkraut essen und im Sommer wird es als Heilkraut verwendet».