
Trend nach mehr pflanzlicher Ernährung? Bauern bleiben auf der Strecke
Pflanzliche Lebensmittel liegen im Trend – aber nicht auf Schweizer Äckern. Obwohl die Nachfrage steigt, scheitern vi...
Namen wie Solaris, Johanniter und Sauvignon Soyhières haben bei Weinliebhabern keine lange Tradition. Jedoch kommen gerade in den letzten 30 Jahren immer mehr neue krankheitsresistente Traubensorten in die Weinflaschen. Diese mögen geschmacklich längst mit traditionellen Weinen mithalten.
«Blind kann man nicht sagen, welches ein PiWi-Wein ist und welcher nicht», sagt Andreas Tuchschmid, der Kellermeister vom Weingut des Forschungsinstituts für Biolandbau (FiBL). PiWi bedeutet pilzwiderstandsfähig.
Seit 2004 bewirtschaftet das FiBL die ehemalige Aargauische Staatstrotte nach den Richtlinien von Bio Suisse. Rund 20 bis 25 Weinsorten wachsen dort. Die Hälfte davon sind bereits PiWi-Sorten. Von diesen ist Andreas Tuchschmid besonders überzeugt.
«Dank ihrer Resistenz gegen echten und falschen Mehltau, können wir 80 % weniger Pflanzenschutzmittel einsetzen», erklärt der Winzer. Zum Vergleich: Im letzten Jahr wurden die herkömmlichen Sorten 20-mal gespritzt und die PiWi-Sorten nur drei- bis viermal. Dies gibt zudem einen deutlich geringeren CO2-Ausstoss.
Auch in Regenjahren haben PiWi-Weine dank ihrer Widerstandsfähigkeit eine gute Ertragssicherheit.
Dieses Jahr beleuchten wir in unserer Sommerserie verschiedene regionale Spezialitäten und die Menschen, die die Produkte herstellen.
Die Artikel fassen wir in einem Dossier zusammen.
Eingezüchtet wurden die Resistenz-Gene über Kreuzungszucht mit asiatischen und amerikanischen Wildreben. «Das sind etwa 20 Jahre Arbeit, bis man eine neue resistente und gute Weinsorte hat», erklärt der Kellermeister. Auch auf dem FiBL-Weingut testen die Forschenden immer wieder neue Sorten.
In den PiWi-Rebbergen kann der Winzer viel ökologischer Arbeiten. Er kann später mähen und mehr Wildwuchs tolerieren. «Wir beobachten immer mehr Tiere wie Rehe und Hasen in den Reben», erzählt Andreas Tuchschmid.
Aktuell passiert bei den Weintrauben der Farbumschlag. Das heisst, dass die Rotweintrauben von grün auf rot-blau wechseln. Die Weissweintrauben werden jetzt weich. Die Trauben beginnen nun Zucker zu produzieren. Zu diesem Zeitpunkt könnte man aus den Trauben Verjus machen, denn sie haben noch sehr viel Säure.
Nach der Ernte im September-Oktober werden die Trauben gekeltert.
Das FiBL-Weingut stellt rund 18 verschiedene Weine von Weisswein, Rosé, Rotwein bis zu Spezialitäten her. In geeigneten Jahren werden auch «Vins Naturels» produziert. Dies sind Weine, die fast ohne Hilfsstoffe oder andere Eingriffe mittels Spontangärung im Keller reifen.
Die PiWi-Weine überzeugen den Kellermeister durch ihre Qualität und Vielfältigkeit, neben den klaren Vorteilen aus wirtschaftlicher und ökologischer Sicht. Der einzige Nachteil sei, dass die Namen der neuen Weine noch nicht so bekannt sind.
Gerne kombiniert Andreas Tuchschmid Assemblages aus resistenten Sorten: «Dabei kann man viele spannende Neuaromen entdecken».
So zum Beispiel der Wein «Les Noires», der seinen Namen von der beinah schwarzen Farbe und der Aromatik von schwarzen Waldbeeren hat. In der Assemblage finden sich die kaum krankheitsanfälligen Sorten Cabernet Cortis, Maréchal Foch, Léon Millot, Cabernet Noir, Divico und Chambourcin.
Rund 20'000 bis 30'000 Flaschen Wein keltert das FiBL-Weingut. Hier arbeiten mit dem Kellermeister drei Mitarbeiter und ein Lernender sowie verschiedene Aushilfen in der Pflege der Reben oder bei der Ernte. Pro Quadratmeter Rebe, also einem Kilo Trauben gibt es etwa eine Flasche Wein.
Die Weine tragen neben dem Bio-Label das Label vom Jurapark Aargau. Dies bedeutet, dass sämtliche Zutaten aus der Region kommen müssen. «Die geforderten ökologischen Kriterien übertreffen wir mit unserer biologischen Produktion und den PiWi-Sorten längstens», sagt Andreas Tuchschmid.
Die Regionalität sei für die Konsumenten beim Wein ein sehr wichtiges Argument. Im Aargau hat jedes Restaurant lokale Weine.
Die Zusammenarbeit zwischen den Forschenden und der Produktion ist eng. Sie bringt dem Winzer Vor- und Nachteile. Auf einigen Flächen wird Wein produziert und auf anderen laufen verschiedene Versuche. In den Versuchsflächen werden mit Monitoring verschiedene rein pflanzliche Mittel gegen Pilzkrankheiten getestet. Dabei entstehen Zielkonflikte. «Für mich als Praktiker ist die Mittelwirkung nicht das einzige Kriterium», sagt Andreas Tuchschmid.
Jedoch sieht er in der engen Zusammenarbeit auch viele Vorteile. «So kann ich zum Beispiel früh erfahren, welche Sorten gut sind oder welche Zusatzstoffe neben hohen Kosten nicht viel bringen.»
Mit seinem Engagement für die Produktion von PiWi-Weinen möchte der Kellermeister den Weingeniesserinnen und Weingeniessern ein ökologisch gutes Gewissen mitgeben. «Die PiWi-Weine sind ebenbürtig im Geschmack und ökologisch wertvoll. Sie sind nicht nur ein Bisschen besser als konventionelle und sogar als Bio-Weine», betont Andreas Tuchschmid.
Ansprechen möchte er eine Kundschaft, die ökologisch interessiert ist. «Diese Menschen helfen, die ökologische Wende im Weinbau in die Tat umzusetzen».
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