«Ehrliches» Bottom-up-System führt ins erste klimaneutrale Basiscamp
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Stefan Moser unterstützt als Coach und Mitglied des «Aufbruchteams» Landwirtinnen und Landwirte in Veränderungsprozessen. Im Agrarpolitik-Podcast betont er die besonderen Herausforderungen: «Landwirtinnen und Landwirte sind häufig Einzelkämpfer», sagt Moser und beschreibt, wie er seine Kolleginnen und Kollegen dabei begleitet, neue Perspektiven zu entdecken und gemeinsam verschiedene Möglichkeiten zu diskutieren. Selbst die Aufgabe eines Betriebs sei manchmal Thema: «Das kommt vor, ja – aber es ist nicht unsere Absicht und es gibt für jeden Betrieb, egal wo er steht, die Möglichkeit einer Existenz.»
Moser beobachtet in seiner Arbeit, dass Offenheit für Veränderungen entscheidend ist, um echten Wandel zu ermöglichen: «Man hält immer sehr stark an dem fest, was man bereits hat – und wenn neue Anforderungen gestellt werden, die im Widerspruch zu den bisherigen Erfahrungen stehen, dann wird es sehr anspruchsvoll.»
Die Kernthemen haben sich aus Mosers Sicht über die letzten Jahre kaum verändert: «Es geht um Existenz – es geht darum, was kann ich und wo bin ich bereit zu verändern und was bringt mir diese Veränderung.» Als Beispiel nennt er die Herausforderungen durch kurzfristige Änderungen in der Direktzahlungsverordnung. So führe etwa die neue Pflicht, offene Güllebehälter abzudecken, zu Mehrkosten von rund 30’000 Franken – Geld, das oft fehle.
Auch den wachsenden administrativen Aufwand der Agrarpolitik nimmt Moser wahr. Doch er bleibt pragmatisch: «Diese Aufwände sind durchaus zu bewältigen.» Die teils heftigen Diskussionen rund um Büroarbeit erklärt er mit einem tief verwurzelten Glaubenssatz: «Die Büroarbeit ist keine Arbeit – und darum wehren sich viele so massiv und ich glaube, die jungen Landwirtinnen und Landwirte sehen das anders.»
Ein zentrales Merkmal der Landwirtschaft, so Moser, ist die enge Verbindung zwischen dem Privaten und dem Unternehmerischen: «Wir können das gar nicht wirklich trennen – wann ist Feierabend, wann ist Familie, wann ist Landwirtschaft?»
Der Glaubenssatz «zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen» sei auf Bauernhöfen weit verbreitet und sorge oft dafür, dass das Vergnügen zu kurz komme. «Auf einem Bauernhof hast du ständig Arbeit», erklärt Moser. Diese enge Verflechtung von Arbeits- und Privatleben führe häufig zu Spannungen, gerade zwischen den Generationen.
Im politischen Prozess vermisst Moser vor allem eines: echtes Zuhören. «Jeder hat andere Ansichten und Bedürfnisse», unterstreicht er und wünscht sich, dass Veränderungen so gestaltet werden, dass Landwirtinnen und Landwirte diese mittragen können. Die Umsetzung sei anspruchsvoll, das sei klar. Doch ohne Verständnis für die komplexen Spannungsfelder zwischen Produktion, Biodiversität, Familienleben und wirtschaftlichem Überleben seien pauschale Lösungen keine Option.
Staffel 16 von «Agrarpolitik – der Podcast» untersucht Wandel und Veränderung in der Land- und Ernährungswirtschaft. Wir untersuchen, was Wandel möglich macht, welche Rollen die Rahmenbedingungen spielen und wie gute Rahmenbedingungen aussehen könnten. Die ganze Staffel entstand in Kooperation mit dem Schweizer Agrarpolitik Forum.
Diese Folgen sind erschienen:
Leana Waber: Mehr Betriebe bedeuten mehr Vielfalt
Ursula Seghezzi: Zyklisch denken statt linear
Christina Bachmann-Roth: Die Kunst ist, gut auf Veränderung zu reagieren.
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