
Kichererbsen mit Beigeschmack
Wie sieht eine pflanzenbasierte, nachhaltige Ernährung in der Praxis aus? Dieser Frage wurde im Rahmen einer von Syng...
An diesem Vormittag stehen in der Produktionsanlage von Swissoja im Genfer Quartier des Acacias grosse, mit kleinen hellen Samen gefüllte Behälter zur Weiterverarbeitung bereit. «Jeder Tag beginnt mit dem Quellen lassen der Sojabohnen während mehrerer Stunden, um diesen wieder Flüssigkeit zuzuführen», erklärt Aurélia Studer, Verantwortliche Kommunikation und Marketing von Swissoja, und deutet auf die aneinandergereihten Behälter. Danach werden die Bohnen in klarem Wasser zerkleinert. Daraus entsteht ein cremiges Püree, dass rasch aufgekocht wird. «Dieser Schritt ist unerlässlich, denn dadurch werden unerwünschte Substanzen neutralisiert und alle Proteine herausgelöst», fährt Aurélia Studer fort.
Nach dem Kochen wird die Mischung filtriert. Zurück bleibt einerseits der milchartige Saft, der später zu einem Sojadrink wird, und andererseits Okara, eine faserreiche Pulpe, die das Unternehmen in anderen Rezepten wiederverwertet. Alle Produkte sind pasteurisiert, aber nicht durch Ultra-Hoch-Temperatur (UHT) sterilisiert. «Wir bieten frische, gekühlte Produkte, die ihr authentisches Aroma und ihre Ernährungsqualitäten behalten», betont Aurélia Studer.
Gegründet im Jahr 1977 ist Swissoja eine Pionierin von erstklassigem Tofu in der Schweiz. Getränke, Tofu, pflanzliche Spiesse, Burger oder auch Spezialitäten auf der Basis von Okara: Das Unternehmen produziert ausschliesslich frische Produkte auf der Basis von Soja. Seit 2018 verarbeitet das Unternehmen zudem nur Soja aus dem Kanton Genf unter den Labels Bio Suisse und GRTA (Genève Région – Terre Avenir). «Wir legen Wert auf lokale Rohstoffe von hoher Qualität», berichtet Aurélia Studer.
Das Unternehmen produziert täglich zwischen 500 Kilogramm und einer Tonne Tofu. Das entspricht einer Jahresmenge von mehreren Hundert Tonnen Genfer Sojabohnen. Diese Menge macht ebenfalls einen wichtigen Bestandteil bei der Fruchtfolge auf den Äckern aus.
Die Nachfrage nach pflanzlichen Proteinen steigt seit einigen Jahren, besonders bei Konsumentinnen und Konsumenten, die pflanzliche Proteinquellen anstelle von Fleisch in ihre Ernährung aufnehmen.
Allerdings bleibt die Produktion in der Schweiz schwierig. Im Gegensatz zu Produkten wie Milch, Fleisch oder Brotgetreide, die von einem starken Grenzschutz profitieren, sind die Zölle auf Soja – die je nach Kategorie (Samen, Tofu, Getränke usw.) variieren – nach wie vor niedrig. Das Resultat: Die meisten Sojadrinks, Tofuprodukte und Proteinersatzstoffe, welche die Grosshändler verkaufen, sind industriell hergestellt und stammen aus dem Ausland.
«Es ist ein komplizierter Markt», bestätigt Aurélia Studer. Deswegen hat sich Swissoja für eine klare Positionierung entschieden, um sich einen Platz zu sichern: frisch, biologisch und hochwertig. «Wir glauben, dass ein Teil der Konsumentinnen und Konsumenten bereit ist, ein bisschen mehr für ein lokales Produkt aus der Schweiz zu bezahlen», fügt sie an.
Die Unterstützung der lokalen Proteinproduktion ist ebenfalls ein Wunsch der landwirtschaftlichen Organisationen. In einer gemeinsamen Mitteilung vom Juli 2025 titeln der Schweizer Bauernverband (SBV), Bio Suisse und IP-Suisse «Pflanzenbasierte Ernährung fördern, heisst Pflanzenbau fördern». Sie stellen jedoch fest, dass die Anbauflächen von Soja und anderen Leguminosen trotz der stark gestiegenen Nachfrage nach pflanzlichen Proteinen stagnieren oder sogar abnehmen. Sie fordern deshalb bessere Rahmenbedingungen, um die einheimische Produktion zu stabilisieren und auszubauen.
Die Verteidigung dieser Branche stützt sich nicht nur auf wirtschaftliche und ernährungsbezogene Argumente. Wie alle Leguminosen bindet Soja mithilfe von Bakterien in den Wurzeln Stickstoff aus der Atmosphäre. Somit sinkt der Gebrauch von synthetischen Düngemitteln und die Bodenfruchtbarkeit wird verbessert. Wird Soja alternierend mit Getreide angepflanzt, trägt die Leguminose dazu bei, den Krankheits- und Unkrautdruck zu minimieren, und wirkt zudem biodiversitätsfördernd.
Untersuchungen von Agroscope in Changins haben dazu beigetragen, Sorten auszuwählen, die für das Mittelland geeignet und reich genug an Proteinen für die Tofuverarbeitung sind.
Zu beachten ist, dass die Genfer Sojabohnen in der Mühle Rytz AG im Kanton Bern mithilfe einer 2022 installierten, optischen Sortieranlage sortiert werden, bevor sie in die Produktionsanlage von Swissoja gelangen. Die von der Mühle entwickelte Technologie ermöglicht es, mehr verwendbare Bohnen zu auszusortieren. Dank einer genehmigten Ausnahmeregelung wird dieser Produktionsschritt vom GRTA-Label anerkannt, das garantiert, dass die Sojabohnen tatsächlich aus Genf stammen.
Swissoja hat sich bereits einen guten Ruf in Genf erarbeitet. Heute werden die Produkte in einigen Grossverteilern in der Romandie verkauft und in der Gemeinschaftsgastronomie verwendet. Das Unternehmen hat aber auch die Landesgrenzen überquert: Seit einigen Jahren werden die frischen Produkte über den Grossmarkt Rungis bis nach Paris exportiert .
Um die Entwicklung fortzusetzen, wird Swissoja demnächst eine neue und modernere Fabrik bauen, die an die steigenden Produktionsmengen angepasst ist. Diese Investition soll es ermöglichen, die Arbeitsgeräte zu modernisieren sowie das Sortiment um bisher fehlende Spezialitäten wie Joghurt oder Tempeh zu erweitern, welche separate Produktionslinien erfordern.
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