Geflügelzucht als Leidenschaft und Beruf: Der Weg zum Geflügelfachmann

Der Beruf des Geflügelfachmanns oder der Geflügelfachfrau bietet eine Mischung aus traditioneller Landwirtschaft und spezialisiertem Tiermanagement. Tobias Meierhofer wusste bereits in seiner Schulzeit, dass er diesen Beruf erlernen will. Heute ist er im zürcherischen Oberdürnten im dritten und letzten Lehrjahr.
Zuletzt aktualisiert am 7. Februar 2024
von Renate Hodel
4 Minuten Lesedauer
2024 Gefluegelfachmann Tobias Meierhofer Zvg

Tobias Meierhofer ist auf einem Landwirtschaftsbetrieb aufgewachsen. «Zuhause haben wir einen Mutterkuhbetrieb – Hühner hatten wir während meiner frühen Kindheit nicht», berichtet er. Während einer Schularbeit über das Huhn in der zweiten Klasse hat ihn die Faszination für Hühner aber gepackt. «Ich habe zu meinem Geburtstag zwei Zwerghühner geschenkt bekommen und habe mir mittlerweile eine kleine Rassenzucht mit schwarzen Rheinländern aufgebaut», erzählt Tobias Meierhofer weiter.

Seine Entscheidung für den Beruf fiel schliesslich bei einem Messebesuch, erzählt der angehende Geflügelfachmann weiter: «Mit meiner Familie besuchten wir damals die Olma und dort wurde per Zufall der Beruf des Geflügelfachmanns vorgestellt. Kurz darauf habe ich mich für den Zukunftstag beim Geflügelhof Inauen gemeldet und einen Schnuppertag absolviert.»

Spezialisierung im dritten Lehrjahr

Auf demselben Betrieb absolviert Tobias Meierhofer heute seine Berufslehre. Unüblich dabei ist, dass er seine gesamte Lehre auf dem Geflügelhof Inauen in Oberdürnten ZH verbringt. «Normalerweise ist während der Lehre ein Betriebswechsel vorgesehen, aber das hat aus verschiedenen Gründen nicht geklappt», erklärt er. Um dennoch vielfältige Erfahrungen zu sammeln, bestreitet er im dritten Lehrjahr zwischendurch Einsätze auf anderen Betrieben.

In diesem Austausch lernt er wie die anderen Bereiche Aufzucht, Mast, Brut und Schlachtung funktionieren. Für Tobias Meierhofer sind diese Praxiserfahrungen in verschiedenen Betriebssparten sehr wertvoll. Bei einem Aufzuchtbetrieb konnte er bereits reinschauen. «Ich war dabei, als die Junghennen ausgestallt und auf Legehennenbetrieben wieder eingestallt wurden – lerntechnisch war das ein super Zeitpunkt für den Austausch und bedeutete für meine Ausbildung einen Mehrwert», erklärt Tobias Meierhofer.

Solche Einblicke sind für seine Praxis bedeutend und ergänzen seine theoretische Ausbildung,  die vor allem im dritten Lehrjahr intensiviert wird. Die Ausbildung fokussiert sich in den ersten beiden Jahren auf den klassischen Landwirt mit Kuhhaltung und Ackerbau. Erst im dritten Jahr kommen geflügelspezifische Kenntnisse hinzu, erläutert Tobias Meierhofer: «Wir lernen nun alles über die Fütterung, Vermehrung, Haltung, Gesundheit, Wirtschaftlichkeit sowie die entsprechende Planung und Auswertung.»

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Der angehende Geflügelfachmann Tobias Meierhofer weiss, dass Leistung und Qualität vom Wohl der Tiere abhängt. Im Hintergrund die hochmoderne Eiersortiermaschine. (rho)

Erfolgreich mit gesunden Tieren

Ein typischer Tag beginnt für den Lehrling um sechs Uhr morgens mit der Stallkontrolle, gefolgt von verschiedenen Aufgaben wie der Desinfektion und dem Auffüllen des Eierkühlschranks für die Selbstbedienung der Laufkundschaft und der Eiersortierung. «Weil der Lehrbetrieb die Eier direkt vermarktet, ist es enorm abwechslungsreich», erzählt Tobias Meierhofer.

Besonders schätzt er den direkten Kontakt mit den Tieren und beobachtet gerne, wie sie sich entwickeln: «Unsere Junghennen bekommen wir im Alter von zirka 18 Wochen und zwei Wochen später beginnen die ersten Junghennen mit dem Eierlegen.» Auf der Sortiermaschine sieht Tobias Meierhofer sehr gut, wie auch das Gewicht der Eier kontinuierlich zunimmt. «Dies führt mir immer wieder wundersam vor Augen, was so ein Tier leisten kann», ergänzt Tobias Meierhofer.

Tobias Meierhofer unterstreicht die Wichtigkeit von Hygiene, Sauberkeit und ordentlichem Arbeiten im Beruf. Und stressige Spitzenzeiten, insbesondere rund um Feiertage, erfordern effizientes und vernetztes Denken. «Die Herausforderung ist für mich immer ein bisschen, die stressigen Spitzenzeiten zu brechen und damit umgehen zu können», erklärt der angehende Geflügelfachmann.

Lernen Prioritäten zu setzen sei auch zentral: «Und erste Priorität haben immer die Tiere und der Stall, denn die Tiere und der Stall sind die Existenz – ohne sie geht es nicht», sagt der Lernende im Wissen, dass davon die Leistungsbereitschaft der Tiere und damit der Erfolg des ganzen Betriebs abhängt.

Der Lehrbetrieb

Der Geflügelhof Inauen im zürcherischen Oberdürnten produziert als Familienbetrieb Eier in verschiedenen Gewichtsklassen. Im Zuge einer Gesamterneuerung im Jahr 2005 wurde die Herde zugunsten einer verbesserten Tierhaltung auf 7’000 Hühner reduziert.

Der Kommunikation verpflichtet

Der Beruf sei grundsätzlich sehr vielseitig, auf gute Art fordernd und biete Perspektiven: «Die Nachfrage nach qualifizierten Geflügelfachleuten ist hoch und es gibt zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten», betont Tobias Meierhofer.

Die Zukunft der Landwirtschaft und darin die Rolle der Geflügelfachleute liegen dem jungen Geflügelprofi sehr am Herzen. Konsumentinnen und Konsumenten aufzuklären und ein positives Bild der Branche zu vermitteln, ist ihm ein Anliegen: «Wir müssen der Öffentlichkeit klarmachen, dass der wirtschaftliche Erfolg eines Betriebs eng mit dem emotionalen Wert verbunden ist, den die Tiere für uns Halterinnen und Halter haben», erklärt Tobias Meierhofer. Kommunikation sei wichtig, und es wäre laut Tobias Meierhofer gerechtfertigt, wenn dies künftig auch in der beruflichen Grundausbildung einen entsprechenden Platz einnehmen würde.