Ernährung im Wandel: Genuss und Selbstbestimmung rücken in den Fokus

Die Schweizer Bevölkerung beschäftigt sich wieder stärker mit Fragen rund um Ernährung und Bewegung. Dies zeigt der aktuelle 12. Monitor «Ernährung und Bewegung» des Unternehmens für Politik- und Kommunikationsforschung gfs.bern im Auftrag der Informationsgruppe Erfrischungsgetränke. Zentrale Erkenntnis: Aufklärung und Eigenverantwortung werden klar bevorzugt, während restriktive Massnahmen wie Zuckersteuern oder Verbote wenig Unterstützung finden.
Zuletzt aktualisiert am 17. September 2025
von Renate Hodel
3 Minuten Lesedauer
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Nach Jahren rückläufiger Aufmerksamkeit verzeichnet das Thema 2025 ein Comeback. Ein Drittel der Befragten bezeichnet sich als «sehr interessiert» an Ernährung und Bewegung – ein Anstieg von 14 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr. Cloé Jans, Leiterin operatives Geschäft bei gfs.bern, erklärt: «Seit 2014 hat das Interesse kontinuierlich abgenommen – plötzlich steigt es aber wieder an und mit dem Interesse auch die wahrgenommene Informiertheit.»

Besonders auffällig: Nicht die Jungen, sondern vor allem die über 40-Jährigen zeigen gestiegenes Interesse. «Es ist ein Thema im Alter», ergänzt Lukas Golder, Co-Leiter von gfs.bern, «gerade ältere Personen beschäftigen sich intensiver mit Ernährung und Bewegung.»

Monitor «Ernährung und Bewegung»

Das gfs.bern hat den Monitor «Ernährung und Bewegung» im März 2025 zum 12. Mal realisiert – im Auftrag der Informationsgruppe Erfrischungsgetränke. Die Daten stammen aus einer repräsentativen Umfrage mit gut 1’000 stimmberechtigten Schweizerinnen und Schweizern.

Genuss rückt ins Zentrum

Zum ersten Mal wurde auch nach dem Stellenwert von Genuss gefragt. Für viele Befragte ist er eng mit Qualität, sorgfältiger Zubereitung und Geselligkeit verbunden. 57 Prozent empfinden gemeinsames Essen und Trinken als «sehr wichtig». «Wir unterschätzen manchmal, wie wichtig der Sozialaspekt beim Essen ist – Genuss bedeutet für viele nicht Eventisierung, sondern Zeit, Entspannung und Gemeinschaft», ordnet Lukas Golder ein.

Zucker bleibt im Fokus – aber Steuern unbeliebt

91 Prozent sehen zugesetzten Zucker als Dickmacher. Gleichzeitig sind 90 Prozent dafür, dass versteckter Zucker in Fertigprodukten verschwindet. Dennoch lehnen 72 Prozent eine Zuckersteuer ab. Viele zweifeln daran, dass sich Essgewohnheiten über Steuern beeinflussen lassen.

«Der Grund, warum die Steuer klar eine Minderheitsmeinung bleibt, ist, dass die Leute schlicht nicht daran glauben, dass sie wirkt», so Cloé Jans.

Eigenverantwortung vor staatlicher Regulierung

Auf einer Skala von 0 bis 10 erreicht die Eigenverantwortung 2025 einen Wert von 7 – so hoch wie seit Jahren nicht mehr. «Ausgewogene Ernährung ist den Leuten wichtig, aber sie möchten selber entscheiden können – informiert und bewusst und nicht über Steuern oder Verbote von oben herab gesteuert», fasst Cloé Jans zusammen.

Von der Lebensmittel- und Getränkebranche erwartet die Bevölkerung vor allem klare Informationen und Transparenz. 94 Prozent befürworten verständliche Angaben über Inhaltsstoffe. «Wenn die Wirtschaft verhindern will, dass es zu drastischeren Massnahmen kommt, muss sie transparent und verständlich informieren», betont Lukas Golder.

Bewusstsein für Ernährung und Genuss

Der Monitor zeigt eine spannende Verschiebung: Mehr Bewusstsein für Ernährung, mehr Bedeutung für Genuss – aber auch eine klare Ablehnung von harten Eingriffen. Marcel Kreber, Direktor des Verbands Schweizerischer Mineralquellen und Softdrinkproduzenten, bringt es auf den Punkt: «Wir leben im Wandel – Genuss, Eigenverantwortung und Transparenz prägen die Ernährungsthemen heute anders, als es vielleicht noch die Elterngeneration erlebt hat.»