Geld für Biodiversität lohnt sich
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Andreas Neuenschwander ist Präsident der Genossenschaft Hohgant-Käserei, und das seit zwölf Jahren. Er bewirtschaftet mit seiner Familie einen Milchviehbetrieb mit 22 Kühen in der Bergzone 2 in Schangnau (BE). Markus Aegerter ist der Käser. Er hat im Betrieb schon seine Lehre absolviert. Seit 2008 ist er der Betriebsleiter von elf Mitarbeitern, wovon einige im Teilzeitpensum angestellt sind.
Andreas und Markus sind ein gutes Gespann. Sie brennen für ihre Aufgaben. Das lässt sich am erfolgreichen Werdegang der Hohgant-Käserei ablesen. Zur Genossenschaft gehören 22 Bauernfamilien. Im Jahr 2008 entschieden sie sich für eine Neuausrichtung der Produktion. Die Käsereigenossenschaft Tal wurde in Hohgant-Käserei umbenannt, die sich ab sofort auf Spezialitäten konzentrierte.
Ein Entscheid, der auch bei den knapp 1000 Schangnauerinnen und Schangnauern auf grosse Resonanz stiess, was den Initiatoren zusätzlichen Rückenwind gab. Allen ist es ein grosses Anliegen, die Milch in der Region zu verarbeiten und zu veredeln. Kurze Wege sind nachhaltig, effizient, und sie erhalten die Wertschöpfung und Kulturlandschaft in der Region, sagen sie.
Im Lädeli findet Kundinnen und Kunden seitdem Spezialitäten wie den Schangnauer Bergkäse, die Bergkönigin, Bergfee oder Sorten mit Geschmacksrichtungen Knoblauch und Chili in unterschiedlichen Reifegraden. Markus Aegerter verarbeitet mit seinem Team 1,6 Mio. kg silofreie Bergmilch (Milch, die über 650 m ü. M. produziert wird).
Zu Produkteinführungen gehört eine gute Vermarktung. „Eine anspruchsvolle Aufgabe, die wir uns einfacher vorgesellt haben. Unsere Idee war, den Käse selbst zu vermarkten.“ Die Hürde war zu hoch. Sie fanden einen Vertriebspartner, der sich auf die Vermarktung von Produktneuheiten kleiner Dorfkäsereien aus der ganzen Schweiz spezialisiert hat.
Auf der Basis einer freundschaftlichen Zusammenarbeit, der Wertschätzung für das Produkt und einer unendlichen Passion beiderseits hat sich zwischen Thomas Vogt, dem Geschäftsführer des Vertriebsunternehmens Spirit Market GmbH, und Markus Aegerter eine kooperative Geschäftsbeziehung entwickelt.
Die Schangnauer Käsespezialitäten findet man zum einen in Läden der nahen Umgebung – sehr treue und verlässliche Partner, betont Aegerter – sowie in den Partnergeschäften der Spirit GmbH und auch bei den Detailhändlern Migros und Coop.
Die Käserei stiess infolge der guten Umsätze im Laufe der Zeit an die Grenze ihrer Lagerkapazitäten. Hinzu kam, dass die umliegenden kleinen Käsereien ebenso dringend auf der Suche nach Lagermöglichkeiten waren. Die zu diesem Zeitpunkt fordernde Situation entwickelte sich zur Win-win-Situation.
Der Vorstand der Genossenschaft und Markus Aegerter schlugen ihren Kollegen den Bau eines Käsereifungslagers vor. An der Hauptversammlung im Frühjahr 2013 wurde der Vorschlag dank einer sehr guten Vorbereitung seitens der Vorstandsmitglieder, die viele Gespräche im Voraus geführt hatten, einstimmig angenommen.
Neben der Spezialitätenkäserei legte die Genossenschaft somit den Grundstock für ein zweites Standbein: nämlich kleineren Käsereien Lagermöglichkeiten zu bieten und die Pflege des Käses als Dienstleistung zu übernehmen.
Mit einem Plan zur Finanzierung und einem schlüssigen Konzept trugen sie ihr Anliegen dem zuständigen Amt für Natur und Landwirtschaft, Abteilung Strukturverbesserungen und Produktion, vor. Bund und Kanton stimmten einer finanziellen Unterstützung zu. „Ohne dem wäre es nicht gegangen“, sind sich Neuenschwander und Aegerter einig.
Im April 2015 war der Spatenstich für das Gebäude, das künftig 22'000 Laibe beherbergen sollte. Das regionale Baugewerbe arbeitete verlässlich und zügig. Schon nach sieben Monaten zog der Käse ein. Acht Verträge mit Käsereien waren geschlossen. Die Anfangsphase lief reibungslos.
Das sei nicht selbstverständlich gewesen, sagt Aegerter. Die Qualitäten waren einwandfrei. Probleme mit Listerien, einer der heikelsten Punkte, blieben zum Glück aus. Alle hielten sich an die Vorgaben.
Die Vertragspartner bezahlen der Hohgant-Käsereigenossenschaft einen Betrag, der nach Platz pro Laib und Tag berechnet wird. Der Käse wird von einem Roboter gepflegt. Nach der visuellen Eingangskontrolle etwa auf Farbe, Geruch, Aussehen wird die Lieferung als Charge eingelagert und gekennzeichnet.
Monatlich findet eine Käsebeurteilung statt. Sind die Laibe reif, gehen sie entweder an die Käsereien zurück oder direkt in die Vermarktung der Spirit GmbH oder zu den oben erwähnten regionalen Läden.
Das gesamthafte Investitionsvolumen des Gebäudes belief sich auf 2,9 Mio. CHF, davon betrug der Eigenanteil der Hohgant-Käserei 400‘000 CHF. 280‘000 CHF kamen vom Bund und Kanton. Mit einem zinslosen Darlehen der Bernischen Agrarkreditbank plus Stiftungsgeldern stand die Finanzierung. Die Genossenschaft hatte im Laufe der Jahre Eigenmittel angespart und war somit auf die Investition vorbereitet.
Die Bauernfamilien der Genossenschaft erhalten derzeit 81 Rp/kg Milch (Stand: Juni 2022). In den vergangenen Jahren verzichteten sie auf den einen oder andere Rappen, um so die notwendigen Eigenmittel für Investitionen zu bilden.
Das Vorhaben ist aufgegangen, denn sieben Jahre nach dem Bau erfolgte vor Kurzem der Spatenstich zu einem weiteren Lagergebäude für 28'000 Laib Käse. Dieses Objekt wird im Gegensatz zum ersten Lager unterkellert sein. Ziel sei es, im ersten Quartal 2023 mit dem Käse einzuziehen. Das Investitionsvolumen beträgt 4,77 Mio. CHF.
Ein zinsfreies Darlehen der Bernischen Agrarkreditbank, das die Genossenschaft aufgenommen hat, ist die Grundlage der Finanzierung. Ausserdem wird das Chäsilädeli, das aktuell im Gebäude der Käserei auf der gegenüberliegenden Seite der Strasse untergebracht und sehr beengt ist, in das 2015 erbaute Käsereifungslager einziehen.
Der regionalwirtschaftliche Effekt des Projektes wirkt über den Vermarktungsweg der Spirit GmbH bis in die Städte und Agglomerationen. Die Folgeinvestition der Hohgant-Käsereigenossenschaft in ein zweites Lagergebäude zeigen die Auswirkungen auf Wertschöpfung und Beschäftigung der Strukturverbesserungsmassnahmen von Bund und Kanton zum Erhalt der landwirtschaftlichen Betriebe, ländlicher Strukturen, Arbeitsplätze und Stärkung der Wirtschaftskraft. Jedoch ohne Eigeninitiative und Einsatz der Menschen vor Ort, geht es nicht.
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