Schweizer Käse im Rampenlicht: Zwischen Stabilität, Exportdruck und Weltmeisterträumen

Mit den World Cheese Awards 2025 in Bern rückt Schweizer Käse ins internationale Rampenlicht. Gleichzeitig kämpft die Branche mit stagnierenden Exporten, steigendem Importdruck und politischen Unsicherheiten – und hofft auf Rückenwind durch Sichtbarkeit, Qualität und klare Botschaften.
Zuletzt aktualisiert am 23. Juni 2025
von Renate Hodel
4 Minuten Lesedauer
Swiss Cheese Awards 2022 Rho
Schweizer Käse an den Swiss Cheese Awards – im November wird die Bühne noch um einiges grösser sein. (rho)

Die World Cheese Awards 2025 in Bern markieren ein Highlight für die Schweizer Käsebranche. Doch hinter den Kulissen zeigt sich ein herausforderndes Umfeld. Die Generalversammlung der Switzerland Cheese Marketing AG – kurz SCM – zeigte einmal mehr: Die Käsewirtschaft steht unter Druck – und hofft gleichzeitig auf einen neuen Schub.

Ein Meilenstein für Schweizer Käse

Vom 13. bis 15. November 2025 wird die neue Festhalle in Bern zum globalen Schauplatz des Käses: Über 5’000 Käse aus 50 Ländern treten bei den World Cheese Awards gegeneinander an. Erstmals findet der renommierte Wettbewerb in der Schweiz statt – organisiert von der britischen Guild of Fine Food und ermöglicht durch das Engagement von Switzerland Cheese Marketing.

«Dass die World Cheese Awards nach Bern kommen, ist ein Meilenstein für die Schweizer Käsebranche», erklärte Lorenz Hirt, Verwaltungsratspräsident der SCM, an der Generalversammlung in Pringy-Gruyères. «Es ist eine hervorragende Gelegenheit, die exzellente Arbeit der ganzen Branche einem breiten, internationalen Publikum zu präsentieren».

Besonders grosse Hoffnungen ruhen auf den Schweizer Weichkäseproduzentinnen und -produzenten. Dank der kurzen Wege innerhalb der Schweiz können empfindliche Käsesorten wie Tomme oder Vacherin Mont-d’Or erstmals in perfektem Zustand präsentiert werden.

Zwischen Euphorie und Realität

So viel Vorfreude – und doch: Die Generalversammlung zeigte auch, wie angespannt die wirtschaftliche Lage ist. Zwar konnte die Schweizer Käsebranche 2024 das zweitbeste Exportjahr ihrer Geschichte verbuchen – 79’268 Tonnen wurden ins Ausland verkauft. Doch 2025 sind erste Bremsspuren sichtbar: Die Exporte stagnierten, während die Importe weiter zunahmen. «Unsere Handelsbilanz ist zwar wertmässig noch positiv, aber der Überschuss schrumpft deutlich», erläuterte SCM-CEO David Escher. «Die allgemeine Unsicherheit hat zugenommen, und der starke Franken erschwert das Geschäft im Ausland», ergänzte er.

Der internationale Wettbewerb wird härter – und das, obwohl Schweizer Käse im Ausland hohes Ansehen geniesst. «Wir dürfen uns nicht auf der Qualität ausruhen», mahnte David Escher. «Wir müssen unsere Marken weiter stärken, in die Kommunikation investieren und vor allem im direkten Kontakt mit Konsumentinnen und Konsumenten überzeugen.», so der SCM-CEO weiter.

Politisches Engagement für die Branche

Neben Marktfragen standen bei der Generalversammlung auch politische Anliegen im Fokus. Die SCM sprach sich entschieden gegen geplante Kürzungen bei der Absatzförderung und den Direktzahlungen aus. «Faire politische Rahmenbedingungen sind zentral, damit unsere Produzentinnen und Produzenten weiterhin hochwertige Produkte liefern können», betonte David Escher.

Und auch der Handel mit den USA kam zur Sprache: Präsident Lorenz Hirt sieht in einem allfälligen gegenseitigen Nullzoll auf Käse vor allem Chancen. «Ein zusätzlicher Importdruck aus den USA ist wenig wahrscheinlich – gefährlicher wäre ein Exportstau in der EU, wenn diese ihren Käse nicht mehr in die USA bringen kann und stattdessen den Schweizer Markt überschwemmt», meinte er.

Käsewelt zu Gast in Bern

Die World Cheese Awards könnten der Branche nun Rückenwind geben. Neben dem eigentlichen Wettbewerb ist ein grosses Rahmenprogramm geplant: Degustationen, Führungen, ein «Swiss Fine Food Market» mit Schweizer Spezialitäten und zahlreiche Aktivitäten für Familien sollen Bern im November in die «Capital of Cheese» verwandeln.

Für einen Moment darf sich die Schweizer Käsebranche also im besten Licht zeigen. Und wer weiss – vielleicht steht im November ein Schweizer Käse ganz oben auf dem Podest. Verdient hätte es die hohe Schweizer Käsekunst allemal.