Zucker: Gesteckte Ziele wieder erreichen

Gut eine Million Tonnen Ertrag warf die Ernte 2021 der Schweizer Zuckerrübenpflanzerinnen und -pflanzer ab. Weit unter dem gesteckten Ziel. Und trotz grossen Anstrengungen ist die Zuckerrübenfläche wie auch die Zahl der Anbauerinnen und Anbauer auch auf dieses Jahr erneut zurückgegangen. Ein Blick nach Österreich zeigt aber, dass so etwas wie ein Turnaround möglich ist.
Zuletzt aktualisiert am 11. März 2022
von Renate Hodel
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Das Jahr 2021 sei für die Schweizer Zuckerwirtschaft ein sehr arbeits- und ereignisreiches Jahr gewesen, sagte Präsident Josef Meyer diese Woche anlässlich der Delegiertenversammlung des Schweizerischen Verbands der Zuckerrübenpflanzer. So konnte zwar der politische Kampf um die Höhe des Einzelkulturbeitrages und um den Mindestgrenzschutz erfolgreich durchgerungen werden und alle Zeichen hätten auf Grün gedeutet.

Umso grösser sei die Enttäuschung gewesen, als klar wurde, dass die Zuckerrübe auch dieses Jahr erneut an Fläche verliert. Die Entscheidungen und die damit verbundene Kommunikation seien wohl zu spät erfolgt und die Anbauplanung für das laufende Jahr seien zu weit fortgeschritten gewesen, vermutet Josef Meyer. Ausserdem seien die Flächen, die der Schweizer Landwirtschaft zur Verfügung stehen, abnehmend und es herrsche Konkurrenzkampf zwischen den einzelnen Kulturen. So seien aktuell auch viele andere Produkte stark nachgefragt.

SVZ-Präsident Josef Meyer im Interview.

Blick nach Österreich

Grundsätzlich befänden sich die Landwirtinnen und Landwirte aktuell in einer sehr erfreulichen Situation und könnten wählen, was sie produzieren wollen. Für die Zuckerbranche gelte darum, diese neue Situation möglichst rasch zu analysieren und die notwendigen Konsequenzen zu ziehen, führte Josef Meyer weiter aus. Viele positive Entwicklungen erlaubte es dem Verband aber auch, positiv in die Zukunft zu schauen. Und dass der Turnaround zu schaffen sei, beweise ein Blick nach Österreich.

So zeigte Markus Schöberl, Direktor der österreichischen Rübenbauern, in einem Gastreferat auf, dass ein Ausbau der Flächen auch im aktuell schwierigen Umfeld möglich ist. Tatsächlich gibt es viele Parallelen zwischen dem österreichischen und dem schweizerischen Zuckerrübenanbau. Wie die Schweizer Zuckerrübenbranche hatte auch die österreichische zuletzt mit einem starken Flächenschwund zu kämpfen. «Früher fragten uns die Bauern, ob und wie viel Rüben sie anbauen dürften – heute ist es umgekehrt», erklärte er.

Haurückübung führt zu Erfolg

Als aber die eine von zwei österreichischen Zuckerfabriken kurz davorstand, schliessen zu müssen, haben es die österreichischen Nachbarn in einer Hauruckübung aber geschafft, die nötigen Flächen wieder aufzubringen. Mit verschiedenen Massnahmen ist das Mindestziel von 38’000 Hektaren erreicht worden, um in der Folge beide Fabriken auszulasten. Obwohl die österreichischen Rübenpflanzer letztes Jahr die Flächen zwar wieder ausbauen konnten, brauche es aber einen Effort in ganz Europa.

Denn die Zuckerproduktion sei europaweit unter Druck und das Problem müsse entsprechend gesamtheitlich angegangen werden. Die Überproduktion müsse in einer gemeinsamen Anstrengung ausgeglichen werden, an der Zuckerrübenproduktion soll aber festgehalten und die Selbstversorgung so gewährleistet werden. Die aktuellen Entwicklungen beobachtet Markus Schöberl aber mit Wohlwollen und ist überzeugt, dass der Zuckerrübenanbau in Europa wieder einer weitaus positiveren Zukunft entgegenblickt als auch schon. Und das soll auch für den Schweizer Zuckerrübenanbau gelten.

Zuckerrübenanbau in Österreich im Überblick

In Österreich gibt es rund 5’000 Rübenbaubetriebe, die mit durchschnittlich 7,5 Hektaren pro Betrieb auf rund 36’000 bis 38’000 Hektaren Anbaufläche kommen. Es gibt zwei Zuckerfabriken – eine in Tulln, westlich von Wien und eine in Leopoldsdorf, südöstlich von Wien. In dieser Region Richtung tschechische und slowakische Grenze befinden sich auch die Hauptanbaugebiete der österreichischen Zuckerrübenproduktion. Aus der Zuckerrübenproduktion von jährlich rund 3 Millionen Tonnen resultieren schliesslich rund 430’000 Tonnen Zucker.