Schweizer Eierbranche erreicht Meilenstein im Ausstieg aus dem Kükentöten
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Martin Kaske ist fachlicher Leiter des Kälbergesundheitsdienstes. «Kälber sind speziell», sagt er an der Tagung in Olten. Sie hätten ein hohes Wachstumspotenzial, eine hohe Nährstoffeffizienz, seien aber anfällige gegenüber Krankheiten und stresslabil. Diese Krankheitsanfälligkeit führe zu einem überproportionalen Einsatz von Antibiotika bei Kälbern. «Hier gibt es offensichtlich ein Problem», so Kaske. Es sei ein Kindergartenphänomen: «Wir halten die Tiere in grösseren Gruppen. Wir können machen, was wir wollen, wir werden nie nur gesunde Kälber haben.»
Für Kaske ist klar, dass die meisten Kälber-Erkrankungen Faktorerkrankungen sind. Das heisst, dass mehrere Faktoren für die Krankheit verantwortlich sind. Die Stabilität einer Kette sei abhängig vom schwächsten Glied, erklärte er. Solange man dieses schwächste Glied vernachlässige, sei ein Vorwärtskommen nicht möglich: «Man muss alle Massnahmen beachten, es braucht ein Gesamtkonzept.»
Als zentrales Problem erachtet Kaske, dass auf dem Geburtsbetrieb oft keine optimalen Bedingungen herrschten und die Kälber dann über einen oder mehrere Händler bei den Mästern landeten. «Es überrascht nicht, dass da viele Kälber krank werden. Es wäre überraschend, blieben viele gesund.»
Mit dem Ziel, die Situation zu optimieren wurde der Kälbergesundheitsdienst gegründet. Kaske plädiert für Verbesserungen auf allen Stufen, vom Geburts- bis zum Mastbetrieb. Studien zeigten, dass Verbesserungen auf dem Geburtsbetrieb zu besserer Gesundheit im Mastbetrieb führten.
Kaske warnte davor, ob der Herausforderungen die professionelle Kälbermast zu verdammen: «Sie produziert hochwertiges Fleisch und ist ein Korrektiv bei saisonal schwankendem Angebot.» Auch aus diesem Grund gebe es auch nicht das Problem eines massiven Überangebots wie in Deutschland oder dem Vereinigten Königreich.
Pointiert verlangen der Kälbergesundheitsdienst und Martin Kaske die Streichung der Vorgabe nach 1qm ungedeckter Fläche für Jungtiere im RAUS-Programm (Regelmässiger Auslauf im Freien).
«Aussenklima kann vorteilhaft sein, ist aber sehr variabel. Und das Anpassungsvermögen der Tiere ist limitiert», so Kaske. Regen sei fatal, er durchnässe bei Kälberiglus die Auslauffläche und begünstige die Übertragung von Krankheiten.
Er zog den Vergleich zu Menschen: Diese hielten sich ebenso bei schönem Wetter draussen auf, bevorzugten aber bei Regen ein Dach über dem Kopf. «Aussenklima kann also auch ein Stressor sein», so Kaske. Die Forderung nach einer Maximierung von Umweltreizen in der Kälberaufzucht teile der KGD deshalb nicht. «Ein Stall ist nicht nötig. Es reicht ein Vordach oder ein einfaches Carport», betonte Kaske.
Insgesamt zeigte sich Kaske von der bisherigen Arbeit des KGD überzeugt. Es seien wichtige Fortschritte erzielt worden, auch wenn sich noch nicht alle Lösungsansätze hätten etablieren können. Klar ist für ihn: «Wir brauchen konkrete Fortschritte, nicht allgemeine Absichtserklärungen.»
In der EU werden pro Jahr 22 Millionen Rinder geschlachtet, die Hälfte davon aus Grossviehmast. Sie stammen oft aus intensiven Haltungssystemen. Eine problematische Haltung, wie Christoph Winckler vom Institut für Nutztierwissenschaften in Wien an der STS-Tagung sagte. Er nannte als Problemfelder das geringe Platzangebot, die vollperforierten Böden – auch rein aus Beton erlaubt -, die intensive Fütterung und die reizarme Umgebung. Betonböden würden gemäss Studien von Rindern gemieden, wenn dies möglich sei, so Winckler. Die Tiere bevorzugen verformbare Böden. Auch aus Gesundheitssicht spricht vieles gegen die Vollspaltenböden aus Beton. Die Integumentschäden (Hautschäden, Schwellungen) seien über die Zeit deutlich höher auf Beton als auf anderen Unterlagen. Winckler sieht auch die reizarme Umgebung als Problem an. Diese führe zu Stereotypien wie Zungenschlagen. Das gelte auch für die Tiere, welche über Einstreu am Boden verfügten.
Hans Rüssli, ehemaliger Redaktor der BauernZeitung, warf einen Blick auf die Rindviehahltung in Südamerika. Geprägt ist diese von riesigen Flächen und keinerlei Vorschriften, was die Haltung angeht. Dennoch ist Rindfleisch aus Südamerika auch hierzulande ein beliebtes Importfleisch, gerne auch in Aktion. Ställe gibt es nicht, die Tiere verbringen die gesamte Zeit draussen, oft in Feedlots, wo sie insbesondere mit Kraftfutter versorgt werden. Auch Wachstumshormone kommen zum Einsatz. Die Farmer sind dem Weltmarkt komplett ausgeliefert. Rüssli zitierte einen chilenischen Milchbauern (3000 Hektaren, 6000 Milchkühe, Ziel sind 10‘000), der die Direktzahlungen in der EU als «versteckte Sozialhilfe» bezeichnet, unter welcher die südamerikanischen Farmer zu leiden hätten.
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