
DOK-Versuch in Therwil: Konventionell bringt mehr Ertrag, Bio mehr Biodiversität
Seit 1978 läuft in Therwil BL ein Feldversuch: Im Zuge des DOK-Versuchs vergleichen Forscherinnen und Forscher die ko...
Das Naturgefahrenrisiko wird durch den menschengemachten Klimawandel verschärft. Starkniederschläge und Trockenheitsperioden häufen sich. Ein vorausschauender und bewusster Umgang mit den Naturgefahren wird daher immer wichtiger. Zumal die Ereignisse in Gebieten und zu Jahreszeiten erfolgen, wie wir es bislang nicht gewohnt waren.
Die Unwetterschadensdatenbank Schweiz errechnete für die Zeit zwischen 1972 und 2023 Hochwasserschäden von über 15 Milliarden Franken – im Jahresdurchschnitt sind das annähernd 300 Millionen Franken. Die Begleiterscheinungen von Hochwasser sind Überschwemmungen, Murgänge mit Schlamm und Gesteinsmaterial, Rutschungen und Sturzprozesse wie Steinschlag, Fels- und Bergstürze. Neunzig Prozent der Schäden gehen auf das Konto von Überschwemmungen und Murgängen und rund ein Fünftel der Schweizer Bevölkerung ist heute den Gefahren von Überschwemmungen ausgesetzt.
Hochwasser ist das kostspieligste aller Naturereignisse: Über zwei Drittel der Schäden, die Naturgefahren verursachen, entstehen durch Hochwasser. Vier von fünf Schweizer Gemeinden waren in den letzten 40 Jahren von Hochwasser betroffen. Der Neuwert aller Gebäude in den gefährdeten Gebieten liegt bei rund 500 Milliarden Franken. Allein die Schäden, die bei einem einzelnen Hochwasserereignis entstehen, können im Extremfall mehrere Milliarden Franken ausmachen, sagen Fachleute.
Das Hochwasser 2024 forderte zehn Todesopfer und die Schäden dürften in dreistelliger Millionenhöhe liegen. Hauptursache der Extremwitterung vor einem Jahr waren Starkregen und die verspätete Schneeschmelze in höheren Lagen. 2023 waren das Tessin und die Ostschweiz betroffen, damals ohne Todesopfer. Schweizweit summierten sich die Unwetterschäden auf rund 75 Millionen Franken.
«Hochwasserereignisse sind nicht zwingend eine Kombination von Starkniederschlägen und laufender starker Schneeschmelze», sagt Stephan Bader, von der Abteilung Klima bei MeteoSchweiz. So war etwa das Ereignis in Brienz im Berner Oberland 2024 allein auf heftige Gewitter zurückzuführen. «Schneeschmelze spielte dabei überhaupt keine Rolle», erklärt Stephan Bader weiter.
«Auch das Jahrhunderthochwasser vom August 2005 war die Folge von zweitägigen enormen Niederschlagsmengen – auch hier spielte Schneeschmelze keine Rolle», führt Stephan Bader weiter aus. «Hochwasserereignisse können also allein durch spezielle Niederschlagskonstellationen verursacht werden und solche Niederschlagskonstellationen sind grundsätzlich jedes Jahr möglich», so der Klimatologe. Hochwasser und auch extreme Hochwasser seien in der Schweiz ein über Jahrhunderte bekanntes Phänomen.
Die aktuelle Entwicklung fasst der Experte bei MeteoSchweiz so zusammen: Die Resultate von Analysen der letzten 120 Jahre entsprechen der physikalischen Erwartung, dass sich Starkniederschläge mit der zunehmenden Temperatur durch den menschengemachten Klimawandel verstärken.» Der Grund: Wärmere Luft nimmt mehr Feuchtigkeit auf und diese fällt früher oder später als Niederschlag zurück auf die Erde.
Starkniederschläge würden in Zukunft wahrscheinlich merklich häufiger und intensiver auftreten. Dies betreffe alle Jahreszeiten, aber besonders den Winter. Auch seltene Extremereignisse wie ein Jahrhundertniederschlag würde deutlich heftiger ausfallen. «Diese Erkenntnis leitet sich aus beobachteten Messreihen, Klimamodellsimulationen und dem theoretischen Verständnis ab», sagt Stephan Bader. Bei ungebremstem Klimawandel sei bis Mitte dieses Jahrhunderts zu erwarten, dass die stärksten Eintagesniederschläge im Winter um weitere rund 10 Prozent heftiger ausfallen würden. «Bis Ende des Jahrhunderts beträgt die erwartete Zunahme 20 Prozent – im Sommer bewegen sich die Zunahmen um 10 Prozent und für andere Jahreszeiten liegen die Veränderungen zwischen Winter und Sommer», so die Vorausschau des Klimatologen.
«Auch sehr seltene Niederschlagsereignisse, wie sie etwa einmal in 100 Jahren eintreten, verstärken sich», erklärt er und ergänzt: «Die Veränderung ist in allen Jahreszeiten ähnlich und beträgt Mitte Jahrhundert 10 bis 20 Prozent, gegen Ende Jahrhundert etwa 20 Prozent.» Selbst wenn der durchschnittliche Niederschlag zurückgeht wie im Sommer, werden also Einzelereignisse stärker.
MeteoSchweiz und weitere Fachstellen des Bundes arbeiten bei den Warnungen vor Naturgefahren eng zusammen. Das macht es möglich, Einsatzkräfte, Krisenstäbe und auch die Bevölkerung rechtzeitig mit den relevanten Informationen zu versorgen. Die Warnungen vor Naturgefahren wie beispielsweise Starkniederschläge mit erwarteten Hochwassern oder Murgängen laufen nach einem seit längerer Zeit eingeübten Prozedere ab.
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABS hat die Aufgabe, die für die Information, Warnung und Alarmierung notwendigen Systeme zu betreiben. Das BABS plant eine Multikanalstrategie, um die Bevölkerung vor Extremereignissen zu warnen – das Smartphone spielt dabei ein Schlüsselrolle. «Es ist das Ziel des BABS, die Bevölkerung in möglichst allen Situationen rasch und gut alarmieren und informieren zu können – dazu hat das BABS 2023 eine Strategie entwickelt, wie die Bevölkerung künftig informiert, gewarnt und alarmiert werden soll», sagt Philippe Boeglin, Mediensprecher beim BABS.
Das sind wichtige Elemente der neuen Strategie:
Die Sirenen bleiben ein unverzichtbarer Kanal, um beispielsweise in der Nacht die Bevölkerung zu alarmieren. Sie funktionieren mittels Batterien, auch unter Bedingungen eines Telekommunikations- und Stromausfalls.
In der Schweiz wird es immer Hochwasser, Murgänge, Rutschungen, Felsstürze, Lawinen, Stürme und Erdbeben geben. Mit effizienten Massnahmen, das heisst mit entsprechender Anpassung an diese Naturgefahren, können Schäden verhindert oder zumindest in Grenzen gehalten werden. Der Schutz vor Naturgefahren basiert in der Schweiz auf dem «Integralen Risikomanagement», das unter der Federführung des Bundesamts für Umwelt (BAFU) entwickelt wurde. Es bündelt Massnahmen zum Schutz von Menschen, Gütern und Umwelt. Risiken werden laufend analysiert, bewertet und angepasst. Der Dialog zwischen Bund, Kantonen, Gemeinden und der Bevölkerung ist zentral.
Das Risikomanagement umfasst auch die regelmässige Identifikation von Risiken und deren Bewertung im Hinblick auf ihre gesellschaftliche Akzeptanz. So können sowohl Handlungsbedarf als auch Prioritäten festgelegt werden: Zukünftige Risiken werden vermieden, aktuelle Risiken auf ein akzeptables Mass reduziert und solidarisch getragen. Der Erfolg des Risikomanagements hängt vom Dialog aller Beteiligten ab.
Gefahrenprävention wiederum ist Sache des Bundesamts für Umwelt BAFU. Beim Hochwassersommer 2024 starben zehn Menschen und es entstanden immense Sachschäden. Was ist falsch gelaufen? «Gewisse Regionen im Tessin, in Graubünden und im Wallis wurden von den Unwettern im letzten Sommer sehr stark betroffen – neben den extremen Sachschäden sind vor allem auch die Todesfälle sehr belastend», sagt Moritz Heiser, Informationsbeauftragter beim BAFU. Und weiter: «Die Situation für die Menschen vor Ort war und ist schwierig.» Der Bund und die Kantone seien daran, das Ereignis zu analysieren mit dem Ziel, Lehren zu ziehen und damit die Prävention vor Naturgefahren laufend zu verbessern.
Die Kritik, die Schweiz hinke im Hochwasserschutz hinterher, weist Moritz Heiser zurück: «Unser Risikomanagement wird international als Vorbild betrachtet.» Die Schweiz habe viel Erfahrung im Umgang mit Naturgefahren und sei gut vorbereitet. Der Bund und die Kantone führten zu jedem Naturgefahrenereignis eine Analyse durch, um Lehren daraus zu ziehen.
Ein neuer Umsetzungsbericht zum «Integralen Risikomanagements von Naturgefahren» wird Ende 2025 erwartet. Der Bericht zeigt den Stand der Massnahmenumsetzung zur Implementierung des «Integralen Risikomanagements von Naturgefahren». «Im Standbericht wird analysiert, inwieweit das integrale Risikomanagement in der Schweiz bereits implementiert ist und welche Massnahmen dafür noch umzusetzen sind», sagt Moritz Heiser. Aktuell seien rund zwei Drittel der Massnahmen umgesetzt, die vollständige Umsetzung erfolge bis 2040.
Auch die Landwirtschaft ist Teil des integralen Risikomanagements. «Im Integralen Risikomanagement werden alle Schutzgüter berücksichtigt – auch die Landwirtschaft», sagt Moritz Heiser. Und weiter: «Die von der Öffentlichkeit getragenen Schutzmassnahmen müssen wirtschaftlich sein und das heisst, dass der mit der Massnahme verhinderte Schaden grösser sein muss als die Investition für die Umsetzung der Massnahme.» Da im Ereignisfall der Schaden bei Landwirtschaftsflächen deutlich geringer sei als bei Industrie- oder Siedlungsgebieten, liessen sich für landwirtschaftlich genutzte Flächen auch weniger umfangreiche Massnahmen realisieren.
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