Agrotourismus als Zukunftsmodell für kleine Höfe

In Courchavon im Jura hat Rolf Amstutz seinen Bauernhof um einen erfolgreichen Agrotourismusbereich erweitert. Er engagiert sich nicht nur auf dem eigenen Betrieb, sondern baut auf ein agrotouristisches Netzwerk.
Zuletzt aktualisiert am 31. Juli 2025
von Renate Hodel und Pascale Bieri / AGIR
3 Minuten Lesedauer
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Die «Bergerie» von Rolf Amstutz bietet vielfältige agrotouristische Angebote. (zvg)

Auf dem Biohof von Rolf Amstutz in Courchavon im Kanton Jura wurde in den letzten zwanzig Jahren ein vielseitiges Angebot aufgebaut: Übernachtungen, Verpflegung, eine Naturschule und Raum für Seminare und Feste. Fast die Hälfte der betrieblichen Einnahmen stammt heute aus dem Agrotourismus.

«Der Agrotourismus ermöglicht uns, einen Bauernhof am Leben zu erhalten, unser Einkommen zu diversifizieren, aber auch Familien, die das Landleben nicht mehr kennen, zu vermitteln, was es bedeutet, auf dem Land zu leben», sagt Rolf Amstutz.

Wichtiger Nebenerwerb

Ursprünglich bewirtschaftete Rolf Amstutz mit seiner Familie einen reinen Milchviehbetrieb. Mangels Zukunftsperspektiven entwickelte er schrittweise das touristische Angebot. «Wichtig ist, ein echtes Erlebnis anzubieten – in einem Rahmen, der den Austausch und die Verbindung zur Natur fördert», erklärt Rolf Amstutz.

Heute empfängt die «Bergerie» vor allem Familien sowie Gruppen für Feste oder Seminare. Das Angebot richtet sich besonders an Menschen, die das Landleben (wieder)entdecken möchten.

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Für sein agrotouristisches Angebot hat Rolf Amstutz unter anderem die Herberge auf seinem Hof saniert. (zvg)

Viele Vorschriften, wenig Ausbildung

Trotz des Erfolgs sieht Rolf Amstutz aber auch zahlreiche Hürden. Der Einstieg sei nicht einfach: «Es gibt unglaublich viele Vorschriften, Genehmigungen und administrative Auflagen», erklärt er. Gleichzeitig fehle es an geeigneten Aus- und Weiterbildungen: «Man empfängt Menschen, beschäftigt sich mit Gastronomie und Beherbergung – das sind eigentlich ganz andere Berufe.»

Um andere Interessierte zu unterstützen, hat Amstutz den Verein «Beju Tourisme Rural» mitgegründet. Ziel ist es, Landwirtinnen und Landwirte aus dem Jura zu vernetzen, Informationen bereitzustellen und typische Stolpersteine zu vermeiden – etwa in den Bereichen Raumplanung, Hygiene oder Mehrwertsteuer.

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Auch kulinarisch können sich die Gäste der «Bergerie» verwöhnen lassen. (zvg)

Plattformen bringen Sichtbarkeit

Wichtige Unterstützung erhält Rolf Amstutz dabei auch durch die nationale Plattform von Agrotourismus Schweiz. «Dank ihr haben wir Gäste erreicht, die wir sonst nie angesprochen hätten – insbesondere Familien aus der Deutschschweiz», sagt er. Darüber hinaus profitieren Anbieter von gemeinsamen Marketingaktionen, etwa in Kooperation mit Coop.

Die Plattform gebe Orientierung, ermögliche Austausch und schaffe Anerkennung. Auch wenn die Mitgliedschaft Geld koste, sei sie aus seiner Sicht eine lohnende Investition: «Sie erhält unser Projekt langfristig am Leben.» Sowieso seien solche Plattformern enorm wertvoll. «So bleibt man nicht isoliert – man kann Erfahrungen austauschen, klassische Fehler vermeiden und fühlt sich unterstützt», so Rolf Amstutz.

Zukunft mit Potential

Agrotourismus sieht Rolf Amstutz als grosse Chance – nicht nur für einzelne Betriebe, sondern für ganze Regionen: «Es ist ein wunderbarer Hebel, um das Leben in den Dörfern zu erhalten, unseren Beruf weiterzugeben und von dem zu leben, was wir gerne tun.» Dafür brauche es jedoch politische und gesellschaftliche Unterstützung – andernfalls würden viele aufgeben, was laut Rolf Amstutz doch sehr schade wäre.