
Klima schonen durch Kraftfuttereinsparung und Humusaufbau
Der Hof Cresta ist Projektbetrieb der «Klimaneutralen Landwirtschaft Graubünden». Auf seinem Bio-Hof in Salouf hält A...
Die aktuell 140 landwirtschaftlichen Biogasanlagen – und nur um diese geht es in diesem Beitrag – vergären jedes Jahr rund 1 Million Tonnen Mist und Gülle. Gegenüber einer offenen Lagerung von Hofdünger gelangten 100'000 Tonnen CO2-Äquivalente weniger in die Atmosphäre, sagt Albert Meier im Agrarpolitik-Podcast. Er ist Bereichsleiter Politik und Verbandskommunikation bei Ökostrom Schweiz, dem Fachverband für landwirtschaftliche Biogasanlagenbetreiber. Gleichzeitig werden rund 500 Gigawatt-Stunden Energie erzeugt, davon 90 Gigawatt-Stunden Strom. «Landwirtschaftliche Biogas-Anlagen können eine zentrale Rolle spielen für den Klimaschutz», ist Meier überzeugt.
Die 1 Million Tonnen Mist und Gülle sind etwa ein Zwanzigstel der Menge, die in der Schweiz anfällt. Meier nennt zwei Gründe für die Differenz zwischen Potenzial und Realität. Erstens sei es schwierig, eine Biogasanlage wirtschaftlich zu betreiben. Zweitens seien Baubewilligungsverfahren in der Landwirtschaftszone sehr komplex.
«Um die Wirtschaftlichkeit zu verbessern, braucht es tragfähige, marktorientierte Fördersysteme», sagt Meier. Die neuen Fördersysteme, die der Bundesrat dieses Jahr beschlossen hat, beurteilt Ökostrom Schweiz zwiespältig. «Sie bringen gute Rahmenbedingungen für neue Biogasanlagen, bestehende Anlagen stehen jedoch vor dem Aus», begründet der Bereichsleiter Politik und Verbandskommunikation.
Falle die Kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) weg, führe das nach ersten Analysen zu Erlöseinbussen von bis zu 40 Prozent. Die laufenden Betriebskosten wären nicht mehr gedeckt. «Bewährte, funktionierende Anlagen aufzugeben und dafür neue zu bauen, ist weder nachhaltig, noch volkswirtschaftlich sinnvoll», findet er.
Die Wirtschaftlichkeit könnte auch verbessert werden, wenn Mist, Gülle und organische Reststoffe eine höhere Wertschöpfung brächten. Mit Projekten prüft Ökostrom Schweiz, welche Möglichkeiten es dafür gibt. «Gärgülle und Gärmist haben durchaus agronomische Vorteile», betont Meier. Die Stickstoffwirkung sei besser und die Geruchsemission geringer.
Wie weit die zweite Etappe der Revision des Raumplanungsgesetzes die Bewilligungsverfahren vereinfacht, hängt ab von der Verordnung, die noch in der Vernehmlassung ist, und wie diese umgesetzt wird. Aktuell ist der Vollzug laut Meier sehr streng, teilweise sogar unverhältnismässig streng «Die Kantone sollten die klima- und energiepolitischen Ziele und Strategien unterstützen und nicht mit unverhältnismässigen Auflagen behindern», findet er. Sind die Regelungen klug, schätzt Meier, dass langfristig bis fünfmal so viele Mist und Gülle vergärt wird.
In der Schweiz werden in Biogasanlagen laut Meier zu 80 Prozent Mist und Gülle vergärt. Die restlichen 20 Prozent Substrat sind organische Reststoffe aus Gastronomie, Detailhandel und Lebensmittel-Industrie. «In die Biogasanlage kommt nur organisches Material, das nicht als Lebens- oder Futtermittel genutzt werden kann», erklärt er. Zudem darf in der Schweiz nichts angebaut werden für Biogasanlagen.
Agrarpolitik auf dem Prüfstand: Ist eine klimaneutrale Landwirtschaft möglich oder utopisch? Dieser Frage geht die 14. Staffel von «Agrarpolitik – der Podcast» nach. Im Gespräch mit Fachpersonen wird ausgelotet, wie und wie weit die Landwirtschaft den Ausstoss von Treibhausgasen reduzieren kann.
In dieser Staffel bisher erschienen:
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