Stabiles Schadenjahr trotz Extremwetter

Die Schweizerische Hagel-Versicherungsgesellschaft zieht dieses Jahr eine insgesamt positive Schadensbilanz für die Schweizer Landwirtschaft. Seit Januar ist die Prämienverbilligung in Kraft und neu wurde ein Angebot zur Förderung der Klimaresilienz lanciert.
Zuletzt aktualisiert am 31. Oktober 2025
von Elin Wittwer
6 Minuten Lesedauer
2017 Hagelschaden Lid
Hagel ist immer noch das grösste Risiko, welches Schweizer Hagel versichert. (lid)

«Trotz punktueller Extremwetterereignisse blieb das Jahr ohne flächendeckende Katastrophen – die Schadensentwicklung zeigt sich stabil und vergleichsweise gering», schreibt die Genossenschaft. Schweizer Hagel schaut zudem zurück auf die neu eingeführte Prämienverbilligung sowie die Lancierung des Angebots «HagelAdapt» zur Förderung der Klimaresilienz.

Prämienvolumen wächst 2025

Seit dem 1. Januar 2025 ist Schweizer Hagel auch in Portugal aktiv. «In Portugal gab es im Frühling schwere Stürme, weshalb gewisse Kulturen nicht angepflanzt werden konnten, wie beispielsweise Freilandtomaten», berichtet Adrian Aebi, Direktor von Hagel Schweiz. Zudem gab es grosse Hitzewellen im Sommer sowie Waldbrände. Ein Teil des Schadens sei so auch auf von Schweizer Hagel versicherten Wald gefallen. Diese Kombination von Ereignissen führte zu einer Schadensquote von 76 Prozent, was leicht über den Zielwerten liege.

Die erwartete Schadensquote beläuft sich in Frankreich auf 56 Prozent und in Italien auf 58 Prozent. «2023 hatten wir ein schlechtes Resultat, 2024 haben wir wieder gut abgeschlossen und 2025 gibt ein sehr gutes Jahr, auch mit einem gewissen Wachstum des Prämienvolumens», meint Adrian Aebi.

«Unsere Auslandgeschäfte erzielen gute Ergebnisse, die sich positiv auf unsere Aktivitäten in der Schweiz auswirken», meint Adrian Aebi. Die Prämien liegen in Italien bei 55 Millionen, in Frankreich bei 49 Millionen und in Portugal bei 7 Millionen Euro, weshalb die Schadensquote in Portugal auch weniger ins Gewicht falle.

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Gaylor Monnerat, Adrian Aebi und Bettina Koster zogen eine insgesamt positive Jahresbilanz 2025. (ewi)

Insgesamt ruhiges Jahr in der Schweiz

In der Schweiz werde in den letzten drei bis vier Jahren gegen Ende des Sommers eine deutliche Zunahme der Sturmschäden beobachtet, berichtet Gaylor Monnerat, Leiter Schweiz bei Schweizer Hagel. Davon seien besonders die Kulturen Mais und Sonnenblumen betroffen.

«Wir haben eine starke Zunahme der Nachfrage nach einer Deckung gegen Trockenheit und Frost festgestellt. Das Frostrisiko im Weinbau hat im Vergleich zu 2024 deutlich zugenommen», führt Gaylor Monnerat weiter aus. «Was den Schaden betrifft, können wir insgesamt von einem ruhigen Jahr sprechen, auch wenn einige Regionen erhebliche Schäden durch Hagel, Trockenheit oder Sturm verzeichnet haben», ergänzt er.

«Die Gesamtprämie ist im Jahr 2025 aus zwei Gründen gestiegen: Ersterer betrifft die Pflanzenversicherung und hängt mit der Einführung der Prämienverbilligung durch den Bund zusammen», erklärt Gaylor Monnerat.

«Die Fälle von Maul- und Klauenseuche in Deutschland, Ungarn und der Slowakei haben uns daran erinnert, dass diese Krankheit sehr schnell auch unser Land erreichen kann.»
Gaylor Monnerat
Leiter Schweiz bei Schweizer Hagel

Tierseuchen bleiben aktuell

Der zweite Grund für den Prämienanstieg sei die Tierversicherung, welche 2025 sehr positiv ausgefallen sei. «Wir hatten ein zweistelliges Wachstum und die Schäden sind bis jetzt gering», meint Gaylor Monnerat. Ein positives Jahr bedeute jedoch nicht ein einfaches Jahr: «Die Fälle von Maul- und Klauenseuche in Deutschland, Ungarn und der Slowakei haben uns daran erinnert, dass diese Krankheit sehr schnell auch unser Land erreichen kann», betont Gaylor Monnerat.

«Sobald der Fall in Deutschland gemeldet wurde, haben wir die Deckung dieser Krankheit für alle neu abgeschlossenen Verträge vorübergehend ausgesetzt – dank der sehr guten Arbeit der Behörden in diesen Ländern konnte die Krankheit eingedämmt und ab dem 1. August 2025 die Deckung wieder aufgenommen werden», so Gaylor Monnerat. Auch die Blauzungenkrankheit (BTV) und die Lumpy-Skin-Krankheit (LSD) habe Schweizer Hagel stark beschäftigt, obwohl sie nicht in der Deckung enthalten sind.

Für das kommende Jahr will Schweizer Hagel Produkte anpassen, vereinfachen und den administrativen Aufwand im Schadensfall reduzieren. Zudem wird geprüft, ob künftig auch Krankheiten wie LSD, BTV oder EHD (Epizootische hämorrhagische Krankheit) in den Versicherungsschutz aufgenommen werden.

Positive Bilanz bei Prämienverbilligung

Bei der neu eingeführten Prämienverbilligung zieht die Versicherungsgesellschaft eine positive Bilanz. Produkte und IT-Systeme wurden angepasst und Agenten wurden geschult, um den Versicherten über die Funktionsweise der Prämienverbilligung Auskunft geben zu können. Der Prozess werde aber weiterhin optimiert und die Zusammenarbeit mit Bund und Kantonen bezüglich Sammelns der Daten verbessert.

Der Aufwand bestehe, lohne sich aber auch. «Wir konnten mit diesem Aufwand dazu beitragen, dass der Landwirtschaft einen Teil des eingestellten Budgets verfügbar gemacht werden konnte», erklärt Adrian Aebi. Als ehemaliger Mitarbeiter des Bundesamts für Landwirtschaft (BLW) fügt er an: «So effizient und unbürokratisch, wie diese Verordnung, wurde wahrscheinlich keine einzige der Verordnungen des BLW umgesetzt.»

«Gerade bei den vom Klimawandel getriebenen Risiken wie Trockenheit, Frost oder Starkniederschläge reicht Versichern allein nicht.»
Bettina Koster
Leiterin Nachhaltigkeit bei Schweizer Hagel

«HagelAdapt» zur Förderung von Klimaresilienz

Im Zuge der Medieninformation wurde auch das Förderangebot «HagelAdapt» lanciert, dessen Zielgruppe sich aus den Versicherten von Schweizer Hagel sowie Partnern des Netzwerks zusammensetzt. Bettina Koster, Leiterin Nachhaltigkeit bei Schweizer Hagel, vergleicht «HagelAdapt» mit der Gesundheitsförderung einer Krankenkasse.

«Gerade bei den vom Klimawandel getriebenen Risiken wie Trockenheit, Frost oder Starkniederschläge reicht Versichern allein nicht – darum ist es wichtig, dass sich die Versicherten auch anpassen», betont Bettina Koster. In diesem Prozess sollen Kundinnen und Kunden unterstützt werden.

Damit werde auch das gesetzte Strategieziel der aktiven Unterstützung zur Erhöhung der Klimaresilienz auf den Betrieben umgesetzt. Nur so könnten die Erträge gesichert werden, meint Bettina Koster. Die Versicherung sollte als Rettungsring für Ausnahmeereignisse betrachtet werden: «Wir versichern Ausnahmejahre und nicht den Klimawandel.»

«Ziel ist, dass wir für die Dringlichkeit der Anpassung sensibilisieren können, aber auch ganz konkret die Unterstützung bieten können, dass eben diese Anpassungsmassnahmen und -leistungen zielgerichteter und schneller umgesetzt werden können», führt Bettina Koster weiter aus.

Hierbei gehe es nicht um das Hauptrisiko Hagel, sondern um die Risiken Trockenheit, Starkregen und Frost. Anders als der lokale Hagel sei ein Risiko wie Trockenheit systemisch und kann beispielsweise das ganze Mittelland oder die gesamte Westschweiz betreffen. Solche systemischen Risiken sollen mit «HagelAdapt» besser abgefangen werden. «Nicht alle Risiken ticken gleich: Hagel, Frost oder Trockenheit sind vom Charakter und im Handling ganz unterschiedlich», meint Bettina Koster.

«Wenn in der Schweiz kein Ackerbau mehr betrieben werden kann, braucht es auch keine Versicherung mehr.»
Adrian Aebi
Direktor von Schweizer Hagel

Blick in die Zukunft

«Unser Ziel ist es, dass die Landwirtschaft im Jahr 10 bis 20 Jahren noch produzieren kann», meint Adrian Aebi zusammenfassend. «Das erreichen wir, indem wir unter dem Namen ‹HagelAdapt› in die Bildung, die Weiterbildung unserer Bäuerinnen und Bauern und in effiziente Produktionssysteme investieren und zwar nicht, um kurzfristig damit Geld zu verdienen, sondern dass es uns längerfristig überhaupt noch braucht – wenn in der Schweiz kein Ackerbau mehr betrieben werden kann, braucht es auch keine Versicherung mehr», erklärt er weiter.

Klimawandelsensitive Risiken wie Frost, Trockenheit oder Extremereignisse im Bereich Niederschlag verändern sich laufend und müssen stets neu angegangen werden. Beim Hagel sei die Entwicklung weniger klar: «Wissenschaftlich lässt sich noch nicht genau sagen, wie sich das im Rahmen des Klimawandels entwickelt», erklärt Adrian Aebi. «Wenn man beispielsweise die Entwicklung der Meerestemperaturen anschaut, dann ist klar, dass Wärme, also Energie, da ist, die sich irgendwo entladen muss. Das macht uns natürlich schon Sorgen», meint Adrian Aebi, «mit 70 Prozent ist Hagel immer noch das wichtigste Schadensereignis, das wir versichern.»

Die Adaption schreitet nur langsam voran: Investitionen in Infrastrukturen wie Bewässerungssysteme oder Pflanzenzüchtungen, die zuerst auf dem Feld getestet werden müssen, bevor sie in die Produktion kommen – hier dauere es fünf bis zehn Jahre, bis sich ein Effekt abzeichne. «Deshalb ist es so wichtig, dass man jetzt schon anfängt», meint Adrian Aebi abschliessend.