
Innovation im Stall: Die erste Kuhtoilette der Schweiz soll Ammoniak reduzieren
In Hellbühl im Kanton Luzern ist seit April 2025 die erste Kuhtoilette der Schweiz in Betrieb. Der Milchviehbetrieb d...
Friedlich frisst Aubrac-Ochse «Bambison» das frische Futter an seinem Spezial-Fressplatz. Die anderen Tiere sind ebenfalls am Fressen. Alles ist bereit für die Hofschlachtung, die in wenigen Minuten hier durchgeführt wird. Für Sigi Bertschinger vom Biohof Hermikon bei Dübendorf ist es bereits die zwanzigste Hoftötung. Und obwohl er für die Tiere möglichst ruhig bleiben will, ist er ein wenig nervös. «Bei der Tötung muss alles sehr schnell gehen, dabei zählen Sekunden», erklärt er.
Stressfrei soll die gesamte Hoftötung vonstattengehen. So kann das Tier bis zu seinem Tod in seiner gewohnten Umgebung bleiben. Und der Transport in den Schlachthof fällt weg. Dies hat einerseits einen ethischen Faktor, andererseits wirkt sich Stress schlecht auf die Fleischqualität aus.
Nun gilt es ernst: Das Auto von Wangers Landmetzg aus Forch steht bereits um die Ecke. Die beiden Metzger warten auf das Okay vom Landwirt. Danach kommen sie ruhig um die Ecke, Bambison frisst weiter, der Metzger hält den Bolzenschussapparat an seine Stirn und drückt ab. Paff. Sofort sackt der Ochse zusammen, ein Zeichen, dass er gut getroffen ist.
Am Hinterbein wird er angebunden und mit dem Frontlader aufgezogen. Innerhalb von einer Minute muss der Metzger das Tier gestochen haben, damit es korrekt ausbluten kann. Die natürlichen Muskelzuckungen des hirntoten Tieres sind stark und auch nicht ungefährlich für die Personen drumherum.
Heute finden die allermeisten Schlachtungen der jährlich etwa 600’000 in der Schweiz geschlachteten Rinder in industriellen Grossschlachtbetrieben statt. Kleinschlachtbetriebe und Hausschlachtungen für den Eigengebrauch sind von marginaler Bedeutung. Erst etwa 250 Betriebe führen Hoftötungen durch. Die Anzahl auf dem Hof getöteter Rinder für die Schlachtung wird vom FiBL auf 1’500 bis 2’000 geschätzt.
Nach dem Ausbluten transportiert Sigi den Ochsen auf den Spezialanhänger des Metzgers. Dieser fährt zurück in die Metzgerei, wo das Rindvieh schnellstmöglich geschlachtet werden muss. Nur 90 Minuten, bis das Tier fertig ausgenommen sein muss. So schreibt es das Gesetz vor.
Das Fleisch von diesem Ochsen vermarktet die Wangers Landmetzg AG, geführt von Nils Müller und Claudia Wanger. Die meisten Landwirtschaftsbetriebe in der Schweiz, die Hof- und Weidetötung durchführen, vermarkten das Fleisch direkt. Eine Übersicht bietet die Karte vom Forschungsinstitut für Biolandbau (FiBL).
Im Merkblatt «Hof- und Weidetötung zur Fleischgewinnung» wird das stressarme Töten von Rindern auf dem Landwirtschaftsbetrieb beschrieben. Die Hoftötung ist in der Schweiz seit 2020 wieder erlaubt. Früher war dies die Normalität. Die heutige Hoftötung ist durch viele gesetzliche Bestimmungen geregelt. So müssen Landwirte, die Hoftötung machen wollen, eine Bewilligung dafür haben. Auch der Ablauf, die Technik und erlaubten Materialien müssen genau den Vorgaben entsprechen.
«Die Schlachtung auf dem landwirtschaftlichen Betrieb ist der Königsweg dafür, weil die Tiere am wenigsten Stress haben.» Dies zeigt eine Studie vom FiBL von 2023.
Total leben auf dem Biohof Hermikon 20 Mutterkühe der Rasse Aubrac. Mit den Jungtieren und dem Muni zusammen sind es 53 Tiere. Sigi Bertschinger kennt jedes von ihnen mit seinen Eigenschaften und kann von jedem die Geschichte erzählen. Bambison ist zum Beispiel der Sohn von Bambi. Bambi hat Sigi nur behalten, weil sie das Kalb war von Bella, der Lieblingskuh von Sigis Tochter, welche er verkaufen konnte.
In der Herde sind die meisten Tiere hornlos. Lediglich drei der Kühe tragen Hörner: «Diese sind wichtig für die Verteidigung gegen die Wölfe, wenn sie auf der Alp sind», erklärt Sigi. Die Kampfspuren an den Tieren bezeugen dies. Ab dem 10. Juni gehen jeweils 25 bis 30 Tiere auf die Alp oberhalb Isone im Tessin.
2007 haben Sigi Bertschinger und seine Familie ihre ersten Aubrac-Kühe gekauft und sie aus Deutschland in die Schweiz importiert. «Bina und Blina waren sehr wild», erinnert sich der Bauer.
Die Rasse Aubrac hat ihren Ursprung im Zentralmassiv Frankreichs, in klimatisch rauen Regionen. Aubrac-Rinder entstanden aus einer Kreuzung aus Braunvieh mit dem Maraichine-Rind.
Die hirschfarbenen, rotbraunen bis grauweisslichen Rinder haben eine schwarze Nase – ein sogenanntes Flotzmaul – und «geschminkte» Augen. Diese Tiere sind äusserst robust und können ganzjährig im Freien gehalten werden. «Dank ihrer dunkel pigmentierten Haut kriegen sie auch keinen Sonnenbrand», sagt Bertschinger.
In der Schweiz gibt es heute 38 Aubrac-Züchter, die dem Club Suisse Aubrac angehören. Der Rasseclub ist auch Mitglied bei Mutterkuh Schweiz.
Das Fleisch der Aubrac-Rinder ist bei Gourmets beliebt. Denn sie wachsen langsam und setzen erst ganz am Schluss, mit rund zwei Jahren Fett an. Es gilt als kurzfaserig und gut marmoriert.
In Hellbühl im Kanton Luzern ist seit April 2025 die erste Kuhtoilette der Schweiz in Betrieb. Der Milchviehbetrieb d...
Was kann Landwirtschaft konkret zum Klimaschutz beitragen – und wie wird dieses Engagement sichtbar gemacht? Alex von...
Die Schweizer Bio-Imkerei hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen, doch der Weg zu einer nachhaltigen, naturn...