
Gentech auf Bewährung: Schweiz ringt um neue Regeln
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«Nachhaltigkeit» – ein Wort, das viele kennen, aber unterschiedlich verstehen. In der Landwirtschaft ist es zum Schlagwort geworden, doch was genau steckt dahinter? Damit diese Frage künftig nicht mehr nur Bauchgefühl, sondern auch faktenbasiert beantwortet werden kann, arbeiten verschiedene Akteure an einem neuen, freiwilligen Indikatorensystem.
Das Projekt trägt den Titel «Unsere Indikatoren» oder «indicateurs communs». Entwickelt wird es von der Schweizerischen Vereinigung für einen starken Agrar- und Lebensmittelsektor SALS und der IG Agrarstandort Schweiz IGAS. Das Ziel: Nachhaltigkeit messbar machen – ökologisch, ökonomisch und sozial.
Obwohl SALS und IGAS politisch nicht immer einer Meinung sind, ziehen sie bei diesem Projekt am gleichen Strang. «Wir haben dezidiert eine andere Position betreffend Agrarfreihandel, aber haben uns gefunden, um gemeinsame Indikatoren für die Wertschöpfungskette zu entwickeln», erklärte SALS-Geschäftsführer David Ruetschi an der Mitgliederversammlung der Schweizerischen Zentralstelle für Gemüsebau und Spezialkulturen SZG.
Bereits in der Vergangenheit hatten beide Organisationen versucht, ein umfassendes Indikatorensystem zu lancieren – mit bescheidenem Erfolg: «Das Konstrukt aus 300 Indikatoren stiess zwar auf Interesse, war aber zu sperrig», erinnert sich David Ruetschi. Die Lehre daraus: Weniger ist mehr.
Heute setzt der Prototyp auf maximal 25 Indikatoren, neun davon sind bereits ausgearbeitet. Diese reichen von Treibhausgasemissionen über die Effizienz beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bis hin zu Arbeitsbedingungen und Tierwohl. «Wir wollten uns auf die wesentlichen Indikatoren beschränken, die sich zudem mit bestehenden Daten messen lassen», sagt David Ruetschi.
Die Daten sollen künftig unter anderem aus kantonalen Systemen, landwirtschaftlichen Buchhaltungen oder Maschinendaten stammen. Damit soll auch mehr Transparenz geschaffen werden. Denn Labels, Märkte und ganze Branchen sollen das System freiwillig nutzen können – etwa zur Zielvereinbarung, Qualitätssicherung oder Standortbestimmung.
Im Unterschied zum bisherigen Ökologischen Leistungsnachweis ÖLN, der konkrete Massnahmen vorschreibt, setzt das neue System auf Ziele. «Indikatoren sind keine Massnahmen und es sind auch keine Ziele in diesem Sinne – es sind die Hilfsmittel, die uns helfen, die Veränderungen bei der Zielerreichung zu messen», betont David Ruetschi. So bleibt den landwirtschaftlichen Betrieben mehr Freiheit, ihren Weg zum Ziel selbst zu wählen – und das fördert Innovation und Motivation.
Zugleich stärkt es das unternehmerische Denken: «Wir denken, dass die Indikatoren diese Dynamik stärken können und das System vereinfachen können für gemischte Betriebe», so David Ruetschi.
Noch ist das System im Aufbau. Doch schon bald, so David Ruetschi, sollen sich die Branchen zur Beteiligung an einer Plattform bekennen. Damit erhoffen sich SALS und IGAS eine breitere Partizipation. Das Bundesamt für Landwirtschaft steht dem Projekt grundsätzlich wohlwollend gegenüber.
Das langfristige Ziel ist eine offene, gemeinsame Grundlage für mehr Nachhaltigkeit – verständlich, praxisnah und wissenschaftlich fundiert. David Ruetschi fasst es so zusammen: «Wir wollen mit diesen Indikatoren Mut zur Vereinfachung in das System bringen.»
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