
Kampf um die Bohne: Wetterextreme und fehlender Pflanzenschutz
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Rabenvögel, insbesondere die Rabenkrähe, sorgen in der Schweizer Landwirtschaft regelmässig für Probleme. Besonders betroffen sind Maiskulturen, aber auch Sonnenblumen oder Gemüsekulturen. Zwar wurde im Rahmen einer Studie der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) aus dem Jahr 2006 festgestellt, dass sich die Gesamtschäden im Kanton Bern auf lediglich 0,6 bis 1 Prozent des Gesamtwerts des Mais beliefen. Dennoch können einzelne Betriebe erheblich getroffen werden bis hin zu Totalschäden. Was also tun gegen die schlauen und lernfähigen Vögel?
Hans Ramseier, Experte für Pflanzenschutz und Agrarökologie und damaliger Leiter des HAFL-Projekts, erinnert sich an frühere Aktionen, die unter Regierungsrätin Elisabeth Zölch stattfanden. Zwar konnten dabei kurzfristig viele Krähen getötet werden, auf die Schäden hatte dies aber keinen Einfluss. «Bei Rabenkrähen füllt die Natur die Lücke sofort wieder», betont Hans Ramseier. Deshalb wurde damals ein Forschungsprojekt ins Leben gerufen, um die tatsächlichen Schäden zu quantifizieren und sinnvolle Abwehrmassnahmen zu untersuchen.
Auch Daniela Heynen von der Schweizerischen Vogelwarte weist darauf hin, dass sich Bestände bei Rabenkrähen durch Abschuss nicht nachhaltig regulieren lassen. Die Grösse der Bestände sei nämlich abhängig von der Nahrungsgrundlage und den Nistmöglichkeiten. Einzig sogenannte Vergrämungsabschüsse – also das gezielte Töten einzelner Vögel, am besten innerhalb eines Schwarms zur für die Kulturen heiklen Zeit auf dem Feld – können lokal wirksam sein, da sie den übrigen Tieren vermitteln, dass es gefährlich ist, sich dort aufzuhalten. Grundsätzlich seien die Bestände regional sehr unterschiedlich verteilt. «Gesamtschweizerisch lässt sich in den letzten Jahren keine Zunahme der Brutbestände von Rabenvögeln feststellen», sagt Daniela Heynen.
Beide Fachpersonen sind sich einig: Die besten Erfolgsaussichten bieten anbautechnische Massnahmen, mit denen Rabenvögel auf das Feld gelockt werden. Besonders bei Mais lässt sich durch eine geeignete Aussaatstrategie viel erreichen. Wer bei günstiger Witterung idealerweise bei bereits erwärmtem Boden mit mindestens 8 Grad sät, kann ein rasches Wachstum der Pflanzen begünstigen. Dadurch verkürzt sich das kritische Zeitfenster, in dem die Saat exponiert und damit gefährdet ist. Auch eine tiefere Saat, bei der die Körner fünf bis sechs Zentimeter in den Boden eingebracht werden, erschwert gemäss Hans Ramseier das Auspicken der Körner durch Vögel. Wichtig ist zudem eine saubere Saatbettbereitung, bei der möglichst keine Körner an der Oberfläche zurückbleiben, welche Rabenkrähen anlocken könnten.
Wenige Tage Abstand zwischen der Bodenbearbeitung und der Aussaat sind ebenfalls sinnvoll, da so Regenwürmer und andere Kleintiere wieder in tiefere Bodenschichten verschwinden und die Vögel weniger angelockt werden. Manche Betriebe setzen auch auf das Walzen des Bodens in diagonalen Bahnen, um die Reihenführung für Krähen unkenntlich zu machen – denn diese orientieren sich beim Picken systematisch an den Saatreihen.
Interessanterweise kann auch ein Rabenkrähen-Brutpaar auf dem eigenen Feld helfen. Brutpaare verteidigen ihr Revier gegen andere Artgenossen und halten so grössere Schwärme fern. «Diese Schwärme bestehen aus Tieren, die noch zu jung sind zum Brüten, noch keinen geeigneten Brutpartner oder ein geeignetes Territorium mit guten Möglichkeiten für einen Brutplatz und mit ausreichend tierischer Nahrung gefunden haben», sagt Daniela Heynen. Daher kann ein Rabenkrähen-Brutpaar in der Nähe des eigenen Feldes helfen nichtbrütende Schwärme fernzuhalten.
Übrigens ist nicht nur Saatgut gefährdet – auch Siloballen werden von Rabenvögeln häufig angepickt. Die Tiere picken aus Neugier oder um nach Nahrung zu suchen Löcher in die Folie, was zu Fehlgärungen und damit zur Unbrauchbarkeit des Futters führt. Die beste Gegenmassnahme ist einfach: Weil das Mähen die Rabenkrähen anlockt, sollten die Ballen möglichst rasch nach dem Pressen vom Feld entfernt und gegebenenfalls gut mit Planen und Plachen abgedeckt werden – falls nötig auch hinter der Scheune, wo Vögel sie ebenfalls entdecken können.
Weitere Informationen:
Ein praktisches und ausführliches Merkblatt mit vielen konkreten Tipps ist bei der Schweizerischen Vogelwarte in Sempach und BirdLife Schweiz abrufbar:
Weil Rabenvögel intelligent und misstrauisch sind, wirken Abschreckungsmethoden jeweils nur kurzfristig. Umso wichtiger ist ein regelmässiger Wechsel der und die Kombination von Massnahmen – eine statische Vogelscheuche mit flatternden Bändern ist wirkungslos. Wirkungsvoller sind zum Beispiel simulierte Rupfungen: Dabei wird der Eindruck erweckt, ein Habicht habe eine Krähe geschlagen, indem Federn in einem bestimmten Muster auf dem Feld verteilt werden. Diese Methode, so Hans Ramseier, kann gerade zu Beginn eine starke Wirkung zeigen.
Ebenfalls bewährt haben sich grosse Heliumballone, die in 20 bis 30 Metern Höhe schweben und durch ihre Bewegung abschreckend wirken. Auch Attrappen von Greifvögeln oder akustische Geräte, die Raubvogelrufe abspielen, kommen zum Einsatz. Auch hier ist Abwechslung entscheidend – Geräte mit wechselbaren Soundchips oder das «intelligente» Gerät BirdAlert, welches Vogelstimmen über ein Mikrofon erkennt und entsprechende Töne abgibt, sind gemäss Hans Ramseier deshalb besonders empfehlenswert. In der Nähe von Siedlungen sind akustische Lösungen allerdings problematisch, da sich Anwohner oft durch den Lärm gestört fühlen oder sich grundsätzlich an Massnahmen stören, die gegen Rabenvögel ergriffen werden, weiss Hans Ramseier aus eigener Erfahrung.
«Ein überraschend wirksames Mittel ist das Stehenlassen von landwirtschaftlichen Maschinen oder Geräten auf dem Feld, sofern diese täglich umgestellt oder ausgetauscht werden», ergänzt er. Die unregelmässige Veränderung simuliert die Anwesenheit des Menschen und kann die Krähen zumindest verunsichern. Kaum effektiv seien hingegen klassische Vogelscheuchen oder reflektierende Bänder – ebenso wie Ablenkfütterungen, bei denen in der Nähe Futter ausgelegt wird. Solche Fütterungen locken Krähen eher an. Das Aufhängen toter Krähen, wie es vereinzelt immer noch praktiziert wird, ist nicht nur wirkungslos, sondern gemäss Tierseuchengesetz verboten, wie Hans Ramseier sagt.
«Ebenfalls wirkungsvoll, aber sehr aufwändig ist der Einsatz von Greifvögeln zur gezielten Jagd auf Rabenvögel», sagt Hans Ramseier. In einigen Kantonen werde dies inzwischen finanziell unterstützt, sei aber kaum flächendeckend umsetzbar.
Nebst all diesen präventiven und abschreckenden Massnahmen gibt es für konventionell produzierende Betriebe auch die Möglichkeit, das Saatgut mit einem chemischen Stoff zu behandeln. Doch seit 2020 das Beizmittel Mesurol nicht mehr zur Verfügung steht, ist in der Schweiz einzig das Produkt Korit für Mais zugelassen. Fressen die Krähen damit gebeiztes Saatgut müssen sie sich erbrechen und meiden deshalb dieses Feld. «Da Korit aber nur die Körner vor Frass schützt und nicht die wachsende Maispflanze, sind die Resultate nur teilweise befriedigend», sagt Hans Ramseier. Dasselbe gelte für das Produkt «Ibisio», ein Extrakt, der aus schwarzem Pfeffer gewonnen werde. Damit ist auch das Beizen von Saatgut keine sichere Lösungsstrategie.
Es zeigt sich einmal mehr, dass es bei der Bekämpfung von Schäden durch Rabenvögel keine Patentlösungen gibt. Vielmehr braucht es viel Flexibilität und eine kluge Kombination verschiedener Ansätze – und Zeit. Anbautechnische Massnahmen bieten die stabilste Grundlage, werden aber oft vernachlässigt. Ergänzt durch wechselnde Vergrämungstechniken lässt sich die Belastung zumindest eindämmen – oder man hat das Glück eines brütenden Paares in der Nähe seiner Maisfelder.
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