Stark im Alltag – Bäuerinnen über Resilienz und innere Stärke

Unter dem Motto «Ich und meine Resilienz» stand der 32. Tag der Bäuerin an der OLMA ganz im Zeichen der inneren Stärke. Denn Bäuerinnen und Landfrauen sind im Alltag mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert – von familiären und betrieblichen Aufgaben bis zu gesellschaftlichen Erwartungen. Wie gelingt es, trotz allem gesund und zuversichtlich zu bleiben?
Zuletzt aktualisiert am 16. Oktober 2025
von Renate Hodel
3 Minuten Lesedauer
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«Resilienz ist die Aufrechterhaltung beziehungsweise eine schnelle Wiederherstellung von psychischer Gesundheit während oder nach Widrigkeiten», erklärte die St. Galler Resilienztrainerin Regula Eugster in ihrem Referat. Und Resilienz hat offenbar auch ganz viel mit Haltung zu tun: «Eine Qualität, wenn es darum geht, immer wieder zu akzeptieren, was vielleicht ganz schwierig zu akzeptieren ist, und aus diesem herauszuwachsen», erklärt Regula Eugster. Resilienz bedeute, nach Krisen oder Rückschlägen wieder aufzustehen, sich neu zu orientieren und zu wachsen.

Resilienz – die Kunst, nach Krisen aufzustehen

Regula Eugster erinnerte daran, dass alle Menschen Resilienz in sich tragen: «Wir alle haben schon Stürme überstanden – manche mussten mehr trainieren als andere, doch jeder kann seine ‹Resilienz-Muckis› stärken.» Dazu gehöre auch, sich Pausen zu gönnen und achtsam mit den eigenen Ressourcen umzugehen – besonders in der Landwirtschaft, wo Arbeit und Privatleben oft ineinander übergehen.

Resilienz lasse sich trainieren, so Regula Eugster. Zu den wichtigsten Bausteinen gehörten Akzeptanz, eine positive Grundhaltung, Selbstverantwortung, Optimismus und das Bewusstsein, dass Hilfe anzunehmen keine Schwäche, sondern Stärke ist.

Ein weiterer Schlüssel sei die Achtsamkeit: «Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum – und in diesem Raum liegt unsere Freiheit,» zitierte sie Viktor Frankl, ein österreichischer Neurologe und Psychiater. Wer es schaffe, in stressigen Momenten kurz innezuhalten, könne die eigene Reaktion bewusst wählen – statt automatisch zu funktionieren.

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Der Anlass zog viele Bäuerinnen und Landfrauen an und es herrschte reger Austausch. (nhu)

Offenheit, Mut und Glauben als Kraftquellen

Wie herausfordernd dieser Balanceakt sein kann, zeigten die persönlichen Geschichten der beiden Bäuerinnen Irma Stricker und Andrea Buob, die offen über ihre Erfahrungen sprachen. Irma Stricker berichtete von einer schweren Kindheit, einer Ehekrise und dem Weg zurück ins Leben: «Ich habe gelernt, Verantwortung für mein Glück zu übernehmen – mein Glaube hat mir geholfen, wieder aufzustehen.»

Andrea Buob erzählte, wie sie nach einer Panikattacke ihre Arbeitsbelastung neu ordnen musste. «Ich habe gemerkt, dass ich nicht immer funktionieren kann – heute nehme ich mir bewusster Zeit, auch wenn das manchmal schwerfällt», erzählte sie.

Im anschliessenden Gespräch wurde deutlich: Resilienz bedeutet nicht, alles perfekt zu meistern, sondern ehrlich mit sich selbst zu sein, Grenzen zu erkennen und der Erkenntnis, dass Selbstfürsorge nichts mit Egoismus zu tun hat – sondern mit Stärke.