Bakterienbad hält Rüebli länger frisch

Die Rüebli sind im Gemüsefach, aber nach kurzer Zeit haben sie schwarze Flecken. Daran schuld ist ein Schimmelpilz, der die «Schwarze Wurzelfäule» verursacht. Damit könnte Schluss sein: Forscherinnen und Forscher haben herausgefunden, dass sich die Rüebli dank bakterieller Schutzschicht deutlich länger halten lassen.
Zuletzt aktualisiert am 14. August 2025
von Jonas Ingold
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Karotten Jin

Auf dem Feld ist der Befall der Rüebli mit dem Schimmelpilz Berkeleyomyces basicola nicht sichtbar. Die schwarzen Flecken erscheinen erst bei der Lagerung, im Geschäft oder im Kühlschrank zuhause – meist wenn die Kühlkette unterbrochen war. Das Rüebli landet danach meist nicht mehr auf dem Teller, Food Waste ist die Folge.

Weil es aktuell keine wirksamen Methoden gegen die Schwarze Wurzelfäule gibt, haben Forscherinnen und Forscher der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften BFH-HAFL in Zusammenarbeit mit der Universität Fribourg und Agroscope nach Lösungen gesucht. Sie testeten, ob eine bakterielle Schutzschicht die Rüebli vor dem Pilz schützt, wie die HAFL mitteilt. Mittels dieser sogenannten Biokonservierung können Produkte länger haltbar gemacht werden.

Schutzeffekt bis zu drei Wochen

Die Ergebnisse der Studie sind positiv: So erwies sich ein Bakterium bei der Nacherntebehandlung als äusserst wirksam mit einem Schutzeffekt von bis zu drei Wochen. Die beiden wirksamsten Stämme kommen zudem natürlicherweise auf dem Rüebli vor. 

«Bisher haben wir die Karotten in eine Lösung mit den schützenden Bakterien getaucht – im Rahmen unseres neues Projekts CarrotShield prüfen wir nun, wie sich das mit den bereits vorhandenen Anlagen bei Produzentinnen, Produzenten und Lagerstätten umsetzen lässt», sagt Fanny Louviot, wissenschaftliche Mitarbeiterin in Food Science und Management an der BFH-HAFL. So können Bakterien direkt ins Waschbad der Rüebli gegeben oder an der Sortierlinie aufgetragen werden. «Ziel ist es, die Anwendung so effektiv und gleichzeitig so einfach wie möglich in die bestehende Produktion zu integrieren», sagt Louviot.

«Ziel ist es, die Anwendung so effektiv und gleichzeitig so einfach wie möglich in die bestehende Produktion zu integrieren.»
Fanny Louviot
Fanny Louviot
Wissenschaftliche Mitarbeiterin in Food Science und Management an der BFH-HAFL

Neues Projekt soll Fragen klären

Das Projekt CarrotShield ist auf drei Jahre angelegt. Dabei soll die Biokonservierung optimiert werden. Dabei soll sich auch zeigen, ob die Biokonservierung grossflächig einsetzen lässt, wie sicher und umweltverträglich sie ist und bei welchen Karottensorten sie wirkt.

Wenn alles erfolgreich verläuft, gibt es künftig länger haltbare Rüebli. Aber wie hoch sind die Kosten der Biokonservierung? «Das ist aktuell noch nicht bekannt – wir werden die Kosten für die Anpassung der Anlagen, die Produktion der Bakterien sowie die Einsparungen durch geringere Verluste im neuen Projekt untersuchen», so Fanny Louviot.

Auch für andere Produkte denkbar

Zudem müssen noch regulatorische Hürden genommen werden. «Diese Bakterien sind noch nicht als Konservierungsmittel anerkannt», erklärt Louviot weiter. Deshalb müssten umfassende Tests durchgeführt werden, um ihre Unbedenklichkeit für die Gesundheit und die Umwelt zu bestätigen. «Der Zulassungsprozess, besonders für Anwendungen in der biologischen Landwirtschaft, ist langwierig und anspruchsvoll – es braucht also noch etwas Geduld, bis ein solches Produkt auf den Markt kommen kann.»

Berkeleyomyces basicola befällt nicht nur Karotten, sondern gemäss BFH-HAFL über 170 Pflanzengattungen. «Bis jetzt wissen wir, dass dieser bakterielle Schutz gegen verschiedene Schimmelpilze bei Karotten wirkt – seine Wirksamkeit auf anderen Obst- oder Gemüsesorten wurde noch nicht getestet, aber es ist eine vielversprechende Möglichkeit, die wir erforschen möchten», sagt Louviot und ergänzt: «Da die Anwendung nach der Ernte erfolgt, sind die Bedingungen stabiler, was die Chancen erhöht, dass dieser Schutz auch bei anderen Kulturen funktioniert.»