Bald mehr Schweizer Bio-Chicorée
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Der Fachkräftemangel bleibt eine der grössten Herausforderungen für die Schweizer Wirtschaft – und trifft die Land- und Ernährungswirtschaft besonders hart. An der Fachkonferenz «Brennpunkt Nahrung» in Luzern wurde deutlich, dass die Branche zwar kreative Lösungen entwickelt, der Druck aber weiter zunimmt: Die Schweiz steht vor einer massiven Arbeitskräftelücke.
«Die Arbeit geht uns nicht aus – aber die Arbeitskräfte», brachte Patrick Chuard-Keller, Chefökonom beim Schweizerischen Arbeitgeberverband, die Ausgangslage auf den Punkt. In den kommenden zehn Jahren drohe der Schweiz gemäss Berechnungen ein Mangel von rund 450’000 Arbeitskräften. Der Grund ist einfach, aber folgenschwer: Es treten deutlich mehr Menschen in den Ruhestand, als junge Erwerbstätige nachrücken.
Zwar habe die Zuwanderung in den letzten Jahren geholfen, die Lücke zu füllen, doch auch hier flacht die Dynamik ab. «Andere Länder kämpfen mit denselben demografischen Problemen – wir können uns daher nicht darauf verlassen, dass uns der internationale Arbeitsmarkt rettet», so Patrick Chuard-Keller. Die Folge: Weniger Wirtschaftswachstum, mehr Verteilungskonflikte – und ein verschärfter Wettbewerb um Talente.
Gerade die Ernährungswirtschaft spürt die Engpässe schon heute. Produktionsbetriebe wie die Migros-Industrie müssen jedes Jahr über 1’500 neue Mitarbeitende finden – von Bäckerinnen über Milchtechnologen bis zu Logistikerinnen und Elektrikern. «Wir stehen im Wettbewerb nicht mit Coop, sondern mit anderen Branchen», erklärte Migros-Industrie-Chef Matthias Wunderlin.
Die Migros setzt deshalb vermehrt auf Social-Media-Rekrutierung, vereinfachte Online-Bewerbungen und lokale Bewerbungstage, um auch Menschen mit Migrationshintergrund zu erreichen. Gleichzeitig werden Ungelernte mit Anlehren und Upskilling-Programmen gefördert. «Das Thema Firmenkultur habe ich früher eher belächelt – heute weiss ich, wie zentral sie ist», so Matthias Wunderlin.
Wie Unternehmen junge Menschen ansprechen können, zeigte Yannick Blättler, Gründer der auf die Generation Z spezialisierten Beratungsfirma Neoviso AG. Sein Credo: «Employer Branding ist heute mindestens so wichtig wie Product Branding.»
Die Generation Z will mehr als einen sicheren Job – sie sucht Sinn, Entwicklung und psychologische Sicherheit. Jahresendgespräche? Überholt. Stattdessen brauchen junge Mitarbeitende regelmässiges Feedback, transparente Kommunikation und inspirierende Führung. «Wir wollen gesehen, geschätzt und gehört werden», brachte es eine Studentin der BFH-HAFL auf den Punkt.
Gleichzeitig betonte Yannick Blättler, dass diese Generation kein Luxusproblem sei: «Was die Gen Z will, wäre für alle ein Gewinn – flexiblere Arbeitsmodelle, offene Kommunikation und mehr Achtsamkeit für mentale Gesundheit.»
Um die Lücke zu schliessen, brauche es aber ein ganzes Set an Massnahmen, betonte Patrick Chuard-Keller. Neben einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf und der Förderung älterer Arbeitskräfte müssten die Menschen in der Schweiz «mehr und länger arbeiten können und wollen». Besonders wichtig bleibe die Berufsbildung, die gezielt auf den Bedarf des Arbeitsmarkts ausbildet.
Für die Land- und Ernährungswirtschaft heisst das konkret: Junge Talente früh ansprechen, Ausbildungswege sichtbar machen, Arbeitsplätze sinnstiftend gestalten – und den Wandel aktiv mitgestalten. Auch künstliche Intelligenz könne dabei helfen, Prozesse zu optimieren und neue Berufsbilder zu schaffen.
Ökonom Jens Südekum erinnerte zum Abschluss daran, dass technologische Veränderungen historisch nie zu Massenarbeitslosigkeit geführt hätten: «Neue Technologien schaffen neue Berufe – KI ist die beste Versicherung gegen Jobverluste.»
Der Fachkräftemangel ist kein kurzfristiges Problem, sondern Ausdruck eines tiefgreifenden Strukturwandels. Für die Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft heisst das: Flexibler werden, offen kommunizieren, Ausbildung stärken – und zeigen, dass Arbeit in der Agro-Food-Branche nicht nur notwendig, sondern sinnstiftend ist.
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