
«Bauern ist für uns mehr Berufung als Beruf»
Barbara und Marco Galli übernahmen 2023 einen Hof im Berner Seeland. Seither haben die beiden ihre Betriebszweige aus...
Der Hauptbetriebszweig von Daniel Fäh ist die Eierproduktion: Auf dem Hof leben gut 6’000 Legehennen in zwei Herden. Ein Drittel der Eier wird direkt vermarktet – allerdings nicht über Daniel selbst, sondern über seine Eltern. «Wir haben das bewusst aufgeteilt, als ich den Betrieb übernommen habe», erklärt er. «Sie sind noch jung und machen weiterhin die Direktvermarktung – so können sie zweimal pro Woche ihre Touren machen und die Eier in Läden, Restaurants und Bäckereien in der Region ausliefern.»
Neben den Hennen hält Daniel Fäh eine kleine Herde von extensiv gehaltenen Weidemastrindern, die im Sommer draussen weiden. Einige Tiere werden direkt als Mischpakete verkauft, der Rest geht über einen Händler in regionale Metzgereien. Die tierische Produktion wird ergänzt durch rund 20 Hektaren Ackerland und sechs Hektaren Naturwiesen und Ökoflächen. Hinzu kommen sechs Hektaren Wald, der hauptsächlich für den Eigenbedarf bewirtschaftet wird – etwa für die hofeigene Holzschnitzelheizung.
«Die vorgängige Pacht gab mir die Zeit, herauszufinden, ob dieser Weg wirklich zu mir passt.»
Dass Daniel Fäh eines Tages den elterlichen Betrieb übernehmen würde, war nicht von Anfang an klar. Zunächst machte er eine Lehre als Dachdecker mit Fachrichtung Steildach und absolvierte eine Weiterbildung im Bereich Fassadenbau so sammelte er praktische Erfahrung in der Privatwirtschaft. «Das war rückblickend sehr wertvoll», sagt er heute. Erst später entschied er sich für die landwirtschaftliche Ausbildung – ein Schritt, den er nicht bereut.
2018 pachtete er den elterlichen Betrieb, fünf Jahre später wurde er Eigentümer. Die Pacht und anschliessend verhältnismässig eher frühe Übergabe war eine bewusste Entscheidung: «Während der Pacht hatte ich die Möglichkeit, herauszufinden, ob dieser Weg wirklich zu mir passt und nun bleibt auch viel Zeit, den Betrieb weiterzuentwickeln», erklärt er und ergänzt: «Mein Vater ist weiterhin unterstützend mit dabei – aber ohne Druck.» Es sei für beide eine ideale Lösung.
Der Betrieb hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich verändert. «Manches wurde schon unter meinem Vater angestossen, etwa die Einführung der Weiderinder im Jahr 2017», erzählt Daniel Fäh. «Aber seither sind wir gewachsen – unter anderem, weil durch meine Frau neues Land dazukam», erzählt er weiter. Heute bewirtschaftet er mehr Hektaren als je zuvor auf dem Hof – was zugleich neue Herausforderungen bringt: Etwa bei der Organisation von Vertretungen für Ferien oder im Alltag.
Die Direktvermarktung, sowohl bei den Eiern und zuletzt auch beim Fleisch, wurde ebenfalls schrittweise ausgebaut. Und auch die Produktion wurde technisiert: Eine neue, vollautomatische Eierverpackungsmaschine und eine Photovoltaikanlage auf dem Dach sind Investitionen, die den Arbeitsalltag erleichtern oder zur Nachhaltigkeit beitragen.
Aktuell probiert Daniel Fäh erstmals den Anbau von Kartoffeln. Die vom Schwiegervater gepachteten Böden sind sandig und gut strukturiert und sollten sich deshalb gut eignen. «Bei uns oben sind die Böden schwer – für Getreide und Zuckerrüben gut, aber sonst schwierig», sagt er. «Weiter unten im Dorf habe ich nun leichteren Boden zur Verfügung und da wollte ich eine Kultur mit hoher Wertschöpfung pro Hektar – also versuche ich es einmal mit Kartoffeln.»
Er ist sich bewusst, dass der Anbau mit Risiken verbunden ist – doch auch hier hilft sein nüchternes Abwägen. «Wir sind in einer Region mit wenig Krankheitsdruck und die Bedingungen sind gut», meint Daniel Fäh.
«Lehrmeister sein ist eine grosse Verantwortung – als Betriebsleiter wird man aber auch weniger flexibel.»
Seit Kurzem bildet Daniel Fäh auch aus: In diesem Jahr begleitet er seinen ersten Lehrling. Ob er künftig regelmässig ausbilden wird, lässt er noch offen. «Ein Jahr ist kein Jahr – da braucht es mehr Erfahrung», meint er. «Es ist eine grosse Verantwortung und man wird als Betriebsleiter auch weniger flexibel», erklärt er weiter.
Im Alltag wird der Junglandwirt sonst weiterhin oft von seinem Vater unterstützt – gerade in Spitzenzeiten. Daniel Fäh schätzt die Flexibilität, die sich dadurch ergibt, ist sich aber auch bewusst, dass er sich dereinst auch daran gewöhnen muss, wenn sein Vater dann definitiv kürzertritt.
Wohnhaus mit Schopfanbau sind in einem Topzustand. «Da haben meine Eltern viel Vorarbeit geleistet», erzählt Daniel Fäh. Die Tierhaltungsgebäude sind aber eher älter. Für den Landwirt ist darum klar: In Zukunft braucht es Investitionen in Gebäude und Maschinenstandorte. «Unsere Maschinen stehen an zwei gemieteten Orten, das ist langfristig keine Lösung – ein Wagenschopf, vielleicht auch eine Teilsanierung der Ökonomiegebäude, wären mittelfristig sinnvoll», sagt er.
Dass er seinen Betrieb nicht auf einen Schlag umkrempelt, sondern schrittweise weiterentwickelt, ist Teil seines Konzepts. Daniel Fäh ist ein Betriebsleiter, der sein Handwerk nicht nur versteht, sondern auch reflektiert lebt. Mit Erfahrung aus der Privatwirtschaft, einem guten Verhältnis zur Elterngeneration, einer klaren Handschrift in der Betriebsführung und einer Portion Neugierde für neue Wege zeigt er, wie vielseitig moderne Landwirtschaft sein kann.
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