Wie viel kostet Tierwohl?
Dass die Bestrebungen weltweit Richtung mehr Tierwohl zielten, liege ausserdem auf der Hand: «Wenn die Tiere wohl und gesund sind, steigert das die Milchproduktion und verbessert die Milchqualität – es ist wirtschaftlich sinnvoll», erklärte Nicolas Berger. Daher könne im Bezug auf Tierwohl auch nicht von Kosten gesprochen werden, führte er weiter aus: «Es sind vielmehr die steigenden Strukturkosten und Arbeitskosten, die Landwirtinnen und Landwirte vor Herausforderungen stellen und auch Regelungen, Bürokratie und Beschränkungen verursachen enorme Kosten, tragen jedoch kaum zum Tierwohl bei.»
Dass zwischen den Konsumentenforderungen nach möglichst hohen Tierwohlstandards und ihrem tatsächlichen Kaufverhalten dann zusätzlich Diskrepanz herrsche, sorge weiter für Spannungen, ergänzte Babette Sigg Frank, Präsidentin des Schweizerisches Konsumentenforums. Die Preise für Lebensmittel in der Schweiz seien historisch niedrig, so würden Konsumentinnen und Konsumenten nur etwa 6 Prozent ihres Einkommens für Lebensmittel ausgeben: «Uns ist bewusst, dass dies im Kontrast zu den Anstrengungen steht, die Landwirte für das Tierwohl unternehmen», sagte Babette Sigg Frank. Angesichts der steigenden Kosten in anderen Lebensbereichen würden die Menschen aber oft dort sparen, wo sie eine Wahl und den grössten Einfluss hätten – bei den Lebensmitteln.
Um diese Kluft zu überbrücken, betonten sowohl Nicolas Berger als auch Babette Sigg Frank die Notwendigkeit einer verbesserten Kommunikation und Information über die Kosten und Anstrengungen, die mit der Produktion von hochwertigen, tierwohlorientierten Lebensmitteln einhergehen würden. «Wir müssen besser kommunizieren, welche Leistungen wir erbringen und was alles dahintersteckt, dann sind die Konsumentinnen und Konsumenten auch bereit, einen etwas höheren Preis zu zahlen», gab sich Nicolas Berger überzeugt.