Versorgung sichern trotz globaler Krisen

Kriege, Krisen und klimabedingte Ernteausfälle rücken die Versorgungssicherheit wieder ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Réserve Suisse kann auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr verzeichnen, beklagt jedoch die steigende Bürokratie.
Zuletzt aktualisiert am 26. Juni 2025
von Jonas Ingold
3 Minuten Lesedauer
2019 Weizen Runal Brioche Panettone Ji

Die weltweiten Krisen und Kriege bringen die Versorgungssicherheit und die Pflichtlagerhaltung wieder in den Fokus der Politik und Öffentlichkeit. Réserve Suisse trägt zur Versorgungssicherheit der Schweiz bei, indem sie die Versorgung der Bevölkerung bei Engpässen unter anderem mit der Lagerhaltung von Nahrungs- und Futtermitteln durch ihre Genossenschafter sicherstellt.

Diese Produkte unterliegen der Lagerpflicht

  • Zucker
  • Reis zu Speisezwecken
  • Speiseöle und Speisefette
  • Kaffee
  • Getreide zur menschlichen Ernährung
  • Energie- und Proteinträger zu Futterzwecken

Stabil durch herausforderndes Jahr

Réserve Suisse kann auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2024 zurückblicken. Trotz globaler Unsicherheiten und historisch schlechten Ernten im Getreide- und Ölsaatensektor verlief die Versorgung stabil. «Die internationalen Logistikketten und Beschaffungsmärkte haben sich weiter gefestigt – eine gute Nachricht für die gesamte Branche», betonte Präsident Michael Weber an der Generalversammlung in Neuenburg.

Ein bedeutender Meilenstein war die Einführung einer neuen Berechnungsmethode für die Lagerentschädigungen. Mit der Umstellung auf ein Indexsystem habe man mehr Transparenz und eine effizientere Kalkulation erreicht. «Diese Methode bildet die Dynamik unseres Systems besser ab», so Michael Weber.

Auch finanziell zeigte sich Réserve Suisse robust: Die Finanzerfolge ermöglichten eine Stärkung der Garantiefonds. Besonders erfreulich war zudem, dass das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung die Massnahmen zur finanziellen Sicherung des Getreidefonds bewilligte.

Leicht tiefere Pflichtlagerbestände

Herausfordernd gestalteten sich hingegen die Verhandlungen mit dem Bund über den Lagergeldansatz für Getreide. Weber zeigte sich optimistisch, dass der Prozess 2025 mit einem guten Ergebnis abgeschlossen werden kann.

Réserve Suisse war zudem aktiv an der Vernehmlassung zur Teilrevision des Landesversorgungsgesetzes beteiligt. Dabei sprach sich die Organisation insbesondere gegen die geplante Aufhebung des Abschöpfungsverbots für inländische Nahrungsmittelbeiträge aus. Nun liegt das Geschäft beim Parlament.

Die Pflichtlagerbestände sanken 2024 um rund 8500 Tonnen auf 694’000 Tonnen, wie Geschäftsführer Conradin Bolliger erklärte. Hauptgründe waren der Pflichtlagerabbau beim Zucker sowie die letzte Tranche des Abbaus im Proteinbereich. Parallel dazu gab es einen noch nicht abgeschlossenen Aufbau bei Kaffee und Speiseölen.

Der Wert der gelagerten Waren stieg infolge von Preissteigerungen beim Kaffee auf rund 540 Millionen Franken. Damit erhöhten sich auch die Kosten für die Pflichtlagerhaltung pro Kopf von 5.80 auf 7.00 Franken. Trotz diesem Anstieg bleibe das Pflichtlagersystem eine kostengünstige Versicherung im Bereich der Nahrungs- und Futtermittel für die Schweiz, betonte Direktor Conradin Bolliger.

Kritik an zunehmender Bürokratie

Einen besonderen Fokus legte Präsident Michael Weber auf die Besonderheit des Schweizer Pflichtlagersystems: die Integration der Pflichtlager in die Produktionsprozesse der Betriebe. «Diese wirtschaftliche Landesversorgung unterscheidet uns von anderen Ländern und trägt wesentlich zur Qualität und Effizienz bei», so Michael Weber. Damit dieses System funktioniere, sei es zentral, dass alle Akteure die Abläufe kennen und bereit seien, sich aktiv einzubringen.

Deutliche Worte fand Weber zur zunehmenden Bürokratisierung des Pflichtlagersystems. Die Verwaltungslogik entferne sich zunehmend von den wirtschaftlichen Realitäten. «Ich beobachte seit Längerem eine schleichende, aber stetige Zunahme administrativer Auflagen – je weiter entfernt eine Amtsstelle von der Pflichtlagerhaltung ist, desto gravierender zeigt sich diese Entwicklung», kritisierte Michael Weber. Damit gerate der ursprüngliche Gedanke der wirtschaftlichen Landesversorgung in Gefahr. Er forderte eine Rückbesinnung auf eine partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Verwaltung und Wirtschaft.