Jetzt müssen neue Sorten her
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Der Gesetzentwurf hat das britische Unterhaus bereits passiert und wird nun im britischen Oberhaus – im House of Lords – diskutiert. Er soll bestimmte Techniken der Präzisionszüchtung aus dem Anwendungsbereich der restriktiven GVO-Vorschriften herausnehmen, wenn die daraus resultierenden Pflanzen auf natürliche Weise oder durch konventionelle Züchtungsmethoden entstanden sein könnten.
Bereits im Frühling dieses Jahres hat das britische Parlament zusätzlich ein sogenanntes Statutory Instrument, also ein Rechtsinstrument gutgeheissen, das die Durchführung von Feldversuchen mit Pflanzen, die mit neuen Gentechnologien wie der Genom-Editierung erzeugt wurden, erleichtert. «Wir können nun Feldversuche mit gentechnisch veränderten Pflanzen durchführen, ohne die strengen Auflagen des GVO-Gesetzes erfüllen zu müssen», erklärt Professor Mario Caccamo, Geschäftsführer vom Pflanzenforschungsinstitut NIAB anlässlich des von der UK-Botschaft in Bern organisierten Swiss-UK Agricultural Exchange. Bisher sei NIAB aufgrund der Schwierigkeiten und Kosten, die mit der Erprobung dieser neuartigen Pflanzen auf dem Feld verbunden seien, noch nicht in der Lage gewesen, diese Pflanzen über Labor- und Gewächshausversuche hinaus auf dem Feld zu testen.
Das National Institute of Agricultural Botany (NIAB) ist ein pflanzenwissenschaftliches Forschungsunternehmen mit Sitz in Cambridge. Die 1919 gegründete NIAB-Gruppe ist die am schnellsten wachsende Pflanzenforschungsorganisation in Grossbritannien, deren Grösse sich in den letzten zehn Jahren durch ein strategisches Programm aus Investitionen, Fusionen und Übernahmen verdreifacht hat. NIAB forscht intensiv in der Anwendung von Genetik, Physiologie, Bodenkunde, Präzisionsagronomie und Datenwissenschaft, um den Ertrag, die Effizienz und die Widerstandsfähigkeit der Pflanzenproduktion in den Bereichen Ackerbau, Futtermittel und Gartenbau zu verbessern.
Und nicht nur in der Politik, sondern auch bei der Öffentlichkeit sei gegenüber den neuen gentechnischen Züchtungsmethoden eine wachsende Akzeptanz zu spüren, sagt Mario Caccamo: «Wir konnten beobachten, dass die neuen Gentechnikmethoden im Vereinigten Königreich stärker begrüsst wurden als in einigen anderen Industrieländern.» Natürlich habe und werde es auch in Zukunft immer Skeptiker geben, aber es helfe, dass die beiden führenden Parteien im Parlament sich grundsätzlich einig seien und die neuen Methoden unterstützen, auch wenn sie sich bei der Umsetzung noch nicht in allen Bereichen einig seien.
«Ich bin ausserdem der Überzeugung, dass sich die Art und Weise, wie die Menschen neue Technologien wahrnehmen, zuletzt verändert hat und ein Teil dieses Wandels könnte möglicherweise durch den Erfolg von Impfstoffen – beispielsweise gegen Covid – verstärkt worden sein», meint Mario Caccamo. Insgesamt glaube er, dass die britische Gesellschaft mit Genom-Editierung gut zurechtkomme, da es bisher keine starke Opposition dagegen gegeben habe.
Sehe man den Fortschritt in diesem Bereich, stelle der Brexit für den Vorantrieb dieser neuen Züchtungsmethoden technisch gesehen tatsächlich eine Chance für die Forschung dar, erklärt der NIAB-Geschäftsführer etwas vorsichtig. Da Grossbritannien nun nicht mehr in den Geltungsbereich des EU-Rechtsrahmens falle, könne die Annahme eines wissenschaftlich fundierteren und angemesseneren Regulierungsansatzes dazu beitragen, die weltweite Führungsposition Grossbritanniens in der Pflanzengenetik freizusetzen und ein Forschungsumfeld zu fördern, das Innovationen in der Landwirtschaft begünstige.
«Aber natürlich hätte es auch andere Wege geben können, ohne uns von der EU zu entfremden», ergänzt Mario Caccamo. Und trotzdem biete der Brexit hier eben eine wertvolle Gelegenheit: Der etwas unabhängigere Handlungsspielraum bezüglich neuer Präzisionszüchtungen werde Investitionen in britische Pflanzeninnovationen ankurbeln, ist Mario Caccamo überzeugt.
Die Schweizer Delegation bestehend aus Michael Feitknecht von der Fenaco, Christophe Eggenschwiler von IP-Suisse, Heinrich Bucher von der Proviande, Fritz Glauser vom Schweizerischen Getreideproduzentenverband und SBV-Vizepräsident, Stephan Hagenbuch von den Schweizer Milchproduzenten und Beat Röösli vom SBV informierte sich auf dem von der UK-Botschaft in Bern organisierten Besuch bei den britischen Bauern über Markt, Politik und Praxis auf dem Feld.
Neben Treffen mit Vertretern des Department for Environment, Food and Rural Affairs (Ministerium für Umwelt, Ernährung und Angelegenheiten des ländlichen Raums) sowie Vertretern des Department for International Trade (Ministerium für internationalen Handel) standen auch Hofbesuche und ein Besuch des National Institute of Agricultural Botany NIAB (Nationales Institut für landwirtschaftliche Botanik) auf dem Programm. Im Zentrum des Swiss-UK Agricultural Exchange steht der Aufbau von Kontakten und Beziehungen mit der National Farmers Union (NFU) und dem Schweizer Landwirtschaftssektor.
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