Schwieriger Systemwechsel
Marcel von Ballmoos-Hofer, Landwirt und Geschäftsführer der Kontrollorganisation KUL/Carea, warf ein, dass ein Umbruch Verbesserungen bringen könne, aber dies sei alles andere als einfach, wenn man die Alternativen betrachte. Die Bäuerinnen und Bauern seien anpassungsfähig, aber das System werde immer schwieriger, bestätigte auch er. Die kommende Anforderung von 3,5% Biodiversitäts-Förderfläche sei eine grosse Herausforderung, auch für die Kontrollstellen.
Die Frage von Moderator Martin Freund an Katja Riem, ob die administrativen Hürden die Arbeit auf dem Betrieb erschweren, wurde bejaht: «Als Winzerin auf jeden Fall, wenn ich daran denke, wie viel Zeit ich deswegen im Büro verbringe, die ich für die Weinvermarktung nutzen könnte. Zudem ist die Ungewissheit über die künftige Ausgestaltung der Agrarpolitik sehr schwierig. Ich hoffe, dass wir künftig eine bessere Planungssicherheit haben.»
Ideen gefordert
Riem betonte auch, dass Ideen für eine neue Agrarpolitik dringend nötig seien. «Die Vorschläge, wie die neue Agrarpolitik ab 2030 aussehen soll, fehlen noch. Die müssen jetzt kommen», sagte sie als Appell an die anwesenden Landwirtinnen und Landwirte. Sie vertrat die Meinung, dass die Praktiker nicht nur mit ihren Sorgen zum Bauernverband gehen sollten – wie von Markus Ritter gefordert – sondern selbst Vorschläge einbringen sollten.
Allerdings waren sich Riem und Ritter in diesem Punkt nicht einig: «Die Bauernfamilien können nicht melken, ernten, die Buchhaltung führen, Formulare ausfüllen und dann noch selbst die Agrarpolitik gestalten. Das ist unser Job beim Bauernverband.»
Der SBV habe eine schwierige Rolle, da bei einem Neuanfang vielleicht jemand aus der Landwirtschaft etwas verlieren werde, so Riem. «Aber kein Bauer muss eine neue Agrarpolitik schreiben. Jedoch könnte z.B. die Landwirtschaftliche Organisation Seeland ein Positionspapier einreichen, womit wir dann arbeiten können. Wenn wir neue Strukturen wollen, braucht es die Inputs der Basis», so Riem.
Andreas Wyss kritisierte, dass die Landwirtschaft vor der Agrarpolitik 2014-17 zu wenig gesagt habe, was sie wolle. «Es ist falsch, immer jemanden zu haben, der uns sagt, wie es gehen soll, und wir lehnen das dann ab. Auch beim Absenkpfad haben wir Ja dazu gesagt, aber verpasst zu sagen, wie es funktionieren soll.» Er habe Respekt davor, dass man bei der AP 2030 wieder dasselbe mache. «Wir sollten uns nicht zu lange darüber sorgen, was nicht gut ist. Wir müssen vorwärts gehen und schauen, wie es besser geht.»