
Das Glarner Alpbuch – ein Einblick in die Alpwirtschaft
Geschichten, Menschen und Bilder, dies beschreibt den Inhalt des «Glarner Alpbuch – zwischen Morgenweide und Abendrot...
Landwirtschaft und Gartenbau sind seit jeher wichtige Pfeiler der abendländischen Klosterkultur. Die bäuerliche Bewirtschaftung der oft ausgedehnten Besitzungen gewährleistete die Autarkie der Klostergemeinschaften. Auf den klösterlichen Gütern wurde der Getreidebau kultiviert und durch Züchtungen konnten Obst- und Gemüsesorten an die klimatischen Bedingungen angepasst werden – in der Entwicklung der Kräuterkunde leisteten die Ordensbrüder und -Schwestern einen wesentlichen Beitrag.
Klöster sind zudem als Wiege der Viehzucht bekannt. So darf die Benediktinerabtei Einsiedeln als Begründerin der Schweizer Braunviehzucht und als Ursprungsort der sogenannten «Cavalli della Madonna», der Einsiedler Pferde, bezeichnet werden. Auch einen Wein zu keltern hat für viele Klöster Tradition. So wachsen an bester Lage in der Gemeinde Twann am Bielersee die Rebstöcke des Benediktinerklosters Engelberg und das Weingut Klosterhof in Aesch im Kanton Luzern gehörte dem 1841 aufgelösten Benediktinerkloster Muri.
Der Betrieb in Aesch ist genauso wie das Hofgut des Klosters Schönthal im Kanton Basel-Landschaft ein Beispiel dafür, dass landwirtschaftliche Betriebe oft weiterbestehen, selbst wenn die Orden längst aus den Klostergemäuern ausgezogen sind. 1145 wurde das Benediktinerinnenkloster Schönthal bei Langenbruck gegründet. Bereits im 12. Jahrhundert wurden vom Kloster zahlreiche Rodungshöfe geführt. Nach der Reformation 1529 ging die Klosteranlage in die weltlichen Hände des Spitals Stadt Basel über. 1833 führte die Kantonstrennung zum Verkauf des Schönthal-Gutes an Private. Vor 25 Jahren öffnete der Verein Kloster Schönthal die Tore des renovierten Klosters für die Öffentlichkeit. Initiiert von Mäzen John Schmid werden die Klostergebäude als Seminar- und Kunstort genutzt.
Noch heute gehört zum Kloster ein grosser Landbesitz von 100 Hektaren. Bis ins Jahr 2015 wurde der Pachtbetrieb auf konventionelle Weise genutzt. Durch einen Pächterwechsel erfolgte eine Umstellung auf biodynamische Bewirtschaftung, und seit 2018 ist der Hof Bio-Suisse- und Demeter-zertifiziert. Betriebsleiter sind Jris Rüdlinger und Josua Weniger, Besitzerin seit 2018 die Basler Stiftung Edith Maryon.
Eine standortgerechte Nutzung ist den Betriebsleitern und Besitzern ein grosses Anliegen. «Bedingt durch die Höhenlage im Jura eignet sich die Beweidung durch Rinder, Schafe und Ziegen – Getreide- und Gemüseanbau wird nur auf kleinen Flächen betrieben», sagt Matthias Dubi von der Stiftung Edith Maryon.
Auch die ökologische und ästhetische Aufwertung der Schönthaler Landschaft ist sowohl der Eigentümerin als auch der Bewirtschafterfamilie ein Anliegen. Zu diesem Zweck wurde 2018 eine Fachgruppe gegründet, bei der Naturschutzorganisationen wie Bird Life oder Pro Natura involviert sind. Diese setzte Aufwertungsmassnahmen wie das Anlegen einer Waldweide, das Pflanzen von Baumgruppen oder den Wechsel auf eine insektenschonende Mähtechnik um. Ein regelmässiges Monitoring des FiBL bestätigt den Erfolg: die Vielfalt an Pflanzen, Faltern, Wildbienen und Vögeln wächst rasch. Zudem entstand in den letzten 25 Jahren auf dem Schönthaler Areal ein Skulpturenpark. «Landwirtschaft und Kultur fügen sich im Kloster Schönthal nun zu einem Gesamtkunstwerk», so Matthias Dubi.
Wie aber werden Höfe noch bestehender Klöster geführt? Mönche oder Schwestern legen im Stall und auf dem Feld kaum mehr selbst Hand an. Als gängige Praxis hat sich eine Verpachtung der Betriebe durchgesetzt. So wird der Hof der Zisterzienserinnen-Abtei Mariazell vom Pächter-Ehepaar Gügler geführt und der Klosterhof Seedorf, der früher zum Urner Benediktinerinnenkloster St. Lazarus gehörte, von der Pächterfamilie Arnold. Der Klosterhof Salaplauna ist Eigentum des Benediktinerklosters Disentis und wird seit 2009 vom Pächterehepaar Nicole und Pascal Scheuber geführt, während das Kloster Einsiedeln ganze 25 Betriebe unter Pacht hat.
Auch der Landwirtschaftsbetrieb des Klosters Fahr in Würenlos im Kanton Aargau hat seit einigen Jahren einen Pächter. Doch selbst wenn die Benediktinerinnen nur noch bei der Weinlese mithelfen, sagt Priorin Irene: «Unser Landwirtschaftsbetrieb ist heute näher an uns Schwestern gerückt als in den Jahren, in denen das Kloster ihn selbst bewirtschaftet hat.»
Gegründet wurde das Frauenkloster, welches in einem grünen Dreieck zwischen der Limmat und der Autobahnverzweigung Limmattalerkreuz eingebettet ist, im Jahr 1130. Es war als bäuerliches Kloster konzipiert, dessen Land seinen Bewohnerinnen als Lebensgrundlage dienen sollte. In der Benediktsregel ist nämlich festgelegt, dass die Schwestern von ihrer Hände Arbeit leben sollen.
Als Priorin Irene 1986 ins Kloster Fahr eintrat, wurde der landwirtschaftliche Bereich noch vom Kloster geführt. Geleitet wurde der Hof vom Propst des Klosters Einsiedeln, dem das Frauenkloster angegliedert ist. Bei der Versorgung der 40 Milchkühe und der Schweine, der Bestellung des Ackerlandes, der Obstanlage und der Reben waren jedoch vor allem weltliche Angestellte involviert. Auf der Lohnliste standen etwa ein Melker, ein Traktorführer, ein Kellermeister und Lernende. «Wir Schwestern halfen in der sogenannten Feldgruppe beim Heuen oder der Obstlese», erzählt Priorin Irene.
Was vom Ertrag den Eigenbedarf überstieg, wurde an weltliche Abnehmer verkauft, beispielsweise Milch und Getreide. «An der Klosterpforte stand jeweils eine Kanne, aus der unsere Nachbarn Milch schöpfen konnten – der Zahlbetrag wurde im Milchbüchlein notiert», erinnert sich die Klostervorsteherin.
Spätestens 2006 ging die Milchbüchleinrechnung nicht mehr auf, es kam zu einer ersten Umstellung auf dem Hof des Klosters Fahr. Ein weltlicher Verwalter wurde angestellt und die Milchkühe durch eine Angus-Mutterkuhherde ersetzt. Wenige Jahre später fasste die Benediktinerinnengemeinschaft den Beschluss, nicht nur den landwirtschaftlichen Bereich, sondern auch ihr Restaurant sowie das Gebäude der ehemaligen Bäuerinnenschule in weltliche Hände zu übergeben.
2015 läuteten die Benediktinerinnen einen Strategieprozess ein und 2018 erfolgte die öffentliche Ausschreibung für Projekte, die alle drei Bereiche vereinen sollten. Aus über 20 eingereichten Projekten bekam eine Kombination von zwei verschiedenen Vorhaben den Zuschlag: Für die Bäuerinnenschule, die zu 14 Wohneinheiten umgebaut wurde, und den Gastronomiebetrieb fand sich eine christliche Pensionskasse als Investorin. Die Fahr Erlebnis AG konnte 2021 den Gastronomiebereich sowie den landwirtschaftlichen Betrieb pachten.
Als grüne und besucherfreundliche Oase sollte der Landwirtschaftsbetrieb geführt werden. «Unsere Bedingung war, dass eine Begegnung mit Tieren möglich ist und die Bewirtschaftung dem geschichtsträchtigen Ort entspricht», sagt Priorin Irene. Darunter verstanden die Schwestern einen nachhaltigen, achtsamen Umgang mit den Ressourcen, an einem Ort, der es ermöglicht, die Natur zu erleben und so mit der Schöpfung in Berührung zu kommen.
Wie diese Kombination aus Öffnung und Anpassung an klösterliche Gegebenheiten gelingen kann, zeigt der Betriebsleiter Andreas Benz. Er pflegt einen engen Austausch mit den Schwestern. «Wenn die Rinder im Frühjahr das erste Mal auf die Weide kommen, informiert uns Andreas Benz, damit wir beim lebensfrohen Schauspiel dabei sein können», gibt Priorin Irene ein Beispiel. Der junge Landwirt, der in Wettingen auch den elterlichen Betrieb führt, beteuert seinerseits, wie er sich vom Kloster getragen fühlt.
Der Pächter des Fahr Erlebnis Hofes hat in den vergangenen vier Jahren aber auch einiges geleistet. Er hat den Betrieb erfolgreich auf Bio umgestellt und am 1. Januar 2025 das Vollknospe-Zertifikat an die Stallwand nageln können. Von den knapp 50 Hektaren Land sind rund die Hälfte unter dem Pflug, die andere Hälfte besteht aus Grünland und Ökofläche. Angebaut werden Zuckerrüben, Kichererbsen, Weizen und Körnermais. «Wir möchten uns zukünftig auch Spezialkulturen widmen», sagt Andreas Benz. In der Niederstammobstanlage wachsen hauptsächlich Äpfel sowie wenige Birnen und auf den Weiden grasen Limousin-Mutterkühe und eine Herde Engadinerschafe, die von Schwester Beatrice versorgt wird. Auch ein paar Schweine werden ausgemästet und für die kleinen Besucher hüpfen Hasen und Ziegen in ihren Ausläufen umher.
Überhaupt wird den Gästen auf dem Hof viel geboten. Es finden Ferienlager und Schulbesuche statt, zudem werden Kräuterkurse und Hofführungen organisiert. Andreas Benz leitet einen offenen Betrieb, dessen Ziel es ist, möglichst viele Produkte für den eigenen Hofladen und das Restaurant zu produzieren. «Die Besuchenden setzen sich damit auseinander, was hier passiert und schauen genau hin, was für eine Art von Landwirtschaft wir betreiben», sagt der engagierte Betriebsleiter. Er sei sich der Verantwortung, die er für das gute Gelingen dieses speziellen Hofes trage, bewusst: «Ich bin hier nur Gast und beschreibe wohl nicht viel mehr als eine Seite des dicken Klosterbuches.» Für die Benediktinerinnen hat sich die Verpachtung als optimale Lösung herausgestellt. «Manchmal muss man Mut haben zur Veränderung und loslassen können», sagt Priorin Irene, betont allerdings: «Von einer Abspaltung des Hofes vom klösterlichen Leben kann nicht die Rede sein.»
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