Jetzt müssen neue Sorten her
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Im Pandemiejahr 2020 war der Bio-Umsatz massiv gestiegen. Es war alles andere als klar, dass der Bio-Umsatz auch 2021 das Niveau halten kann. Doch Bio verkaufte sich weiter erfolgreich, erstmals konnte die Marke von 4 Milliarden Franken geknackt werden. Das Wachstum belief sich auf 3,9 Prozent.
Weniger stark als in den letzten Jahren stieg die Anzahl neuer Bio-Landwirtinnen und -landwirte an. Netto kamen 23 Betriebe dazu. Bio Suisse führt dies auf den Generationenwechsel zurück, der zu mehr Betriebsaufgaben führt. Weil die Nachfrage nach den Produkten steigt, erwartet die Organisation der Bio-Bäuerinnen und -bauern in diesem Jahr aber einen stärkeren Zuwachs.
Bio Suisse ist derzeit aktiv auf der Suche nach neuen Betrieben. Dies hauptsächlich beim Rindfleisch und in Ackerkulturen wie Sonnenblumen, Weizen, Eiweiss- und Zuckerkulturen. «Vor zwei Jahren mussten wir noch schauen, dass Angebot und Nachfrage im Gleichgewicht bleiben. Jetzt brauchen wir mehr Produzentinnen und Produzenten», so Geschäftsführer Balz Strasser.
Getrübt werden die erfolgreichen Zahlen vom Krieg in der Ukraine, wo 39 Betriebe nach Bio-Suisse-Richtlinien wirtschaften. «Können sie ihren Familien noch Sicherheit bieten? Können sie ihre Felder bestellen und ihre Tiere versorgen?», fragte sich Bio-Suisse-Präsident Urs Brändli.
Von den Auswirkungen des Krieges ist die ganze Welt betroffen, sind doch die Ukraine und Russland wichtige Exporteure von Produkten wie Weizen oder Sonnenblumen. Besonders betroffen seien Netto-Importländer wie die Schweiz, so Brändli.
Also jetzt Vollgas in die Produktion statt auf die Biodiversität achten, wie es Politiker fordern? Von Brändli kommt ein deutliches Nein: «Forderungen nach einem zweiten Plan Wahlen sind kurzsichtig und nicht zielführend, langfristig gar verantwortungslos.»
Die Inlandproduktion zu steigern, bedeute die Abhängigkeit von Treibstoff-, Pflanzenschutz-, Kunstdünger- und Futtermittel-Importen zu erhöhen. Der Krieg decke die Abhängigkeit von solchen Importe schonungslos auf.
«Wir müssen uns bewegen und ja, wir müssen den Selbstversorgungsgrad erhöhen», so Brändli. «Ernährungssicherheit und Nachhaltigkeit gibt es nur gemeinsam.» Die Schweiz habe dies selber in der Hand: Den Einkaufszettel der Lebensmittelpyramide anpassen, den Food Waste halbieren. Damit werde viel Ackerfläche frei, es müsse weniger produziert werden.
Ein Vorhaben von Bio Suisse ist, ganze Wertschöpfungsketten nachhaltiger zu gestalten und auf Schweizer Bio umzustellen. Die Organisation konnte bereits Erfolge verbuchen. So hat Coop das Ziel, bis 2026 für ihr Bio-Brot nur noch Getreide mit Schweizer Knospe zu verwenden, wie Geschäftsführer Balz Strasser betonte. Als grossen Erfolg bezeichnete er auch den Entscheid der Delegiertenversammlung, aus dem Küken-Töten auszusteigen und nur noch auf Zweinutzungsrassen zu setzen.
Zudem darf das Milchvieh seit diesem Jahr nur noch 5 Prozent Kraftfutter erhalten. «Wir geben damit Ackerfläche für die menschliche Ernährung frei», so Urs Brändli.
Unter anderem wegen des Krieges in der Ukraine steigen aber auch für die Bio-Bäuerinnen und -bauern die Kosten. «Die Wirkung des höheren Milchpreises verpufft durch diese höheren Kosten», so Brändli.
Bio Suisse werde deshalb nicht darum herumkommen, noch in diesem Jahr eine Nachbesserung der Preise zu verlagen. «Sonst stellen keine Milchproduzenten mehr auf Bio um und die Jungbauern steigen mittelfristig aus.» Wie hoch die Forderung ausfällt, ist derzeit bei in Diskussion. Brändli rechnete mit Forderungen zwischen 4 bis 6 Rappen.
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