Anzahl Betriebe nimmt weiter ab
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Terra Vecchia, Projekt Alp, Shelterschweiz, Caritas und weitere Institutionen und Organisationen bieten Timeout- und Auszeitplatzierungen an. Für die unterschiedlichen Klientinnen und Klienten gibt es unterschiedliche Angebote: Krisenplatzierungen, Dauerplatzierungen oder Wochenendplatzierungen. Terra Vecchia bietet sowohl Jugendlichen als auch Erwachsenen in Krisensituationen stationäre Einzeltherapien: «Bei den Erwachsenen sind es sehr oft Personen, die eine Suchterkrankung haben und beispielsweise nach einem Aufenthalt in einer Entzugsklinik Tagesstruktur brauchen – eine solche Platzierung kann gut und gerne bis zu zwei Jahre dauern», erklärt Jacqueline Bachmann, Betriebsleiterin Familienplätze und Mitglied der Geschäftsleitung bei Terra Vecchia.
Projekt Alp organisiert und begleitet längerfristige Aufenthalte und Timeoutplatzierungen von Jugendlichen und Erwachsenen beispielsweise mit Suchtproblemen oder einer psychischen Beeinträchtigung, die nach einem Klinikaufenthalt einen geschützten und betreuten Rahmen benötigen und von Jugendlichen, die im gewohnten Umfeld nicht mehr zurechtkommen, aufgrund ihres Verhaltens schwer tragbar sind und beispielsweise von einem Schulausschluss betroffen sind.
«Das können beispielsweise Jugendliche sein, die bereits in einem Heim untergebracht sind und ein Timeout weg von der Gruppendynamik brauchen – wir haben aber auch einvernehmliche Platzierungen, wo beispielsweise die Eltern selbst die Anmeldung über den Sozialdienst machen», erklärt Ruedi Beiner, Geschäftsleiter von Projekt Alp. Shelter Schweiz hat eine ähnliche Klientel, während sich Caritas im Rahmen der Familienplätze ausschliesslich um Jugendliche kümmert, die unter anderem auch jugendstrafrechtliche Arbeitseinsätze beinhalten.
Die Bandbreite der betroffenen Menschen und deren Krisen ist extrem divers. Stabilität und Sicherheit finden all diese betroffenen Personen aber an einem Ort: in der Landwirtschaft. Die Gastfamilien für die Platzierungen sind fast ausschliesslich Bauernfamilien. «Der Bauernhof eignet sich bereits aus der Tradition heraus als Gastfamiliensetting – Bauernfamilien sind es sich seit jeher gewohnt, Leute bei sich aufzunehmen», sagt Ruedi Beiner von Projekt Alp. «Durch den Arbeitsalltag auf den Bauernbetrieben ist ausserdem eine Tagesstruktur vorgegeben und meistens ist auch eine intakte Familienstruktur vorhanden, die das Kind integriert», ergänzt Patrick Bisch von Caritas Schweiz.
Daneben wirke sich die Nähe und der Umgang mit der Natur und Tieren auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen in der Regel sehr positiv aus. Auf den Bauernhöfen würden sich die meisten Betroffenen in einem Setting wiederfinden, das sich ganz entscheidend von ihrem gewohnten Alltag unterscheide und für die meisten weit weg von dem sei, was sie sonst kennen, erklärt Irene Moccand, Präsidentin und Mitglied der Geschäftsleitung bei Shelterschweiz. «Die Klientinnen und Klienten können mithelfen, dürfen für gewisse Aufgaben auch Verantwortung übernehmen und können Beziehungen neu aufbauen», ergänzt sie. Bereits das gemeinsame Mittagessen, dass sich alle zusammen hinsetzen und dies gemeinsam einnehmen, könne ein ungemein wertvolles Erlebnis sein.
Für die sozialpädagogische und sozialtherapeutische Begleitung der Betroffenen werden den Gastfamilien Profis zur Seite gestellt, welche die Platzierungen begleiten. Die Bauernfamilien müssten in erster Linie zeitliche und räumliche Ressourcen haben, um Timeout- oder Auszeitpersonen in ihrer Familie aufzunehmen, meint Patrick Bisch von Caritas Schweiz. «Grundsätzlich braucht es einfach ein offenes Haus und ein offenes Herz», ergänzt Irene Moccand von Shelterschweiz.
Sowieso sei keine der teilnehmenden Bauernfamilien mit halben Herzen dabei, denn sie würden viel zusätzliche Verantwortung auf sich nehmen und dies zum Teil über sehr lange Zeit. «Einem fremden Menschen so viel Verständnis und Geduld entgegenzubringen ist nicht immer so einfach und es gibt immer wieder auch Situationen, die für eine Gastfamilie belastend sein können – es funktioniert nicht immer», erklärt Jacqueline Bachmann von Terra Vecchia. Die Gastfamilien seien darum enorm kostbar und deren Betreuung genauso wichtig, wie die Betreuung der Klientinnen und Klienten.
Tatsächlich seien ihr die Gastfamilien fast wichtiger als die Klientinnen und Klienten, meint Jacqueline Bachmann sogar: «Es ist extrem anstrengend und schwierig neue Gastfamilien zu finden, deshalb sind mir die bestehenden umso wichtiger und ich will sie behalten.» Unter anderem durch die Strukturveränderungen der letzten Jahrzehnte würden die Landwirtschaftsbetriebe nicht mehr gleich bewirtschaftet wie früher und Landwirte und Bäuerinnen würden heute vermehrt zusätzlich einer ausserbetrieblichen Tätigkeit nachgehen, was eine Timeout- oder Auszeitplatzierung nicht auch noch zulasse. Die anspruchsvolle Aufgabe als Pflegefamilie wird als soziales Engagement allerdings auch entlöhnt und kann somit ein Nebeneinkommen für die Bauernfamilien sein.
Trotz der Fülle an Institutionen und Organisationen, die zusammen mit ihren Gastfamilien krisengeplagten Menschen eine Rettungsleine bieten und ihnen draussen in der Natur neue Perspektiven aufzeigen, können nur wenige Menschen von diesem wertvollen Angebot in der Landwirtschaft profitieren. Die Akquise von neuen Gastfamilien stellt alle Institutionen und Organisationen vor Herausforderungen und die Nachfrage übersteigt das Angebot deutlich. Die Covid-Pandemie habe die Nachfrage ausserdem noch einmal deutlich verstärkt, sagt Ruedi Beiner von Projekt Alp: «Wir hatten letztes Jahr rund 470 Anfragen und konnten im Verhältnis dazu 59 Platzierungen machen.»
Caritas Schweiz: Rund 20 Bauernfamilien für Familienplatzierungen in der Romandie und Deutschschweiz (www.familienplatzierung.ch)
Projekt Alp: Rund 60-70 Familien in den Kantonen Bern, Solothurn, Freiburg, Luzern (www.projektalp.ch)
Shelterschweiz: Rund 100 Pflegefamilien in der Deutschschweiz (www.shelterschweiz.ch)
Terra Vecchia: 25 Gastfamilien im Kanton Bern (www.terra-vecchia.ch)
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