Die neue Freisetzungsverordnung als Eckpfeiler im Kampf gegen invasive Arten
Invasive gebietsfremde Arten, sogenannte Neobiota, breiten sich in der Schweiz immer stärker aus und stellen eine wac...
Wie weiter nach dem Nein zur Biodiversitäts-Initiative? Diese Frage stellte sich das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL). Lukas Pfiffner vom FiBL, Entomologe und Biodiversitätsexperte, betonte, dass die Biodiversität in landwirtschaftlich intensiv genutzten Gebieten drastisch abnehme. Er verwies auf eine deutsche Studie, gemäss der die Insektenbiomasse im Intensivagrarland in 24 Jahren um 95 % zurückgegangen ist.
Pfiffner erklärt diesen Rückgang unter anderem durch die Intensivierung der Landwirtschaft und den damit verbundenen Einsatz von Pestiziden und Stickstoffdüngern. Auch grosse Felder, schwere Maschinen und die intensive Grasnutzung trügen dazu bei. Ebenso die Homogenisierung der Landschaften, durch die die Pflanzen- und Tierwelt immer ähnlicher und weniger vielfältig wird.
«Die Erhaltung einer reichen, funktionsfähigen Biodiversität ist genauso wichtig wie eine funktionierende Bodenfruchtbarkeit», so Pfiffner. Er plädiert für mehr Agrarökologie sowie mehr Biolandbau und Bioregionen. Pfiffner sieht jedoch nicht nur die Landwirtschaft in der Pflicht, sondern auch die gesamte Gesellschaft. Er ruft zu einem stärkeren Schutz wertvoller Lebensräume auf, ebenso wie zu einem bewussteren Umgang mit Lichtverschmutzung und invasiven Arten.
Katja Jacot von der Forschungsgruppe Agrarlandschaft und Biodiversität der Forschungsanstalt Agroscope weist darauf hin, dass viele Arten auf landwirtschaftliche Flächen angewiesen seien. Ziel ihrer Forschung ist es, Wege zu finden, um produktive Landwirtschaft mit der Erhaltung der Biodiversität zu verbinden. Eine zentrale Rolle spielt dabei das Monitoring, um die Entwicklung der Biodiversität zu messen und die Wirksamkeit der Massnahmen zu evaluieren.
Jacot betont die Bedeutung der funktionellen Biodiversität, die der Landwirtschaft wesentliche Leistungen wie Bestäubung und Schädlingsreduktion erbringt. «Neue Technologien wie die Präzisionslandwirtschaft bieten Potenzial, um Biodiversität und Produktivität stärker in Einklang zu bringen», sagt Jacot. Besonders die Weiterentwicklung von Blühstreifen und der Einsatz von Agroforstsystemen seien vielversprechende Ansätze.
Daniela Pauli von BirdLife Schweiz – eine der Organisationen, die die Biodiversitätsinitiative lanciert hat – sieht den Schutz der Biodiversität als dringendst an. Die sinkende Artenvielfalt gefährde die grundlegenden Leistungen von Ökosystemen, die für die menschliche Existenz unabdingbar seien. Sie erkennt an, dass auch in der Landwirtschaft Massnahmen zur Förderung der Biodiversität umgesetzt werden. Aber: «Stickstoffeinträge und andere Belastungen übersteuern die bisherigen Bemühungen bei Weitem», sagt Pauli und fordert eine rasche Umsetzung des Biodiversitätsaktionsplans. Sie betont die Notwendigkeit, Schutzgebiete und Biodiversitätsflächen besser zu vernetzen und schädliche Subventionen umzulenken.
Rebekka Frick vom Ressourcenprojekt «Zielorientierte Biodiversitätsförderung» (ZiBiF) verfolgt einen neuen Ansatz. In einem Pilotprojekt im Kanton Zürich werden landwirtschaftliche Flächen nach ihrer Biodiversitätsqualität statt nach den umgesetzten Massnahmen bewertet. Den Betrieben wird durch ein Punktesystem mehr Autonomie eingeräumt. So können sie flexibel entscheiden, wie sie die Biodiversität auf ihren Flächen fördern. «Das System schafft Flexibilität und Motivation, Biodiversität und landwirtschaftliche Produktion zu verknüpfen», sagt Frick. Die 29 teilnehmenden Betriebe im Kanton Zürich wurden zugunsten des Pilotprojekts, das bis 2028 andauert, aus dem bisherigen System herausgenommen.
Einen Schritt in diese Richtung verlangt auch die Agronomin und Landwirtin Sabrina Schlegel. Ihr ist es wichtig zu zeigen, dass Biodiversität auch auf intensiven Betrieben gefördert werden kann. «Auch auf solchen Betrieben kann man viel für die Biodiversität tun und dabei Freude haben», so Schlegel. Sie hat auf ihrem aktuellen und früheren Betrieb bereits verschiedene Projekte, u.a. zugunsten von Wildbienen, umgesetzt. «Das sind tolle Projekte, die sich auch finanziell gelohnt haben», sagt Schlegel. Zudem hätten sie ohne grosse Einschränkungen der landwirtschaftlichen Produktion funktioniert.
Entscheidend für sie ist die Motivation der Landwirte gegenüber den Projekten. Schlegel fordert ausserdem mehr Flexibilität und Vertrauen in die Fähigkeiten der Betriebe. «Zielorientiert statt massnahmenorientiert. Gegenseitige Begeisterung statt Zwang», so Schlegel.
Laura Spring von Bio Suisse betont die Bedeutung des weiteren Dialogs und die Notwendigkeit, sowohl ökologische als auch ökonomische und soziale Aspekte zu berücksichtigen. Sie zitiert eine noch nicht veröffentlichte FiBL-Studie, die aufzeigt, dass Biobetriebe mehr Biodiversitätsförderflächen haben und deren Qualität besser ist als bei konventionellen Betrieben. Dennoch sieht sie auch im Bio-Bereich weiteres Entwicklungspotenzial, insbesondere wenn der Markt für Bioprodukte stagniert. «Biodiversität und Produktion sind bei uns kein Widerspruch», sagt Spring.
Sämtliche Präsentationen sind beim FiBL abrufbar.
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