
Gemeinsam statt einsam – und trotzdem kaum tragbar
Der Hof Rinderbrunnen zeigt, wie vielfältig und gemeinschaftlich Landwirtschaft gestaltet werden kann – und wie schwi...
In Bergdietikon, eingebettet in die hügelige Landschaft am östlichen Rand des Heitersbergs, führen Tanja Schneider und Patrick Bräm den Bauernhof «Im Eichholz». Doch der Hof ist längst mehr als nur ein landwirtschaftlicher Betrieb – er hat sich zu einem Ort der Begegnung für Menschen und Tiere entwickelt. Mit einer klaren Vision und kontinuierlichen Investitionen hat Tanja Schneider in den letzten Jahren das Hofkonzept weiter ausgebaut und verfeinert.
Seit 1869 ist der Bauernhof in Familienbesitz, doch seit Januar 2020 steht erstmals eine Frau an der Spitze. Mit einem klaren Ziel vor Augen führt Tanja Schneider den Betrieb gemeinsam mit ihrem Partner Patrick Bräm. Ihre Vision: «Der Bauernhof soll ein Ort zum Erleben und Geniessen werden, ohne seinen landwirtschaftlichen Grundcharakter zu verlieren.»
Rund 15 Hektaren des Betriebs sind Weideland, auf denen von Frühling bis Herbst 20 bis 30 Rinder sowie einige Mutter- und Galtkühe aus der Region gesömmert werden. Neben der Rinderhaltung widmet sich Patrick Bräm dem Ackerbau, während Tanja Schneider sich vermehrt auf Agrotourismus konzentriert. Zum Anbauprogramm gehören Urdinkel, Triticale und Gerste sowie Zuckermais, ergänzt durch den Anbau von Zucchetti und Kürbissen für den Verkauf im eigenen Hofladen.
«Ich musste den Betrieb so umstrukturieren, dass ich Landwirtschaft und Familie unter einen Hut bringe.»
Schon bei der Hofübernahme war für Tanja Schneider klar, dass sie den Betrieb weiterentwickeln und stärker auf erlebnisorientierte Angebote setzen wollte. Ihre Vision, Tiere in Kurse und Erlebnisse zu integrieren, hat sie in den letzten Jahren konsequent ausgebaut.
Ein besonderes Augenmerk liegt auf den Pferden und Alpakas. «Ich habe die Ausbildung zur Jugend- und Sportleiterin im Reitsport absolviert, um mein Angebot auf eine fundierte Basis zu stellen», erklärt die junge Betriebsleiterin. Sie arbeitet daran, ein eigenes Kurskonzept zu entwickeln, das Kindern und Jugendlichen nicht nur das Reiten, sondern vor allem den respektvollen Umgang mit Pferden näherbringt. «Mir ist wichtig, dass die Teilnehmenden zuerst den Umgang mit den Pferden lernen und eine Beziehung zum Tier aufbauen, bevor sie aufs Pferd steigen», erläutert Tanja Schneider.
Neben den Reitkursen sind die Alpakas ein fester Bestandteil des Hofkonzepts geworden. Bereits seit einigen Jahren gibt es geführte Alpaka-Spaziergänge, doch seit 2023 wurden die Angebote erweitert: Yoga auf der Alpakaweide und Fondueabende mit den Tieren gehören mittlerweile zu den beliebten Erlebnissen auf dem Hof. «Diese Anlässe sind fast immer ausgebucht, das Interesse ist riesig», freut sich Tanja Schneider.
Um ihre Angebote weiter auszubauen, hat Tanja Schneider kürzlich die Stallanlagen modernisiert. «Wir haben bestehende Ställe in Offenställe umgebaut und werden noch weiter investieren, damit wir die optimale Infrastruktur für die Reitsportkurse haben», berichtet sie. Langfristig plant sie, die nötigen Voraussetzungen zu schaffen, um offizielle Attest- und Diplomausbildungen vom Schweizerischen Pferdesportverband anbieten zu können.
Der Austausch mit der nicht-landwirtschaftlichen Bevölkerung liegt Tanja Schneider besonders am Herzen. «Durch die Anlässe und Kurse erreichen wir viele Menschen, die sonst kaum Berührungspunkte mit der Landwirtschaft hätten – so können wir auch umstrittene Themen authentisch und verständlich vermitteln», erklärt sie. Auch Schulen hat sie bereits auf dem Hof empfangen – ebenfalls ein Bereich, den sie weiter ausbauen möchte.
«Durch die Anlässe und Kurse erreichen wir viele Menschen, die sonst kaum Berührungspunkte mit der Landwirtschaft hätten.»
Die Betriebsführung erfordert viel Planung, insbesondere weil Tanja Schneiders Partner Patrick Bräm auswärts arbeitet. «Patrick arbeitet auswärts im Gartenbau und der Spezialholzerei, ist auf dem Betrieb aber für den Ackerbau und die ‹schwere› Arbeit zuständig, da er maschinell viel talentierter ist als ich», lacht die junge Frau. Doch durch eine geschickte Organisation und die Unterstützung ihrer Familie gelingt es ihr, Landwirtschaft, Agrotourismus und Familie zu vereinen. «Mit der Hilfe meines Partners und der Familie schaffe ich es, alle Betriebszweige unter einen Hut zu bringen, ohne dass die Familie zu kurz kommt», erzählt sie. Die Nähe zu Zürich und der Agglomeration bietet ihr zudem den Vorteil, für ihre Angebote kostendeckende Preise verlangen zu können.
Die Verbindung von Landwirtschaft und Freizeitangeboten stellt ebenfalls hohe Anforderungen an das Management. Tanja Schneider ist sich bewusst, dass eine klare Abgrenzung zwischen privatem und öffentlichem Raum auf dem Hof nötig ist.
Trotz der Herausforderungen sieht sie die Zukunft ihres Betriebs optimistisch: In den nächsten Jahren will sie ihr Angebot weiter optimieren und neue Möglichkeiten zur Verbindung von Landwirtschaft, Bildung und Freizeit schaffen – mit einem Hof, der Menschen, Tiere und Natur zusammenbringt.
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