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Hauptsächlich um Gülle und Mist, ihre Wertigkeit und einen möglichst umweltschonenden Einsatz in der Landwirtschaft ging es am Montag an einem Workshop zum Thema Hofdünger. Organisiert wurde der Anlass von der IG Agrarstandort Schweiz (IGAS) in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Bauernverband (SBV) und der Schweizerischen Vereinigung für einen starken Agrar- und Lebensmittelsektor (SALS). Gastgeber war der Churer Klimafarming-Betrieb «Kuhrerhof».
Mehr Umweltschutz, mehr Effizienz, mehr Wert. Dies sind wichtige Ziele der Schweizer Agrarpolitik. Der Bundesrat hat zudem im Frühjahr die Verordnungen zur parlamentarischen Initiative 19.475 «Absenkpfad» verabschiedet. Dabei geht es um Risiken bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln und um die Reduktion von Nährstoffverlusten.
Nun soll der «Absenkpfad» in die Realität umgesetzt werden. Wie er umgesetzt werden soll, stösst in der Landwirtschaft auf Kritik, so etwa beim SBV. Das sahen auch einige der 55 Teilnehmenden am Workshop in Chur, der von IGAS-Geschäftsführer Christof Dietler geleitet worden ist. Durch die Verordnung würde der Landwirtschaft zu viel aufgebürdet, hiess es unter anderem, und sie müsse über den Umweltschutz gewissermassen auch noch gesellschaftliche Probleme lösen.
Die Landwirtschaft und die Betriebe aus Gewerbe und Industrie, die mit ihr zusammenarbeiten, sind durch die Umweltfragen gefordert. An Innovationen, die Probleme zu lösen fehlt es nicht. Das zeigte die Zwischenbilanz zu den Arbeiten bezüglich «Hofdünger effizient nutzen», die am Workshop gezogen worden ist. Es gibt viele Möglichkeiten und Lösungsansätze in diesem Bereich. «Bis 2030 sollen die Verluste von Stickstoff und Phosphor reduziert werden. Es besteht ein Wille in der Branche, dazu mit markt- und praxisnahen Massnahmen einen Beitrag zu leisten», sagte Christof Dietler.
Bei der Umsetzung des «Absenkpfades», wo es um die Risiken von Pflanzenschutzmitteln und Nährstoffverlusten geht, müsse das Momentum genutzt werden, sagte Michel Darbellay vom SBV. Dazu gehörten marktkonforme Lösungen, die Bereitstellung von Ersatz für importierten Kunstdünger durch Hofdünger, die Zusammenarbeit in der Wertschöpfungskette und die Suche nach Mehrwert. Unter letzterem versteht Michel Darbellay Produkte mit mehr Profil auf den Markt zu bringen und bessere Preisen sowie Mehrwert für Produzenten, einzelne Händler, Label- und Branchenorganisationen anzubieten.
Workshop-Gastgeber Andreas Mehli vom «Kuhrerhof» stellte auf einem Rundgang das Klimafarming auf seinem Hof vor. Im Zentrum stehen die Tiere und die Umwelt. «Wenn es diesen gut geht, stimmt es auch für die Menschen», sagte der Projektbetreiber.
Die rund 200 Milchkühe leben in ihrem grosszügig dimensionierten Stall auf dem «Kuhrerhof» in der höheren Komfortklasse. Das Aufsuchen des Melkroboters wählen sie selber. Auch die Beauty-Pflege in der Waschanlage wird von der Lust dazu bestimmt. Für eine «saubere Stube» und ein gutes Stallklima sorgt ein Mist-Saugroboter. Ein Kollege von ihm schiebt stündlich das Futter für die Tiere nach. Es ist sporenarm und keine Silage. Es besteht aus Mais- und Getreidekörnern sowie aus frischem Grünfutter, das das ganze Jahr hindurch über ein spezielles Aufwuchsverfahren vom «Kuhrerhof» produziert wird.
Auf dem «Kuhrerhof» steht Biogas im Vordergrund. Produziert wird die Energie über eine Festbettfermentieranlage. Diese Technolgie habe ein hohes Potenzial, sagt Andreas Mehli. Vor allem die flexible Gasproduktion in gestuften Einheiten sei ein grosser Vorteil. Über Nacht könne die Anlage heruntergefahren werden. Die Technik ist einfach, weil alles in einem einzigen Container Platz findet.
Zum Klimafarming auf dem «Kuhrerhof» gehört auch die Naturdüngerproduktion aus Gärgülle mit Ammoniakwäscher. «Eine saubere Sache», sagt Andreas Mehli. «Für uns ist der Einbau modernster Anlagen zur Reinigung der Abluftströme und die Schliessung der Kreisläufe eine Selbstverständlichkeit.» Durch die Aufbereitung der Gärreste fallen zwei geruchlose Dünger an, die sehr gezielt eingesetzt werden können.
Die im «Absenkpfad» anvisierte Reduktion der Nährstoffverluste ist laut SBV für die Landwirtschaft eine Herausforderung. Denn der Nährstoff-Output darf trotz tieferem Nährstoff-Input nicht wesentlich sinken. Das erfordert einen effizienteren Einsatz von Hofdünger, um Mineraldünger einzusparen. In der Praxis müssen die Massnahmen breit und sorgfältig umgesetzt werden, so der SBV über die zielgerichtete Reduktion der Nährstoffverluste. Der Verband zieht das Fazit: Es ist sehr schwierig, das Ziel zu erreichen. Dazu sei das volle Engagement in den betroffenen Branchen nötig.
Bei der Schweinehaltung in der Schweiz sind in den letzten 30 Jahren die Stickstoff- und Ammoniakemissionen um rund die Hälfte zurückgegangen. «Schritt für Schritt zu Lösungen zu kommen, die technisch und betrieblich möglich sowie wirtschaftlich tragbar sind», lautet die Devise von Adrian Schütz, stellvertretender Geschäftsführer bei Suisseporcs.
Durch bessere Zucht und Haltung ging der Futterverbrauch in den letzten 40 Jahren um die Hälfte zurück. Weniger Futter bedeutet weniger Emissionen und ist ein wertvoller Beitrag zur Ressourcenschonung.
Stickstoff (N) und Phosphor (P) im Futter konnten in den letzten 20 Jahren um rund 15% respektive um rund 35% abgebaut werden. Die Reduktion von Rohprotein um ein Prozent heisst umgerechnet 10% weniger Stickstoffgehalt und 10 % weniger Ammoniak.
Ökologisch sinnvoll werden Nebenprodukte aus der Lebensmittelverarbeitung über die Schweinefütterung verwertet. Die Futtermittel sind zertifiziert und werden nachhaltig angebaut. Die Schweizer Schweinehalter unterstützen Ressourcenprojekte in der heimischen Lebensmittelproduktion.
Lely Sphere ist ein Mistverarbeitungssystem im Sinne der Kreislaufwirtschaft für die Trennung von Mineralstoffströmen und für die Wertschöpfung aus Emissionen. Das System trennt Festmist und Urin und wandelt Stickstoffemissionen in wertvolle Düngemittel um. Dies ermöglicht eine Präzisionsdüngung und sorgt zudem für mehr Effizienz bei der Schliessung des Mineralstoffkreislaufes.
Laut Curdin Giger, Leiter für Marketing und Kommunikation bei Lely Sphere, ermöglicht das Mistverarbeitungssystem die merkliche Reduktion von Nährstoffverlusten, die Produktion von Kreislaufdünger im Betrieb, was den externen Input reduziert. Das System zeichnet sich durch eine effizientere, gezieltere und flexiblere Nutzung von Dünger aus. Ein angenehmer Nebeneffekt: Die Verbesserung des Stallklimas.
Der Workshop in Chur hat gezeigt, dass im Hofdünger und seiner effizienten Nutzung viel Potenzial steckt, um die Vorgaben des «Absenkpfades» umzusetzen. In erweitertem Sinn kann diese uralte Form der Feld- und Wiesenbewirtschaftung auch einen wichtigen Beitrag leisten zur Erreichung der Klimaziele, wenn sie den heutigen Erfordernissen angepasst eingesetzt wird.
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