Schlaues Hightech-Hackgerät auf dem Acker
Ein mit künstlicher Intelligenz (KI) gesteuertes Hackgerät stösst auf viel Interesse bei Schweizer Bäuerinnen und Bau...
Eine Schweizer Weide, mittendrin das unerwünschte Unkraut Blacke. 25 Meter oberhalb der Weide schwebt eine Drohne. Mit einer Kamera scannt sie die Weide ab und sendet die Bilder in eine Cloud. Das Rechenzentrum identifiziert die Blacken und sendet deren millimetergenauen Koordinaten an einen Roboter. Dieser macht sich auf den Weg und macht den Blacken den Garaus. Innert kürzester Zeit ist die Weide frei von Blacken, die Landwirtin oder der Landwirt haben viel Arbeit und Zeit gespart.
Miteinander verbundene Drohnen und Roboter zur Unkrautbekämpfung. Was wie Science Fiction tönt, könnte in nicht allzu ferner Zukunft Realität sein. Denn die Fenaco Genossenschaft realisiert zu einer solchen Unkraut-Bekämpfung gemeinsam mit der Forschungsanstalt Agroscope, der Fachhochschule OST sowie Sunrise UPC und Huawei ein Innosuisse-Projekt.
Mit dem Vorgehen soll die Unkrautvernichtung deutlich präziser erfolgen und der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln um bis zu 90 Prozent reduziert werden. In einem weiteren Entwicklungsschritt soll die Unkrautbekämpfung gar mit Heisswasser anstelle von Pflanzenschutzmitteln erfolgen.
Möglich machen soll das ganze die 5G-Technologie. Diese sei ein Gamechanger, erklärte Alexander Lehrmann von Sunrise UPC anlässlich einer Medienkonferenz, die aus dem 5G Joint Innovation Center übertragen wurde. Denn sie sorge nicht einfach wie die bisherigen Technologien für die Kommunikation zwischen Menschen, sondern zwischen Maschine, Geräten, Prozessen und Umgebungen. Es gebe kaum eine Branche, die dadurch nicht umgekrempelt werden könne – so auch die Landwirtschaft, ist er überzeugt. «5G erlaubt Vorgänge, die früher technisch unmöglich waren», so Lehrmann. So wie eben die rasche Kommunikation zwischen Drohne, Cloud und Roboter trotz grossen Datenmengen. Bisher habe sich die Landwirtschaft schwer getan, eine höhere Produktion mit besserem Tierwohl und höheren Umweltleistungen in Einklang zu bringen. «Mit den neuen Lösungen lässt sich dies erreichen», zeigt sich Lehrmann überzeugt.
Zurück zum konkreten Projekt: «Wir möchten die Pflanze in der natürlichen Umgebung eindeutig erkennen und lokalisieren», sagt Dejan Seatovic von der Ostschweizer Fachhochschule OST. Das ist allerdings ein schwieriges Unterfangen. Denn die Drohne soll aus 25 Metern Höhe ein Unkraut so erkennen, wie es ein Mensch aus 2 Metern Entfernung tun könnte. Und das bei jedem Wetter. «Die Pflanzenblätter bewegen sich, das Licht ist unterschiedlich», nennt Seatovic einige der Schwierigkeiten. Noch gibt es also einiges zu tun, um ein ausgereiftes System zu erhalten.
Mit der Blacke wird in einem ersten Schritt ein mühsam zu bekämpfendes Unkraut angegangen. Die Pflanze verbraucht Wasser und Nährstoffe und verdrängt so erwünschte Pflanzen, wie Thomas Anken von Agroscope erklärt. Er spricht von einem Dillemma in dem sich die Landwirte aktuell befänden. Entweder sticht der Landwirt jedes Unkraut einzeln aus oder behandelt es einzeln mit Pflanzenschutzmitteln. Das ist wegen des hohen Zeitaufwandes sehr kostspielig. Oder er spritzt die ganze Fläche mit Herbiziden, was zwar schnell und einfach geht, aber einen hohen Herbizideinsatz bedingt. «Es geht primär darum, dass wir mit den Technologien den Landwirten helfen, sie aber nicht ersetzen», sagt Anken.
An die Landwirtschaft würden heute sehr hohe Erwartungen gestellt, sagt Michael Feitknecht von der Fenaco. Mit solchen Projekten könnten die Bäuerinnen und Bauern unterstützt werden, diese Erwartungen zu erfüllen. Gerade die aktuell in der Öffentlichkeit geführte Pflanzenschutz-Diskussion sei in der Branche schon lange ein Thema. «Innovation funktioniert nur durch Kooperation», ist Feitknecht überzeugt. Es sei wichtig, dass man die technologischen Fortschritte nicht nur in der Theorie erreiche, sondern auch zu den Bäuerinnen und Bauern bringe. Das aktuelle Innosuisse-Projekte habe deshalb grosses Potenzial, da es künftig auf andere Unkräuter und invasive Arten ausgedehnt werden könne. Die Landwirtinnen und Landwirte könnten dann diese Pflanzen gezielt erkennen und Massnahmen treffen, so Feitknecht.
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