Kurz-Interview mit Martin Rufer
Martin Rufer, ist die Arbeit des SBV über die Jahre herausfordernder geworden?
Der Bauernverband wurde aus der Not heraus gegründet. Damals gab es einen riesigen wirtschaftlichen Druck. Schon bei der Gründung war die Situation sehr herausfordernd. Und auch jetzt sind wir in einer Phase, in der wir sehr viele politische Themen haben. Volksinitiativen, Raumplanungsthemen, Agrarpolitik 22+, die Themenvielfalt ist heute riesig.
Sehen Sie den SBV künftig in einer veränderten Rolle?
Ich glaube nicht. Interessenvertretung ist nach wie vor wichtig. Es geht darum, die Interessen in der politischen Diskussion zu vertreten, aber auch darum, die Interessen der Landwirtschaft in Marktthemen zu vertreten. Eine wichtige Aufgabe ist die Kommunikation gegenüber der Gesellschaft, wo wir immer wieder aufzeigen müssen, was die Landwirtschaft macht, warum die Schweizer Landwirtschaft so arbeitet. Das ist eine Aufgabe, die auch künftig wichtig sein wird.
Wie bringt der Verband die vielschichtigen Anliegen der Schweizer Landwirtinnen und Landwirte auf einen Nenner?
Wir haben eine sehr vielfältige Landwirtschaft betreffend Betriebsstrukturen und Ausrichtungen. In 90 Prozent der Fragen haben aber die Bäuerinnen und Bauern dieselben Interessen und es ist wichtig, dass wir uns auf diese Gemeinsamkeiten fokussieren. Und dort die Energie reinsteckt und nicht dort, wo es allenfalls gewisse Differenzen gibt.
Die aktuelle Weltlage stellt auch die Ernährungssicherheit wieder stärker in den Fokus. Ist das mehr Chance oder Herausforderung für die Landwirtschaft?
Schon die Corona-Krise und jetzt auch der Ukraine-Krieg zeigen, dass es nicht gottgegeben ist, dass wir immer alle Produkte zur Verfügung haben. Ich glaube auch im Bereich Lebensmittel ist in der Schweiz und in ganz Europa die Erkenntnis gewachsen, dass es eben Sinn ergibt, eine inländische Nahrungsmittelproduktion zu haben. Es liegt nun auch an uns, aufzuzeigen, dass wir zur inländischen Produktion Sorge tragen müssen, weil diese gerade in Krisenzeiten einen grossen Wert hat.