Gelber Enzian als Grundlage für Schnaps und Kosmetik
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Ethanol – als reiner Alkohol – wird seit Jahren für Kosmetika oder Medizin und in der Lebensmittelindustrie eingesetzt. Seit der Coronaviruspandemie ist es der Bevölkerung insbesondere als Bestandteil von Desinfektionsmittel bekannt. Die erhöhte Nachfrage nach Desinfektionsmittel führte insbesondere 2020 während der ersten Pandemiewelle zu einem Mangel und Versorgungsengpässen an Ethanol. Da es in der Schweiz aber seit fast 15 Jahren keine Ethanolproduktion mehr gibt, ist die Schweiz entsprechend stark vom Ausland abhängig und Pharma- und Lebensmittelindustrie sowie die Kosmetika- und Naturheilmittelhersteller produzierten bis anhin mit importiertem Ethanol.
Nun soll es zukünftig wieder Schweizer Ethanol geben: Die Schweizer Zucker AG hat zusammen mit der Alcosuisse AG ein Verfahren entwickelt, mit dem aus Zuckerrüben der begehrte Alkohol hergestellt werden kann. Die Idee dazu wurde aber nicht erst während der Coronaviruspandemie geboren, als Ethanol plötzlich knapp wurde, sondern ist eigentlich schon älter. «Die Planung und Umsetzung hat einfach seine Zeit gedauert», sagte Florian Krebs, Geschäftsführer der Alcosuisse AG, anlässlich der feierlichen Eröffnung der Anlage in Aarberg. Ausserdem sei man auf Hilfe aus dem Ausland angewiesen gewesen, da die Erfahrungen in der Schweiz ja seit geraumer Zeit fehlten.
Ethanol ist reiner Alkohol mit bis über 90 Volumenprozent. So hochprozentig also, dass man ihn besser nicht trinkt. Erst in der Verarbeitung kann er dann auch für alkoholische Getränke verwendet werden. Daneben wird Ethanol als Lösungsmittel für Stoffe, die für medizinische oder kosmetische Zwecke eingesetzt werden, eingesetzt: Duftstoffe, Aromen, Farbstoffe oder Medikamente sowie Desinfektionsmittel. Auch energetisch kann Ethanol verwendet werden. Das sogenannte Bioethanol wird ausschliesslich aus Biomasse oder den biologisch abbaubaren Anteilen von Abfällen hergestellt.
Nun aber ist die Anlage fertig und auch die Testphase ist abgeschlossen. Das neue Schweizer Ethanol soll zukünftig in zwei Qualitäten verfügbar sein: Zuerst wird das mit dem Namen «CH11» versehene und speziell für die Herstellung von Spirituosen konzipierte Trinkethanol verfügbar. Bereits haben erste Schweizer Spirituosenherstellerinnen und -hersteller das Schweizer Ethanol für ihre Produkte verwenden können und ein Dutzend Brennmeisterinnen und Brennmeister aus allen Landesteilen konnten am Eröffnungsanlass der Anlage die Resultate daraus zeigen. Gegen Ende Jahr soll dann auch die zweite Qualität, ein hochwertiges pharmazeutisches Ethanol mit dem Namen «CH15» lanciert und dann von Alcosuisse vertrieben werden.
Ein Erfolg des Projekts wäre auch für die Zuckerfabrik nicht unbedeutend: «Jedes zusätzlich veredelte Nebenprodukt hilft, die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens zu steigern und sendet ein positives Signal an unsere Zuckerrübenproduzentinnen und -produzenten», meinte Guido Stäger, CEO der Schweizer Zucker AG.
Mit der neuen Destillationsanlage wollen sich die Alcosuisse AG und die Schweizer Zucker AG also einen Markt mit viel Potential erschliessen. Mit einer maximalen Produktionskapazität von jährlich rund 700’000 Litern reinen Ethanols wird die Anlage in Aarberg den hiesigen Bedarf an Ethanol aber trotzdem nur teilweise decken können: Der Gesamtverbrauch in der Schweiz liegt pro Jahr nämlich bei rund 50 Millionen Litern Ethanol.
Die Destillation ist ein thermischen Trennverfahren. Dabei machen sich die Brennerinnen und Brenner die unterschiedlichen Siedetemperaturen von unterschiedlichen Flüssigkeiten zu nutze.
Verschiedene Flüssigkeiten kochen bei verschiedenen Temperaturen. Ethanol beispielsweise siedet bei 78,3 Grad – Wasser hingegen erst bei 100 Grad. Wird eine Wasser-Alkohol-Mischung also auf 80 Grad erhitzt, dann steigt der Alkohol als Dampf aus der Flüssigkeit heraus und das Wasser bleibt als Flüssigkeit zurück. Indem der Alkoholdampf dann aufgefangen und abgekühlt wird, erhält man hochprozentigen Alkohol.
Dieses an sich simple Verfahren ist das Prinzip der meisten Brennanlagen. Dabei wird die alkoholhaltige Maische – im Fall der Destillationsanlage in Aarberg ist dies Zuckerrübenmelasse – aufgekocht und die entstehenden Dämpfe im Kühler wieder kondensiert. Dieser Vorgang dauert an, bis die Maische «entgeistet» ist.
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