Wegen tieferem Selbstversorgungsgrad: Es braucht weniger Schweizer Zucker für Swissness
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In den letzten Jahren ist der Anbau der Bio-Rüben in der Schweiz deutlich populärer geworden, bleibt aber im Vergleich zum konventionellen Anbau weiter eine Nische. Das hat auch mit dem herausfordernden Anbau und der damit einhergehenden Skepsis der Landwirtinnen und Landwirte zu tun. Aber die Hoffnung auf einen Durchbruch der Bio-Rüben hat sich verstärkt, weil eine alternative Anbaumethode Erfolg verspricht: Es werden Setzlinge gepflanzt statt Rüben gesät.
Vor allem die kleinen Jungpflanzen sind dem Druck von Unkraut und Schädlingen ausgesetzt. Während im konventionellen Anbau Pflanzenschutzmittel Hilfe bieten, sind im Bio-Bereich die Pflanzen in dieser Phase stark gefährdet. Im Bio-Rübenbau ist viel Handarbeit nötig, denn das Unkraut muss gejätet werden, es soll ja nicht die Rübenpflänzchen verdrängen.
Hier wirkt sich das Pflanzen der Rüben positiv aus. Zwar verursacht das Setzen einen grossen Aufwand, danach brauchen die Rüben aber weniger Pflege als bei der Saat-Methode. Sie entwickeln sich schnell, weshalb per Hand nur noch mehrjährige Unkräuter entfernt werden müssen. Währenddessen benötigen die gesäten Rüben mehr Zeit zum Auflaufen und Wachsen, was mehr Aufwand bei der Bekämpfung von Unkraut bedeutet.
Tests im Jahr 2021 an verschiedenen Schweizer Standorten zeigten, wie die Ernte und die Arbeit ausfallen, wenn statt dem traditionellen Säen Setzlinge gepflanzt werden. Die Resultate fielen positiv aus. Im Schnitt brachten es die gesäten Rüben auf einen Ertrag von 40,4 Tonnen pro Hektare. Mit 55,7 Tonnen pro Hektare schossen die gepflanzten Rüben deutlich obenaus. Bei den gesäten Rüben war die Ertrags-Spannbreite deutlich grösser. Ein Zeichen, dass die Ertragssicherheit bei den gepflanzten Rüben klar besser ist.
Im vergangenen Jahr wurden mit beiden Anbauverfahren Spitzenerträge erreicht, sagt Raphael Wild von der Schweizer Zucker AG. «Die Durchschnittserträge sind beim Setzen höher, somit hat sich bestätigt, dass die Erträge stabiler sind», sagt Wild. Dies sei vor allem auf die einfachere Unkrautbekämpfung und damit die tiefere Konkurrenz durch Unkraut zurückzuführen. Dieses Jahr ist laut Wild sowohl die Gesamtfläche der Biorüben als auch der Anteil der gesetzten Rüben leicht zunehmend.
Bio-Zuckerrüben seien weiterhin gesucht, sagt auch David Herrmann, Medienverantwortlicher von Bio Suisse. Auch 2022 sei ein Teil der Bio-Rüben gepflanzt statt gesät worden – mit Erfolg. «Die Bilanz der Bio-Rübenbauern, die letztes Jahr auf die Setzlingsmethode gesetzt haben, ist positiv», bestätigt Herrmann. Die Handarbeitsstunden hätten reduziert werden können und die Erträge seien sehr gut gewesen.
Die Bio-Zuckerrüben werden in der Zuckerfabrik in Frauenfeld verarbeitet. 2022 lieferten die Schweizer Rübenpflanzer 11'800 Tonnen Rüben an die Fabrik. Die Zuckerfabrik verarbeitete zudem 85'700 Tonnen Bio-Rüben aus Deutschland zu Zucker – Potenzial für weitere Schweizer Bio-Rüben ist also vorhanden. Insgesamt verarbeiteten die beiden Zuckerfabriken in Frauenfeld und Aarberg letztes Jahr 1,67 Millionen Tonnen Rüben.
Entscheidend ist für die Landwirtinnen und Landwirte, was am Schluss rausschaut. Zwischen 2019 und 2021 wurden in Montignez JU Versuche dazu durchgeführt. Das Einkommen pro Arbeitsstunde lag bei den gepflanzten Rüben mit 130 Franken deutlich höher als bei den gesäten mit 87 Franken. Anders sieht es pro Hektar aus, wo der Ertrag der gesäten Rüben während der Versuchsjahre mit 9'780 um 380 Franken höher lag. Die Handarbeit werde beim Setzen durch die Investition in den Setzling ersetzt, hiess es zu den Versuchs-Ergebnissen. Der Vorteil des Pflanzens ist demnach, dass auch Betriebe ohne viel Personal grössere Zuckerrübenflächen bewirtschaften können.
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