Puschlaver Kastanien sind im Trend und kämpfen mit Herausforderungen
Über Jahrhunderte waren Kastanien im Puschlav ein Grundnahrungsmittel. Kartoffeln, Getreide, der wachsende Wohlstand ...
«Der Stier 83 hat mir am besten gefallen. Das ist ein sehr kompletter Stier mit einem stabilen Rahmen und gerader oberer Linie. Er ist tief hinuntergewachsen, steht gut im Kessel und hat vorne wie auch hinten eine gute Breite.» Der 22-monatige Jungstier Ikarus hat es dem Ostschweizer Preisrichter Walter Rhyner angetan.
Er führt weiter aus: «Und schaut mal, über welch funktionell gesundes Fundament dieses wunderbare Tier verfügt. Seine trockenen geraden Sprunggelenke überzeugen, die Fesseln sind stabil. Und er steht hervorragend im Vorderstand. Er bewegt sich gut, hat einen sehr guten Klauensatz und einen geraden Gang.»
Auch die weiteren rangierten Stiere taxiert er an diesem heissen Spätsommermorgen im Ring 1 des Zuger Stiermarktes. So begründet er auch, weswegen er einem besser bewerteten Stier gegenüber einem Nachklassierten den Vorzug gibt.
Dieses Verfahren ist neu. Denn bisher ist es anders gelaufen am Zuger Stierenmarkt. Obwohl in einer globalisierten Kleinstadt und in direkter Nachbarschaft zur markanten Bossard-Arena gelegen, wo der Eishockeyclub EV Zug mit Bullenlogo jedes Jahr um den Titel des Schweizer Meisters stürmt, haben die Verantwortlichen hier immer sehr auf Tradition gesetzt.
Schliesslich handelt es sich um eine Leistungsschau, die vom direkt neben den Stallungen beherbergten Braunviehzuchtverband Braunvieh Schweiz organisiert wird. Er ist in der Schweiz die massgebende Instanz für den Fortbestand und die Entwicklung der Rasse mit den Zuchtrichtungen Brown Swiss (BS) und Original Braunvieh (OB).
Die sogenannten Zuger Punkte sind bei den Züchtern seit jeher sehr begehrt. Mit ihren herausragenden Stieren, die am ersten Tag prämiert werden und ihren Rindern, die am Folgetag zur Versteigerung freigeben, reisen sie aus der ganzen Schweiz an.
In diesem Jahr sind 49 Brown-Swiss-Stiere und 133 Original Braunviehstiere zu bestaunen. Der grösste, BS-Stier Cowboy, weist eine Widerristhöhe von 167 Zentimetern auf, der schwerste Stier, OB-Stier Beni bringt 1310 Kilogramm auf die Waage.
Bis zum letzten Jahr haben die Preisrichter die Stiere hinter den Kulissen punktiert, klassiert und in der Rangierungsreihenfolge an die Latte gestellt. Im Verlauf des Tages sind dann die einzelnen topklassierten Stiere im Ring vorgeführt worden. Bis anhin mussten die Stiere den ganzen Tag in der Sonne stehen, was bei den steigenden Septembertemperaturen der letzten Jahre nicht ideal für die Tiere war.
Jörg Hähni, Fachbereichsleiter Marketing/Rassenpromotion bei Braunvieh Schweiz, ist von der neu eingeführten Ringbewertung am Zuger Stierenmarkt überzeugt: «Es ist nicht nur besser für das Tierwohl, weil wir jetzt am Morgen die Jungstiere prämieren, die alten im Stall lassen und am Mittag wechseln», meint er. «Wir haben dadurch auch mehr Transparenz in der Bewertung. Und auch für das Publikum bieten die Kommentare und die Live-Bewertung mehr Unterhaltungswert und Spannung.»
Josef Portmann, Landwirt aus dem Luzernischen Schüpfen und oberster Preisrichter auf dem Platz, begrüsst den Schritt: «Es ist zwar eine Herausforderung für uns Preisrichter, das vor aller Augen live zu leisten. Es ist aber auch besser für uns. Denn wir können auf Platz den Direktvergleich vornehmen und dies auch vor aller Augen und Ohren mit Mikrofon kommentieren.»
Er zieht eine positive Bilanz vom Tag: «Ich hatte manche Beispiele mit erfreulichen Rückmeldungen von Züchtern. Manch einer hat mir gesagt: So wie du das hier begründest, kann ich deinen Rangierungsentscheid nachvollziehen.»
Vorbereiten lässt sich die Rangvergabe mit dem neuen Verfahren nur begrenzt: Zwar können die Preisrichter eine Vorbesichtigung vornehmen, wenn die Stiere an die Latte gebunden werden. Der Favorit lässt sich so nur allerdings bedingt ausmachen.
«Der Gang und das Verhalten des Stiers im Ring kann dann wieder zu einer ganz anderen Bewertung führen», so Josef Portmann. Bewertungskriterien des Exterieurs gibt es drei: Rahmen (Kreuzbeinhöhe, Flankentiefe, Brustbreite und obere Linie) Becken (Länge, Breite, Neigung) und Fundament (Gangwerk, Sprunggelenk, Fesseln, Klauensatz).
Dies alles zu vergleichen, bedingt ein sehr gut geschultes Auge, eine entsprechende Ausbildung und jahrelange Erfahrung. Entsprechend kann das Publikum an diesem Tag mehrmals beobachten, wie der Preisrichter die Stiere, die allesamt von ihren Besitzern herumgeführt werden, paradieren lässt und sie mit prüfendem Blick beobachtet.
Das Laufen der Stiere bietet einigen Unterhaltungswert. Die am Morgen präsentierten Jungstiere können manchmal unbändig sein - die einen steigen den andern auf, und bringen eine Energie zum Ausdruck, die laut Speaker ja auch gewünscht ist. Wer die Stiere im Griff haben will, muss dies mit einer klaren Führung und einer starken Hand tun. Der Stier ist grundsätzlich ein Alphatier. Nach 1-2 Gehrunden reiht der Preisrichter die Stiere in der Rangreihenfolge auf und zeichnet mit weisser Kreide die Ränge auf die hinteren Becken.
Dann geht es in die Bewertungen. Die Stiere treten in zahlreichen Abteilungen gegeneinander an, BS-Stiere getrennt von OB-Stieren. Wer genau hinschaut, kann am Becken erkennen, dass die Zweinutzungsrasse OB hier stärker bemuskelt ist, während die BS-Stiere beim Becken etwas schlanker, knochiger ausgeprägt sind. Bei manchen Stieren stehen lediglich die Rangnummern auf dem Becken. Bei anderen ist mit weisser Kreide auch die Punktezahl der einzelnen drei Kategorien aufnotiert. Die Bewertungen reichen von 3 bis 5.
Der höchstbewertete Stier des Tages ist mit einer 5/5/5 und 96 Gesamtpunkten bewertet – ein absolutes Spitzentier. Die Misterwahlen sind der eigentliche Höhepunkt des Tages: Bei den Jungstieren gewinnt in der Kategorie Brown Swiss Phil Lionel von Patrick Risi aus Buochs (NW). Beim Original Braunvieh holte sich Eros Ikarus von Andrin Flückiger aus Eptingen (BL) den Titel. Am Nachmittag siegt bei den Misterwahlen der Seniorstiere Alino Gracer von Kevin Züger aus Vorderthal (SZ) in der Kategorie Brown Swiss. Mister OB Senior 2023 wird Valido Einar von Martin Schrepfer aus Wald (ZH).
Viele der Züchter präsentieren Stiere, wollen sie aber nicht verkaufen. Der Handel findet vor allem bei den Jungstieren statt. An beiden Markttagen sind insgesamt 17 Stiere (2022: 16) oder gut 9 Prozent (ex aequo 2022) für durchschnittlich CHF 2‘856.- (im Vorjahr CHF 3‘131.-) verkauft worden. Der Höchstpreis betrug dabei CHF 3‘800.-
Nicht alle Besucher des Stierenmarktes kommen mit denselben Interessen nach Zug. Das gilt auch für Landwirte, die Mutterkühe halten oder Milchwirtschaft betreiben. So offenbart ein Zentralschweizer Bauer, der eine Milchwirtschaft mit 40 Kühen betreibt: «Mich interessieren eher ältere Stiere, die zum Verstellen angeboten werden.»
Also Stiere, die er kostenlos bei sich haben kann, bis zum nächsten Frühling. Er muss diese einzig füttern und pflegen. Da schaue er vor allem, was im Katalog über die Milchleistungen von Mutter und Grossmutter stehe und achte beim Stier auf eine ausgeglichene Bewertung. «Als kleiner Milchbauer bin ich vor allem daran interessiert, dass meine Kühe gute Kälber gebären. Im Frühling gebe ich den Stier wieder dem Besitzer zurück.» Der Zuger Stierenmarkt hat also für unterschiedlichste Interessen einiges zu bieten.
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