Tiefkühlbutterlager auf Achterbahnfahrt
In der Schweiz werden jährlich zwischen 39’000 und 45’000 Tonnen Butter hergestellt. Die Verkäufe schwanken weniger s...
«Welche Milch brauchen wir für die Zukunft und wie zeigt sich der Einfluss der Nachhaltigkeitsdebatte in der Wertschöpfungskette Milch?» Das diskutierten Vertreterinnen und Vertreter der Milchproduktion, Forschung, Industrie sowie Politik und Konsum am SMP-Milchforum Ende November.
«Das Bild der Kuh als Klimakillerin entsteht, wenn man die Kuh ins Labor stellt und nur darauf achtet, was vorne reingeht und hinten rauskommt», sagte Referent Urs Niggli, Präsident von «agroecology.science» und ehemaliger langjähriger Direktor des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL). Um die Welt mit dem erwarteten Bevölkerungswachstum zu ernähren, müssten aber verschiedene Strategien verfolgt werden und da gehöre sowohl die Milch- als auch die Fleischproduktion dazu. Genauso sei die vegane Ernährung Teil der Lösung. «Ich bin froh um jeden Menschen, der sich vegan ernährt», erläuterte der Agrarwissenschaftler weiter. Allerdings könnten weder Veganismus noch Vegetarismus oder auch der Biolandbau die Welt retten: «Man muss das ganze System korrigieren und nachhaltiger machen.»
Zum einen müssten vermehrt pflanzliche Proteine wie zum Beispiel Erbsen, Sojabohnen, Linsen, Lupinen, Kichererbsen eingesetzt und zum anderen der Konsum von Fleisch reduziert werden. Wenn die Kuh aber als Teil des Systems betrachtet und standortgerecht eingesetzt werde, trage auch sie sehr entscheidend zur zukünftigen Sicherstellung der Ernährungssicherheit bei. Die weltweite Agrarfläche bestehe zu zwei Dritteln aus Grasland und die vielen Grasflächen seien für den Menschen nicht direkt nutzbar. Die Bewirtschaftung des Graslands mit der Produktion von Milch und Fleisch sei so für die Welternährung auch in Zukunft notwendig und als Teil des Systems durchaus nachhaltig, führte Urs Niggli aus. Fleisch habe ausserdem eine sehr hohe Proteindichte, die mit pflanzlichen Rohstoffen nicht zu erreichen sei. Weiter könnten und würden Nebenprodukte aus der Lebensmittelindustrie als Tierfutter eingesetzt, was unter anderem Foodwaste verhindere.
Auch Urs Riedener, CEO von Emmi, betonte, dass das Thema Nachhaltigkeit nicht nur das Reduzieren von Treibhausgasen beinhalte. So biete die Schweizer Milchverarbeitung immerhin auch rund 100’000 Arbeitsplätze, im Gegensatz dazu brauche es beispielsweise für die Produktion von Hafermilch nur ein Bruchteil davon. Dennoch bietet auch Emmi Milchalternativen aus Hafer an: «Dabei geht es aber nicht darum sich zwischen Imitaten und natürlicher Milch zu entscheiden», erklärte Urs Riedener. Es gehe darum, eine Nachfrage zu befriedigen. So würden die Kundenbedürfnisse das Angebot auch in Zukunft steuern. Urs Riedener ist aber überzeugt, dass die weltweite Nachfrage nach Milchprodukten auch in den kommenden Jahren weiter bestehen und noch steigen werde. Allerdings werde kein Weg an der Nachhaltigkeit vorbeiführen.
Neben dem Bereitstellen von Milchalternativangeboten gelte es darum auch, sich konsequent auf die Veränderungen im Milchmarkt einzustellen und besonders im Bereich der nachhaltigen Milch zu arbeiten. Die Thematik sei Risiko und Chance zugleich: Nachhaltigkeit in der Milchproduktion sei einerseits nur gemeinsam in der ganzen Wertschöpfungskette mit dem Detailhandel erreichbar und mit Kosten verbunden, welche die Branche nicht selbst tragen könne und wolle. Schlussendlich müssten auch die Konsumentinnen und Konsumenten den Preis zahlen. Wenn man aber gemeinsam geschickt vorgehe, seien diese Mehrkosten auch am Markt zu holen, zeigte sich Urs Riedener überzeugt.
Der Markt präsentiere sich hinsichtlich Milch allerdings chaotisch, gab Prisca Birrer-Heimo, die Präsidentin der Schweizer Stiftung für Konsumentenschutz, zu bedenken. Das riesige Sortiment mit den verschiedenen Labels und ausgelobten Standards führe bei den Konsumentinnen und Konsumenten eher zu Verwirrung als zu einem orientierten und überlegten Kauf. Die Vermarktungsstrategien der Milchverarbeiter und des Detailhandels würden mit ihrem «Labelwald» kaum für Klarheit sorgen, die Labels versagten als Wegweiser und somit leide zuletzt auch die Transparenz und Glaubwürdigkeit des Produkts Milch – egal wie nachhaltig oder nicht.
Mit weniger Labels könnte die Milchbranche mehr erreichen, meinte Prisca Birrer-Heimo weiter. Dafür müssten sich die einzelnen Akteure aber zusammenfinden und den Wald an Labels und Branchenstandards lichten: Klare Kriterien und eine transparente Kommunikation, auch wenn beispielsweise die Umsetzung von Nachhaltigkeit in gewissen Teilbereichen noch nicht einwandfrei funktioniere, stärke das Konsumentenvertrauen. Werde das erreicht, würden die Mehrerlöse auch den Produzenten zugutekommen und die Konsumentinnen und Konsumenten seien bereit, den Preis zu tragen und einen entsprechenden Mehrwert auch zu vergüten.
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