Umweltbewusst im Hofladen

Ist die Umweltbilanz beim Kauf direkt ab Hof besser? Umfassende Studien dazu fehlen. Viele Aspekte spielen eine Rolle - auch das Verhalten der Kundinnen und Kunden.
Zuletzt aktualisiert am 9. April 2021
von Melina Griffin
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Hofladen Titelbild Lid

Beim Mehrweggebinde müssen Kunden mitmachen

Ein anderes Thema in der Direktvermarktung ist die Verpackung von Lebensmitteln. Viele Früchte und Gemüse müssen aufgrund ihrer Beschaffenheit verpackt werden. «Sehr wichtig, um die Umwelt zu entlasten, ist es, wo möglich kein Plastik zu verwenden», sagt Schmid. In seinem Hofladen animiert er die Kundschaft dazu, eigene Gebinde mitzunehmen oder er bietet gebrauchte Papier-Tragtaschen oder Kartonschachteln an. Schmid empfiehlt, das Thema bei der Kundschaft anzusprechen und gemeinsam Lösungen zu finden. Bei gutem Rücklauf sind Mehrweggebinde wie Milch-Glasflaschen bis 200 Kilometer Transportweg den Einweggebinden ökologisch und ökonomisch überlegen. Die Kundschaft muss aber gewillt sein, die Gläser zurückzubringen. Ausserdem empfiehlt Schmid natürliches Verpackungsmaterial statt Verbundmaterialien, «weil die Auftrennung bei der Entsorgung wegfällt und das Recycling dadurch weniger aufwändig ist.»

Kostbare Lebensmittel nicht wegwerfen

Die Kostbarkeit verbrauchter Ressourcen wertschätzen und nichts wegwerfen, das ist das oberste Ziel bei der Minimierung von Food Waste. Auch Bauernhöfe können viel unternehmen, um Lebensmittelverschwendung zu minimieren und gleichzeitig eine höhere Wertschöpfung zu generieren. Otto Schmid arbeitet mit seiner Familie mit Institutionen zusammen, die sein Obst zweiter Klasse abkaufen und es weiterverarbeiten. «Aus deformierten, aber immer noch intakten Früchten können Apfelstückli oder Apfelmus gemacht werden, aus krummen Karotten werden Smoothies.»

Vielerorts gebe es Köche, die für zweitklassige Ware Verständnis hätten und innovative Ideen für die Verwertung solcher Produkte entwickelten. «Hier ist der direkte Kontakt wichtig», sagt Schmid. Er ermutigt Hofläden, Produkte zweiter Qualität entsprechend anzuschreiben und zu einem wesentlich günstigeren Preis zu verkaufen. «Es besteht die Meinung, die Kundschaft würde das nicht kaufen», sagt Schmid. Seine Erfahrung zeige aber, dass dies falsch sei, wenn Konsumentinnen und Konsumenten aufgeklärt werden. Und genau da sehe er die Chance von Hofläden, die den Kunden beispielsweise mit Rezeptideen weiterhelfen können.

Am Schluss zählt das Erlebnis

Es stimmt also nicht, dass die Direktvermarktung von vornherein ökologisch ist. Wenn ein Betrieb nicht nachhaltig wirtschaftet und er zudem noch weit weg von Kundinnen und Kunden liegt, sieht es mit der Ökobilanz rasch einmal weniger gut aus. Auf der anderen Seite steht der persönliche Kontakt zwischen Produzenten und der Kundschaft, der das Verständnis für die Landwirtschaft und die hiesige Nahrungsmittelproduktion fördert. Für viele Kundinnen und Kunden ist der Einkauf auf dem Hof ein Erlebnis und eine willkommene Abwechslung. Allfällige Nachteile in der Direktvermarktung können durch gezieltes Handeln in den Bereichen Food Waste und Verpackung oder durch alternative Absatzkanäle ausgeglichen werden. 

Hofladen Ji
Der Einkauf im Hofladen bringt den Konsumentinnen und Konsumenten auch die Produktion näher. (ji)