Raclette-Produktion in der Schweiz schmilzt, aber Exporte bleiben heiss
Schweizerinnen und Schweizer haben letztes Jahr weniger Raclette gegessen. Im Gegensatz zu vielen anderen Käsesorten ...
«Rigugegl»: Raclette ist gut und gibt eine gesunde Laune. Was für Fondue gilt, gilt gemäss Sortenorganisation Raclette Suisse auch für Raclette. Dass heute die stolze Menge 16’711 Tonnen Raclettekäse produziert wird, ist mit ihr Verdienst. 1994, im Gründungsjahr des Vereins, waren es noch 8943 Tonnen gewesen. Gleichzeitig stellen die 41 Mitglieder von Raclette Suisse nur noch 82 Prozent der produzierten Gesamtmenge her. Im Jahr 2015 waren es noch gut 92 Prozent gewesen.
Mit anderen Worten: Der Anteil der Trittbrettfahrer des Erfolgsprodukts hat damit zugenommen. Ein wesentlicher Grund dafür: Die Produktion von Schweizer Halbhartkäsen und Hartkäsen ist trotz Bevölkerungswachstum in der Schweiz seit Jahren leicht rückläufig. Bekannte Marken wie Emmentaler, Tilsiter oder Vacherin Fribourgeois dürfen von Käsereien nur zu eingeschränkten Kontingenten produziert werden.
Dass daher viele Molkereien mit Milchüberschuss auf die nicht kontingentierte Produktion des Raclettekäses ausweichen, ist nachvollziehbar. Weniger nachvollziehbar ist es für die Sortenorganisation Raclette Suisse, dass nicht jeder dieser Produzenten den Sortenverband mitträgt, aber trotzdem vom Marketing des Dachvereins profitiert.
Jürg Simon, Präsident von Raclette Suisse erklärt an der Vereinsversammlung von Raclette Suisse vom 19. Juni in Bern: «Aus anderen Beispielen wissen wir, dass rund zehn Prozent ausserhalb der Sortenorganisation produzierter Käse verkraftbar ist.» Doch gibt er zu bedenken: «Wenn es darüber hinaus geht, bröckelt die innere Solidarität unter den Mitgliedern und die Organisation wie auch deren Vermarktungsziele werden geschwächt.» Aus diesem Grund beantragt Raclette Suisse beim Bundesrat die Allgemeinverbindlichkeit der Marketingbeiträge. Die Vereinsversammlung vom letzten Mittwoch hat das Anliegen ihres Vorstandes einstimmig unterstützt.
Gestützt auf den Artikel 9 des Landwirtschaftsgesetzes kann der Bundesrat die von Branchen- und Produzentenorganisationen beschlossenen Selbsthilfemassnahmen auch auf die Nichtmitglieder ausdehnen. Der Bundesrat hat eine solche Beitragspflicht in der Vergangenheit bereits für folgende Verbände beschlossen: Schweizer Milchproduzenten, Schweizer Bauernverband, GalloSuisse, Emmentaler Switzerland oder Interprofession du Vacherin Fribourgeois. In der gesetzlichen Grundlage zur Allgemeingültigkeitserklärung sind diese Verbände einzeln aufgeführt. Vom Bundesrat braucht es nun bloss einen Beschluss, damit auch Raclette Suisse integriert werden kann.
Auslöser für das Anstreben einer gesetzlich festgelegten Allgemeinverbindlichkeit von Beitragszahlungen ist die nicht dem Verein Raclette Suisse angeschlossene Naturparkkäserei Diemtigtal mit Hauptaktionär Migros. Diese Käserei mit Produktionsziel 2000 Tonnen produziert inzwischen gegen 10 Prozent des Schweizer Raclettekäses. «Weil sie keine Anstalten unternommen hat, Mitglied bei uns zu werden und zusammen mit einigen kleineren Käseproduzenten trotzdem von unseren Marketingvorleistungen profitiert, müssen wir nun aktiv werden», so Präsident Jürg Simon.
Jürg Kriech, Geschäftsführer von Raclette Suisse, ergänzt: «Gerade in den letzten zwei Jahren hat die Produktion ausserhalb unserer Organisation Raclette Suisse noch einmal stark zugenommen, besonders in den ersten Monaten 2024.» Während die Produzenten ausserhalb Raclette Suisse ihre Käsemenge im zweistelligen Prozentbereich erhöht haben, haben die Mitglieder rund zwei Prozent mehr Raclettekäse hergestellt als im gleichen Zeitraum 2023.
Während für Mitglieder ein Beitrag von 2 Rappen pro Kilo zu Käse verarbeiteter Milch fällig ist, würde der Beitrag für Nichtmitglieder – sofern beschlossen - tiefer ausfallen. Abzüglich des Beitrages zum Verwaltungsaufwand müssten sie rund 1 bis 1,5 Rappen pro Kilogramm zu Raclette verarbeiteter Milch bezahlen. Nach Schätzung von Raclette Suisse würde damit ein Beitrag von rund 450'000 Franken neu in die übergeordnete Vermarktung fliessen, statt in der Erfolgsrechnung der nicht zusammengeschlossenen Unternehmen zu erscheinen.
Präsident Jürg Simon ist zuversichtlich, dass das Anliegen von Raclette Suisse analog anderer Organisationen Gehör findet. Er erwartet, dass es nun noch einige Monate dauern wird, bis der Bundesrat den Beschluss gefällt hat.
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