Pilze in der Schweizer Ernährung: Gesunde Vielfalt im Trend
Pilze sind nicht nur schmackhaft, sondern auch nährstoffreich und könnten in Zukunft vermehrt dazu beitragen, die vie...
Zahlen zeigten, dass die ältere Generation regelmässig Kartoffeln esse – die jüngere Generation leider nicht, erklärte Präsident Urs Reinhard anlässlich der Delegiertenversammlung von Swisspatat. Diese Generation müsse man abholen und die Kartoffel bei jungen Menschen wieder «sexy» machen.
Dazu sei ein Paradigmenwechsel nötig: «Bis vor ein paar Jahren haben wir vor allem Werbung für den ländlichen Teil der Bevölkerung gemacht – ‹ghüslets› Tischtuch, Rösti und flotte Musik», erläutert der Swisspatat-Päsident.
Das Problem sei aber, dass genau dieser Teil der Bevölkerung bereits viel Kartoffel esse. «Stattdessen müssen wir unbedingt den anderen Teil der Bevölkerung ansprechen, und zwar Familien und junge Leute», meint Urs Reinhard weiter.
So habe Swisspatat zuletzt angefangen, unter anderem auch mit Hilfe von Influencern zu werben. «Das ist zwar immer sehr schwierig zu messen, aber wir haben in der Folge gleichwohl eine Verbreiterung der Basis gespürt», meint Urs Reinhard. Follower hätten via Social Media «ihre» Influencer beim Kartoffeln kochen beobachten können und das habe die Kartoffel doch auf den einen oder anderen Menüplan zurückgebracht.
Die Kartoffel habe aber leider einen grossen Nachteil, erörtert Urs Reinhard weiter: «Sie ist in der Zubereitung nicht sehr ‹convenient› und ein bisschen mühsam – man muss sie schälen, schneiden und man muss eine Idee haben, wie man sie zubereiten will.»
Stattdessen müsse die Kartoffel aufgrund des gesunden Nährwerts und als Qualitätsprodukt wieder mehr auf den Tellern der Konsumentinnen und Konsumenten landen. «Wir müssen wieder mehr über die Kartoffel reden und all die Vorteile aufzeigen», meint Urs Reinhard.
Die Kartoffel müsse Trends wie Regionalität, Nachhaltigkeit oder auch Slow Food bedienen. «Wir müssen das angestaubte Image entstauben, haben aber die Paradelösung noch nicht gefunden», sagt der Swisspatat-Präsident weiter.
Um Konsumentinnen und Konsumenten direkt anzusprechen, wird Swisspatat 2023 unter anderem eine Sonderschau an der BEA gestalten. «Jedes Jahr steht eine andere Kultur im Fokus und nächstes Jahr sind dies die Kartoffeln», erklärt Urs Reinhard. «An der BEA kommen Stadt und Land zusammen und man hat die Möglichkeit, den Stadt-Land-Graben, der oft angesprochen wird – wenn er denn tatsächlich existiert –, zu überwinden», erläutert er weiter.
So könne die Branche den Leuten zeigen, wo die Kartoffeln herkommen, welchen Schutz die Kultur brauche, welche Sorten es gebe und was man daraus machen könne. «Die Idee ist es, in der Gesellschaft und in der Öffentlichkeit eine Basis zu legen, damit die Kartoffel dort wieder etwas in den Fokus gerückt wird und wieder mehr Kartoffeln gekocht und gegessen werden» sagt Urs Reinhard.
Ein anderes Thema, das Swisspatat umtreibt, ist die Vermeidung von Food Waste. Bis 2030 will der Bund die Hälfte des heutigen Nahrungsmittelverschleisses einsparen. «Einerseits ist das eine wahnsinnige Menge, die wir wegwerfen – andererseits aber auch eine wahnsinnige Menge, die nun in acht Jahren eingespart werden soll», gibt Urs Reinhard zu bedenken.
Gleichzeitig seien Kartoffeln per se eigentlich nicht oder nur bedingt von Food Waste betroffen: Wenn sie den Ansprüchen des Handels nicht genügten, dann würden sie verfüttert oder würden, bei falscher Lagerung, kaputt gehen. «Von daher haben wir eine recht schwierige Ausgangslage», meint der Swisspatat-Präsident.
Die hohen Anforderungen des Handels seien ein Grund, wieso Kartoffeln nicht auf dem Teller landeten: Was die Grösse anbelange, was die Schönheit anbelange. «Wenn nun der Bund diese, um Food Waste zu vermindern, lockern würde, könnte in der Folge die Qualität leiden – und wir haben so lange daran gearbeitet, dass wir schöne Kartoffeln haben», erklärt Urs Reinhard.
Der Konsument werde hier verwöhnt, ohne es zu wissen, meint der Swisspatat-Präsident: «Konsumentinnen und Konsumenten bekommen super Ware – schön abgepackte Kartoffeln in der gleichen Grösse, nicht zu klein und nicht zu gross.» Da sei es durchaus möglich, mutiger zu sein und auch kleinere oder grössere Kartoffeln zu verkaufen, damit mehr Kartoffeln im Handel landen würden.
Allerdings gebe es eine Gegenseite: «Ziemlich sicher würde auch die Anbaufläche zurückgehen, da man aus der bestehenden Fläche ja mehr für den Handel herausholen könnte und das stellt wiederum die Bäuerinnen und Bauern vor Probleme, um passende Alternativkulturen zu finden», erläutert Urs Reinhard.
Es müsse also clevere Kombinationen von Massnahmen geben, um Food Waste zu verhindern, von denen am Schluss alle profitieren könnten: So werde entweder an der Anbaufläche festgehalten und deutlich mehr Kartoffeln gegessen – oder aber die Fläche werde reduziert, was aber bedinge, dass weniger Kartoffeln weggeworfen oder verfüttert würden.
Damit eine Lösung aus einer Hand gelinge, müssten Massnahmen und Ansätze kombiniert werden, sagt Urs Reinhard. Grundsätzlich seien alle Interessengruppen bereit, Food Waste zu verhindern – aber wenn es konkret werde, tauchten Schwierigkeiten auf: «Der Handel verteidigt das Vollsortiment bis am Abend nach wie vor sehr stark und niemand will den ersten Schritt wagen und damit aufhören», erläutert der Swisspatat-Präsident.
Das bedeute natürlich, dass in vielen Bereichen bis am Abend nie alles verkauft werde, was dann Weiterverwertungsmassnahmen nötig mache und trotzdem noch immer zu viel Food Waste führe. «Ich sehe aber Potential», meint Urs Reinhard und ergänzt: «Konsumentinnen und Konsumenten müssten lernen, flexibler zu sein und allenfalls den Einkaufszettel anzupassen.»
Es brauche ein Umdenken in den Köpfen, ohne dabei den Preis oder die Qualität herunterzureissen. Denn wenn die Qualität schlechter werde, würden die Konsumentinnen und Konsumenten wahrscheinlich nicht mehr bereit sein, denselben Preis zu zahlen, ist der Swisspatat-Präsident überzeugt.
Mit neuen Initiativen wie dem Absenkpfad beim Pflanzenschutz oder eben dem angestrebten Ziel bei der Verminderung von Food Waste, werde von den Organisationen ein Denken und Planen auf fünf, zehn oder sogar fünfzehn Jahren hinaus gefordert. Dafür habe man in den normalen Gremien bei Swisspatat aber kaum Zeit, meint Urs Reinhard.
«Mit einer Denkfabrik sollen deshalb Menschen, die nicht im Tagesgeschäft involviert sind, aufgefordert werden, sich zu möglichen neuen Lösungsansätzen zu äussern», erklärt der Reinhard. In den Verbänden sei zu lange im Status quo gearbeitet worden – man habe sich auf die Mitgliederpflege konzentriert und das klassische Tagesgeschäft abgewickelt.
In der Denkfabrik werde nun ein «Out-of-the-box»-Ansatz verfolgt, um Inputs zu sammeln, wie die Kartoffel noch beliebter gemacht oder Food Waste verhindert werden könnte und wo es sonst noch zu verfolgende Ansätze gebe. «Wir werden sehen, ob das etwas bringt – aber wir haben das Gefühl, dass dieser externe Input tatsächlich wertvoll für uns sein wird und wir Lösungen finden können, die nicht auf der Hand liegen», sagt Urs Reinhard.
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