Der «Schweizer Bauer» wird 175 Jahre alt

Als am 9. Juni 1846 zum ersten Mal das «Wochenblatt für Landwirtschaft und Gartenbau» erschien, ahnte vermutlich niemand, dass daraus einst die meistabonnierte Fachzeitung der Schweiz entstehen wird: der «Schweizer Bauer».
Zuletzt aktualisiert am 8. Januar 2021
von Ann Schärer
4 Minuten Lesedauer

Angefangen hat alles mit dem Sohn des Landvogts von Wangen an der Aare, Johann Rudolf Tschiffeli. Nach vielen Jahren als Gehilfe der Staatskanzlei war Tschiffeli als Oberchorgerichtsschreiber im Einsatz. Vor allem aber war er Agronom und ein bedeutender Vertreter der «ökonomischen Patrioten», eine Art Gelehrtengesellschaft, die «nützliches Wissen» im Hinblick auf Wirtschaft und Gesellschaft sammelte. Ökonomisch wurde dabei im Sinne einer auf das materielle und sittliche Wohl des Individuums ausgerichtete Hauswirtschaft verstanden. Die ökonomischen Patrioten widmeten sich dabei insbesondere wirtschaftlichen und pädagogisch-moralischen Fragen, wobei die Landwirtschaft stets im Zentrum der Überlegungen stand.

Um diese Gesinnung weiter institutionalisieren zu können, gründete Johann Rudolf Tschiffeli 1759 gemeinsam mit Samuel Engel und Niklaus Emanuel Tscharner die «Oekonomische Gesellschaft zu Bern» (OG). Heute heisst sie «Oekonomische Gemeinnützige Gesellschaft Bern» (OGG).

Die OG entschloss sich nach einigen Jahren zur Herausgabe eines regelmässig erscheinenden Verbandsblattes. Und so erschien am 9. Juni 1846 erstmals das «Wochenblatt für Landwirtschaft und Gartenbau», der Vorläufer des «Schweizer Bauer».

Themenbeilagen statt Jubiläumsfeier

Bis zur meistabonnierten Fachzeitung der Schweiz war es ein langer Weg. Doch darf der «Schweizer Bauer» in diesem Jahr sein 175-jähriges Bestehen feiern. Aufgrund der Corona-Situation wird auf eine grosse Jubiläumsveranstaltung wie diejenige von 1996 zum 150-jährigen Bestehen der Fachzeitung im Kursaal in Bern verzichtet. Stattdessen erscheinen 2021 jeden Monat als zusätzlicher Zeitungsbund spezielle Themenbeilagen mit einem Umfang von jeweils 12 bis 16 Seiten. Diese andere Art einer Jubiläumsfeier zeigt zugleich einen wichtigen Grundsatz des «Schweizer Bauer» auf: Neue Lösungen zu finden und Antworten für die jeweilige Zeit zu suchen.

Seit 175 Jahren macht der «Schweizer Bauer» den Abonnenten mit gelungenen Beispielen Mut, das Heft selbst in die Hand zu nehmen, aus der Opferrolle herauszukommen und in die Täterrolle zu wechseln. Eine Art Hilfe zur Selbsthilfe. «Der ‘Schweizer Bauer’ wird sich auch künftig als Helfer und Berater auf der Seite der Schweizer Bäuerinnen und Bauern engagieren und aufklären, dies auf verschiedenen Kanälen – gedruckt und digital», sagt Daniel Salzmann, der seit April 2020 die Chefredaktion des «Schweizer Bauer» verantwortet.

Übernommen hat Salzmann von Rudolf Haudenschild, welcher über 28 Jahre als Chefredaktor für den «Schweizer Bauer» im Einsatz war und jetzt seinen (Un)Ruhestand geniesst. Haudenschild hatte  die Fachzeitung seit 1991 stetig weiterentwickelt. Dabei hat er sich stets für eine nachhaltig produzierende und pflegende Schweizer Landwirtschaft engagiert.

Der «Schweizer Bauer» erscheint zweimal in der Woche, jeweils am Mittwoch und am Samstag, und geht an 30’000 bäuerliche Abonnenten, sowie vor- und nachgelagerte Betriebe, Verbände und Organisationen. In Verlag und Redaktion arbeiten fast 20 Vollarbeitskräfte, dazu stehen viele freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für den «Schweizer Bauer» im Einsatz. Der Umsatz beträgt gegen 10 Millionen Franken.

Stimmen zum «Schweizer Bauer»

«Der ‘Schweizer Bauer’ berichtet über die relevanten Themen sachlich, kritisch und mit der nötigen Prise Pfeffer. Das schätze ich.»
Martin Rufer, Direktor des Schweizer Bauernverbandes (SBV).

«Der Berner Bauernverband gratuliert dem ‘Schweizer Bauer’ zu diesem Jubiläum, sowie zur aktuellen und relevanten Berichterstattung für die Bauernfamilien und Landwirtschaftsinteressierten. Der OGG Bern sei Dank!»
Hans Jörg Rüegsegger, Präsident Berner Bauernverband.

«Der ‘Schweizer Bauer’ wird immer noch als die etwas unabhängigere der beiden grossen deutschsprachigen Schweizer Landwirtschaftszeitungen wahrgenommen. Der ‘Schweizer Bauer’ ist auch deshalb eine Bereicherung für den Schweizer Agrarjournalismus.»
David Eppenberger, Präsident Schweizer Agrarjournalisten (SAJ).

Die Geschichte des «Schweizer Bauer» von 1846 bis 2021

9.6.1846 Erste Ausgabe als «Wochenblatt für Landwirtschaft und Gartenbau» als Vereinsorgan der OGG.
1849 bis 1895 Das Wochenblatt wird in «Bernische Blätter für Landwirtschaft» umbenennt
1892 Übergang zur wöchentlich zweimaligen Ausgabe.
1896 Umbenennung in «Der Schweizer Bauer», um der interkantonalen Verbreitung Ausdruck zu verleihen.
1902 Schaffung einer Fachredaktorenstelle.
1936 Erhöhung des Abonnentenstandes um 80 Prozent in anderthalb Jahrzehnten.
1937 bis 1959 Verlagsgemeinschaft «Schweizer Bauer» als Herausgeberin.
1959 bis 1991 Einsetzen einer Redaktionskommission mit den Vertretern der Spitzenverbände.
1991 Diskussion verschiedener Neukonzepte. Entwurf einer reinen Fachzeitung. Gründung der Verlags AG Schweizer Bauer (OGG und Büchler Grafino AG). Der Titel «Schweizer Bauer» wird von der OGG in die Verlags-AG Schweizer Bauer eingebracht, an der die OGG zu 51% und die Büchler Grafino zu 49% beteiligt ist. Die Büchler Grafino AG gehörte zur Berner Tagblatt Medien AG (BTM), die wenig später zur Espace Media Groupe wurde und 2007 zur Tamedia-Gruppe kam.
5.10.1991 Erste Ausgabe als unabhängige Forums- und Fachzeitung für die Landwirtschaft mit Reduktion von drei auf zwei Erscheinungen pro Woche.
Ab 1991: Starker jährlicher Abozuwachs in der Deutschschweiz von 18’174 auf über 30’000 Abonnenten.
15.9.1996 Einführung der Online-Plattform www.schweizerbauer.ch.
8.10.2005 Volle Vierfarbigkeit für alle Redaktionsseiten
24.5.2007 Tamedia übernimmt die Espace Media Groupe.
15.8.2007 Ausbau Regionalberichterstattung mit sechs Kernregionen.
30.06.2012 Verkauf der Beteiligung der Tamedia am «Schweizer Bauer» an den Basler Dominik Hiltbrunner, der den hohen Kaufpreis schlussendlich nicht aufbringen kann.
1.1.2013 Die OGG kauft mit verschiedenen grossen Darlehen die Fremdbeteiligung zurück.
31.07.2019 Die OGG wird alleinige Eigentümerin des «Schweizer Bauer».  
2021 Der «Schweizer Bauer» feiert sein 175-jähriges Jubiläum.