Berner Bauern fordern Top-Bildung

Bern soll nicht nur der grösste, sondern auch der beste Agrarkanton sein. Dafür braucht es eine Top-Ausbildung, ist man bei den Bernerinnen und Bernern überzeugt. Nicht überzeugt sind sie von der aktuellen Stossrichtung der Totalrevision der Grundbildung.
Zuletzt aktualisiert am 1. April 2022
von Jonas Ingold
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«Wir wollen unsere Zukunft mitbestimmten», stellte Ronny Köhli, Landwirt aus dem Berner Seeland und Präsident der kantonalen Junglandwirt*innen, klar. Er war einer der Referenten an der Medienkonferenz im Vorfeld der Mitgliederversammlung 2022 des Berner Bauernverbandes in Thun. «Wenn wir nur tun, was unsere Väter uns sagen, kommen wir nicht weiter», so Köhli. Schliesslich hätten die Väter auch anders gedacht und gehandelt als die Grossväter. Er zeigte sich deshalb sichtlich zufrieden, beim Berner Bauernverband die Gelegenheit zu bekommen, sein Zukunftsbild darzustellen. «Nehmt euch Zeit, die Ideen der jungen Generation wahrzunehmen», rief er auf.

Für die Zukunft bauen

Für Köhli ist klar, dass die Landwirtinnen und Landwirte jetzt für die Zukunft arbeiten. Wichtig seien dafür strukturierte Rahmenbedingungen, die verlässlich seien. «Ein Stall, der jetzt gebaut wird, muss für die Zukunft gebaut werden», so Köhli. Besonders wichtig ist für den Spargelprofi aus Kallnach im Berner Seeland, die Bildung der Landwirtinnen und Landwirte. Und in diesem Bereich beurteilt er die aktuelle Situation als kritisch: «Wir müssen bei der höheren Berufsbildung auf besten Qualität setzen. Wir müssen mit Stolz sagen können, das ist ein topausgebildeter Meisterlandwirt. Und nicht, dass dort ist auch noch so ein weiterer Meisterlandwirt.»

Höheres Niveau gefordert

«Der Ausbildungsstandard muss auf jedem Niveau höher werden», betonte auch Fred Grunder, Präsident der Fachkommission Bildung. Die Anforderungen an die Landwirtinnen und Landwirte seien schliesslich auch immer grösser geworden. Derzeit steht die Totalrevision der Grundbildung Landwirt/in EFZ an. Geplant sind drei Lehrjahre und ein viertes freiwilliges Lehrjahr mit Spezialisierung in verschiedene Fachrichtungen. Ein 3+1-System. Zufrieden damit zeigte sich Grunder nicht. «Das vierte Lehrjahr ist wohl zu wenig attraktiv, als dass es viele besuchen werden», so Grunder. Und wenn nicht viele Auszubildende vom vierten Lehrjahr Gebrauch machen, stelle sich dann die Frage nach der Anzahl der Fachrichtungen in diesem Lehrjahr. Sonst wären kleine Klassen mit entsprechend hohen Kosten pro Person die Folge, so Grunder. «Man müsste in jeder Stufe nochmals über die Bücher gehen», resümierte der Belper.

Mehr Ansprüche an Landwirtinnen und Landwirte

Ronny Köhli hätte sich ein viertes obligatorisches Lehrjahr gewünscht. «Die Landwirtschaft wird immer anspruchsvoller. Wir brauchen mehr Wissen über die Technik, mehr Wissen im Büro», so Köhli. Viele Milchbetriebe hätten heute zum Beispiel Melkroboter. Da sollte jemand mit EFZ-Abschluss zumindest grob wissen, wie man den bedienen kann, so Köhli: «All diese Anforderungen bringt man nicht mehr in drei Jahre rein». Stellt sich die Frage, ob dann genügend Lehrbetriebe für das vierte Lehrjahr da wären. Das sei eine Herausforderung, räumte Köhli ein. Er zeigte sich jedoch überzeugt, dass mit spezialisierten Betrieben gute Lösungen gefunden werden könnten.