Gefeierte Eier: Schweizer Eiermarkt zwischen Nachfrageboom und Importdruck
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In San Justo in der Provinz argentinischen Santa Fe befindet sich der Betrieb Granja El Caserito. Das Besondere an diesem Betrieb ist, dass die 28’000 Legehennen auf dem Betrieb nicht mehr in Käfighaltung leben. Sie haben jeden Tag Auslauf ins Freie, können Gräser picken und Staubbäder nehmen, um ihr Gefieder zu reinigen. «Es ist wie bei unseren Grosseltern, nur professioneller und in grösserem Massstab», sagt Yari Lucerna, renommierter Veterinär mit Spezialisierung auf die Geflügelindustrie, Professor an der Esperanza School of Veterinary Sciences der Universidad Nacional del Litoral und Eigentümer des Betriebs El Caserito.
El Caserito ist heute der grösste Betrieb in Argentinien, der Eier in käfigfreier Haltung produziert und den Legehennen Zugang ins Freie ermöglicht. Die Tiere können den Stall betreten und verlassen, wann immer sie wollen, je nach ihren Bedürfnissen. Den neuen Trends in Sachen Konsum und Tierschutz folgend, startete Yari Lucerna dieses Projekt mit der Gewissheit, dass es irgendwann Früchte tragen würde. Er hätte aber nie gedacht, dass dies so schnell geschehen würde. Beim Projektstart im Mai 2020 hatte der Betrieb einen Bestand von 14’000 Hühnern – heute hat sich diese Zahl vervielfacht und erreicht eine Produktion von 26’800 Eiern pro Tag.
«Mit dem Anstieg der Bevölkerungszahl veränderte sich die Produktion in Richtung Intensivierung und das erforderte, die Hühner in Käfige zu setzen», erklärt Yari Lucerna. «Das System wurde weiter modernisiert bis zu den heutigen vollautomatischen Ställen, in denen man heute mehr als 100’000 Hühner unterbringen kann», führt er weiter aus. Der El-Caserito-Betrieb verfolge aber eine produktive Alternative.
«Der Unterschied besteht darin, dass sich das Huhn bei dieser Art der Produktion seine eigene Umgebung sucht: Wenn es heiss ist, geht es in den Schatten; wenn es kalt ist, sucht es die Sonne; wenn es Lust hat, springt es auf eine Sitzstange; wenn es hungrig ist, geht es zum Futterplatz oder nach draussen, um Gras zu picken», erklärt Yari Lucerna. Im automatischen Stall würden die Bedingungen hingegen vom Menschen durch ein computergesteuertes Programm erzeugt – allerdings auch kostengünstiger: «Unser System ist viel teurer, weil hier sieben Personen für 28’000 Hühner arbeiten – in einem automatischen Stall arbeitet eine Person für ungefähr 150’000 Hühner.»
Fläche: 5 Hektaren
Produktion: Eier von Hennen aus käfigfreier Haltung – 28’000 Lohmann-Brown-Legehennen produzieren rund 26’800 Eier pro Tag
«Beim käfigfreien Produktionssystem ist es enorm wichtig, dass sich die Hühner wohlfühlen, denn das wirkt sich direkt auf die Produktionseffizienz aus», meint Yari Lucerna. So wurde auf dem Betrieb unter anderem auch eine Klimaanlage für die Legehennen installiert, die für eine angenehme Temperatur sorgt. Daneben sei gutes Personal für optimales Management unabdingbar.
«Wir setzen auf Arbeitskräfte, die hinter dieser Produktionsart stehen und die unser detailliertes Tierwohlprotokoll genau befolgen», sagt der Tierarzt. Der Betrieb ist nämlich im Besitz des für Geflügel noch neuen Tierwohlzertifikats der Organización Internacional Agropecuaria (OIA). Die OIA ist ein argentinisches Zertifizierungsunternehmen, das Produzentinnen und Produzenten in Argentinien mithilfe von Produktezertifikaten den Zugang zu anspruchsvollen Märkten ermöglicht.
So gibt es beispielsweise das Zertifikat «High Quality Argentine Beefs for Switzerland», welches die von der Schweiz angegebenen Anforderungen definiert, die argentinische Rindfleischproduzenten erfüllen müssen, um mit ihrem Fleisch Zugang zum Schweizer Rindfleischmarkt zu erhalten und dieses im Schweizer Handel dann als «High Quality Beef» ausgelobt werden darf. Zu den Anforderungen, die für das Geflügelzertifikat erfüllt werden müssen, um das Tierwohl zu zertifizieren, gehören unter anderem genug lange Sitzstangen oder auch das Vorhandensein von genügend Nestern. «Wir haben ausserdem eine sehr grosse Grünfläche, auf der das Gras trotz der Schartätigkeit der Hühner natürlich nachzuwachsen vermag», erklärt Yari Lucerna.
Unter den Indikatoren, die bei diesem Produktionssystem am meisten hervorstechen, hebt Yari Lucerna die Legeleistung hervor: «Wir haben bereits die 58. Woche überschritten – die Legeleistung ist aber immer noch hoch.» Auch das Gefieder sehe nach wie vor sehr gesund aus. «In einem traditionellen System haben die Hennen zu diesem Zeitpunkt die Flügel- und Halsfedern abgenutzt», ergänzt er. Was die Sterblichkeit betreffe, so seien bisher nur sehr wenige Hennen gestorben. «Wenn drei Hennen in einer Woche sterben, stimmt etwas nicht und wir untersuchen dann genau, was passiert ist», erklärt der Betriebseigentümer weiter.
Yari Lucerna ist sich bewusst, dass sich sein Betrieb in einer Nische bewegt, dessen Produktionsart viel Arbeitsaufwand bedeutet und dass es unmöglich wäre, die gesamte Eierproduktion des Landes nach diesem System zu erzeugen. «Ich kann nicht anderthalb Millionen Hühner in käfigfreier Haltung halten – dann müsste ich ganz San Justo hier arbeiten lassen», meint Yari Lucerna und fügt an, «das wäre unmöglich und ausserdem würde ich nicht die notwendige Professionalität und Qualität erreichen.» Sein Betrieb biete eine hochwertige Alternative, dessen Produktion auch anderes Knowhow erfordere. Die gesamte Eierproduktion Argentiniens auf käfigfreie Haltung umzustellen, würde aber unweigerlich zum Scheitern führen, meint Yari Lucerna: «In Argentinien liegt der Verbrauch bei 300 Eiern pro Einwohner und Jahr – es wäre unmöglich, diese Nachfrage mit einem käfigfreien Produktionssystem zu decken.»
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