2021: Bestes Geschäftsjahr für die Fenaco

Das Geschäftsjahr 2021 verlief für die Fenaco erfolgreicher als erwartet, besonders im Detailhandel. Zu schaffen machen dieses Jahr die starken Preisanstiege.
Zuletzt aktualisiert am 20. Mai 2022
von Jonas Ingold
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Ein Nettoerlös von 7,38 Milliarden Franken bedeutet für die Fenaco das beste Resultat seit ihrer Gründung. Im Vergleich zu 2020 stieg der Nettoerlös nochmals um 5,7%. Ebenfalls auf eine neue Rekordmarke stieg mit 169 Millionen Franken (+1,6%) das Betriebsergebnis. Zum Anstieg des Netterlöses trugen sämtliche vier Geschäftsfelder Agrar, Lebensmittelindustrie, Detailhandel und Energie bei. «Insbesondere der Detailhandel übertraf die Erwartungen», sagte Fenaco-Chef Martin Keller an der Bilanzmedienkonferenz in Bern. Die Volg-Gruppe konnte das Vorjahres-Niveau halten, während die Landi-Läden nochmals deutlich zulegten.

Krisen sorgen für Unsicherheiten

Zum zweiten Mal in Folge habe die Fenaco aufgrund der Pandemie ein Ausnahmejahr erlebt, sagte Pierre-André Geiser, Präsident der Verwaltung. Den Mitarbeitenden sei es zu verdanken, dass während der gesamten Krise die Fenaco zur sicheren Versorgung der Schweiz habe beitragen können.

Mit dem aggressiven russischen Angriffskrieg sehe sich die Welt mit der nächsten Krise konfrontiert. Auch die Fenaco unterstützte Hilfswerke mit Lebensmittelspenden, Logistikdienstleistungen und zusätzlichen Geldspenden. Die wirtschaftlichen Konsequenzen des Krieges und die Unsicherheiten seien immens, was auch die Schweizer Landwirtschaft und die Fenaco spüre, so Geiser.

Massive Preiserhöhungen treffen Landwirte

Auch wenn der Import aus der Ukraine und aus Russland für die Schweiz eine untergeordnete Rolle spiele, habe die Situation einen preistreibenden Effekt auf den Gesamtmarkt und Folgen für die Produktionskosten der Landwirtinnen und Landwirte.

Es komme zu enormen Preisanstiegen, einer hohen Volatilität und die Situation verstärke die bereits vorhanden Lieferstörungen, erklärte Fenaco-Chef Martin Keller: «In der Fenaco spüren wir das besonders bei landwirtschaftlichen Rohwaren, Dünger, Energie, Gebinde und Verpackungsmaterial.»

2022 werde ein anspruchsvolles Jahr, betonte Fenaco-Chef Keller. Unter anderem die wetterbedingt schlechte Ernte 2021 hinterlässt ihre Spuren. «Hinzu kommt der inakzeptable Angriff Russlands auf die Ukraine», so Keller. Dieser verursache grosses menschliches Leid und mache alle betroffen.

Agrola setzt auf erneuerbare Energie

Ein Anliegen ist Fenaco-Chef Martin Keller die «bäuerliche Energiewende». Mit dieser soll die generelle Energiewende beschleunigt werden. Ziel der Fenaco ist es, mit Agrola führende Anbieterin von erneuerbaren Energien vom Land zu werden. Die Genossenschaft konzentriert sich dabei auf die Bereiche Holzpellets, nachhaltige Mobilität und Solarenergie. So soll bis 2030 die Anzahl Schnellladestationen von Agrola von aktuell 16 auf 150 ausgebaut werden. Ebenfalls bis dann sollen 15 bis 20 Wasserstofftankstellen bereit stehen, aktuell wird die dritte in Betrieb genommen. Als Schlüsselprojekt bezeichnete Martin Keller AgroSolar. Durch kombinierten Einsatz einer Solaranlage mit einem Batteriespeicher können die Betriebe die Selbstversorgung im Energiebereich steigern. «Wir verfolgen das Ziel, Landwirtinnen und Landwirte auch zu Energiewirten zu machen», so Keller. Aktuell sind rund 40 solche Anlagen in Betriebe, Bau oder Planung.

Dennoch gute Ausgangslage für die Schweiz

Zu schaffen machen den Landwirtinnen und Landwirten die hohen Produktionskosten. Letztes Jahr habe die Fenaco den Preisanstieg bei den Vorleistungskosten noch abdämpfen können. «Inzwischen müssen wir als Genossenschaft den Mehrpreis zumindest teilweise an die Bäuerinnen und Bauern weitergeben», so Keller.

Die Beschaffungspreise seien mehr als dreimal so hoch wie im Juni vor einem Jahr. Die Fenaco könne zwar einen Teil des Effekts abfedern, aber auf sehr hohem Niveau. Die Genossenschaft setze sich dafür ein, dass die hohen Kosten in den Richtpreisverhandlungen der Branchenorganisationen berücksichtigt würden.

Die Schweiz befinde sich dennoch in einer guten Ausgangslage, da etwa der Nährstoffbedarf im Pflanzenbau dank der Tierhaltung zu 75% aus eigenem Hofdünger gedeckt werden könne. Auch sei die Tierhaltung in der Schweiz kaum auf Futtermittelimporte angewiesen, so Pierre-André Geiser.

Und wo Importe nötig seien wie in der Geflügelhaltung, verfüge die Schweiz über gute Handelsbeziehungen und auch über die nötige Finanzkraft. «In der Summe ist die Versorgungslage bei den Agrargütern in der Schweiz trotz der angespannten Situation auf den internationalen Beschaffungsmärkten zurzeit gut», sagte Geiser. Dazu trage auch die Fenaco massgeblich bei.

Wie Geiser betonte auch Keller, dass die Versorgungssituation mit landwirtschaftlichen Gütern in der Schweiz trotz der angespannten Gesamtsituation insgesamt gut sei. Für die Fenaco komme hinzu, dass 90% der wichtigsten Lebensmittel-Rohstoffe, die sie handle und verarbeite, aus der Schweiz stammten. Besonders wichtig wird deshalb die diesjährige Ernte in der Schweiz sein.

Martin Keller, Fenaco, an der Jahresmedienkonferenz 2022.

Detailhandel muss Preise erhöhen

Auch im Detailhandel musste die Fenaco Preise erhöhen, sie liegen laut Keller aber unter dem Teuerungsschnitt in der Schweiz. Derzeit habe man aus der Industrie für ungefähr 1000 Produkte Anfrage für höhere Preise, erläuterte Volg-Chef Philipp Zgraggen. Nicht bei allen davon werde es aber zu Preiserhöhungen kommen.

«Ein Teil davon muss aber umgesetzt werden», so Zgraggen. Hauptthema sei aktuell die Verknappung beim Verpackungsmaterial sowie die hohen Energie- und Transportkosten. Wie sich die Lage weiter entwickle, sei schwer abzuschätzen. Weil Volg vor allem auf Schweizer Ware setze, seien die geforderten Preiserhöhungen tiefer als anderswo, so Zgraggen.

Tieferes Betriebsergebnis erwartet

«Verlässliche Prognosen sind zurzeit nicht möglich», so Martin Keller mit Blick auf das aktuelle Geschäftsjahr. Er wage trotzdem einen Ausblick und rechne mit einem Nettoerlös, der die 7-Milliarden-Grenze erneute übertreffe. Die Fenaco geht von einem deutlich tieferen Betriebsergebnis als in den Ausnahmejahren 2020 und 2021 aus. «Wie deutlich das sein wird, hängt von der Entwicklung der Rohstoffmärkte und der Energiepreise ab», so Keller.

Fenaco fördert Stadt-Land-Dialog

Die Fenaco hatte im vergangenen Dezember angekündigt, in einem langfristigen Projekt 10 Millionen Franken in den Stadt-Land-Dialog zu investieren. Derzeit sei die Fenaco daran zu prüfen, ob eine eigene Stiftung gegründet oder die Gelder in eine bestehende Stiftung überführt werden sollen, so Martin Keller. Die Genossenschaft habe aktuell rund zwei Dutzend Projektvorschläge erhalten, die später an die Stiftung weitergegeben werden. Diese prüft die Vorschläge. Die Projekte kommen laut Keller aus dem ländlichen und dem städtischen Raum. «Die Initiative wurde sehr positive aufgenommen. Unsere Kommunikation hat ausgelöst, was wir uns erwünscht haben. Das Projekt wird hoffentlich zum langfristigen Brückenschlag zwischen Stadt und Land beitragen», so Martin Keller.