Schweizer Schaumweine im Aufwind

Experten betonen die grosse Dynamik auf dem Schweizer Schaumwein-Markt. Noch sind viele der Weine wenig bekannt, die Schweizer Produktion eine Nische. Nun sollen die Schweizer Schaumweine bekannter gemacht werden.
Zuletzt aktualisiert am 15. Dezember 2023
von Jonas Ingold
3 Minuten Lesedauer
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Schweizer Schaumwein ist derzeit eine Nische: 558'200 Liter Schweizer Schaumwein wurden 2022 konsumiert. Das Bundesamt für Landwirtschaft erfasste den Konsum im vergangenen Jahr zum ersten Mal. Zum Vergleich: Der Gesamtkonsum von Schweizer Wein lag bei 87,7 Millionen Liter. Und auch im Vergleich mit Import-Schaumwein, liegt der Schweizer Anteil aktuell noch tief. Insgesamt betrug der Schaumweinkonsum 2022 in der Schweiz über 21 Millionen Liter (siehe Infografik). Drei Länder dominieren den Import: 61% der Importe kommen aus Italien, 24% aus Frankreich und 10% aus Spanien.

"Kultur der Bläschen"

«In der Schweiz haben wir keine ‘Kultur der Bläschen’ wie etwa in der berühmten französischen Region Champagne, obwohl wir hervorragende Schaumweinproduzenten haben», sagt Fabienne Bruttin, Direktorin der Organisation Vinea, welche unter anderem Veranstaltungen und Wettbewerbe rund um das Thema Wein organisiert. Um die Bekanntheit des Schaumweins der Schweizer Weinregionen zu steigern und dessen Vielfalt zu präsentieren, veranstaltete Vinea Ende dieses Jahres drei Weinproben.

Der Sommelier Paolo Basso bei einer Weinprobe mit Schweizer Schaumweinen.
Sommelier Paolo Basso bei einer Masterclass für Schaumweine im Hotel Schweizerhof in Bern. (Vinea)

Aufwändige Schaumweinproduktion

Der Wein entstehe aus der Natur, aus dem Boden, aus dem Klima, erklärte Paolo Basso, 2013 zum besten Sommelier der Welt gewählt, an einer Masterclass in Bern. «Aber auch der menschliche Faktor ist entscheidend, gerade beim Schaumwein», so Basso. Denn beim Schaumwein gibt nicht nur eine, sondern gleich zwei Gärungen (siehe Textbox). «Ich bewundere die Menschen sehr, welche die «ruhigen» Weine für den Schaumwein auswählen. Denn sie stellen sich vor, wie der Wein einst aussehen wird, wenn er zum Schaumwein geworden ist.»

«Ich denke, dass die Konsumentinnen und Konsumenten oft nicht wissen, wie viel Know-How und Arbeit hinter einem nach traditioneller Methode hergestelltem Schaumwein steckt», so Fabienne Bruttin. Die Schweizer Produzenten würden dank der Schlüsselwörter Know-How, Tradition und Innovation seit Jahrzehnten aussergewöhnliche Schaumweine kreieren. Um Schweizerinnen und Schweizer die heimischen Schaumweine näher zu bringen, sei es wichtig, den ganzen Prozess der Herstellung zu vermitteln.

Grosse Dynamik bei den Schweizer Schaumweinen

Er sehe bei den Schweizer Produzenten eine grosse Dynamik und viel Leidenschaft dafür, exzellente Schaumweine herzustellen, bekräftigte auch Paolo Basso. «Aber es muss auch eine Antwort der Kundinnen und Kunden darauf geben». Denn ohne Käuferinnen und Käufer bringe der beste Schaumwein nichts.

«Wir haben das Glück, in der Schweiz qualitativ hochwertige Schaumweine zu haben, mit mehr oder weniger feinen Bläschen, mit unterschiedlichen Aromen in der Nase und am Gaumen», sagt Fabienne Bruttin. Einige der Schaumweine seien eher für Cocktails, andere eher für die Gastronomie geeignet, zudem gebe es Flaschen für jedes Portemonnaie.

So entsteht Schaumwein

Dem Wein, der als Basis dient, wird Zucker und Hefe hinzugegeben. Das führt zu einer zweiten Gärung des Weins. Je nach Produkt geschieht diese zweite Gärung bereits in der Flasche oder in einem Stahltank. Die Hefe wird danach wieder entfernt, danach kommt die «Dosage» hinzu. Mit dieser Wein-Zucker-Mischung kann die Süsse und der Geschmack beeinflusst werden. Ein trockener Schaumwein enthält weniger Zucker, ein süsser mehr. «Auch für die Dosage ist der menschliche Faktor äusserst wichtig. Es ist eine Zutat, die den Weinstil bestimmt. Die Ausgewogenheit ist sehr wichtig, denn sonst ist der Schaumwein entweder zu trocken oder zu süss», sagt Paolo Basso. Es gibt jedoch auch Schaumweine, die ganz ohne Dosage produziert werden. Diese Weine sind besonders trocken.

Kampagne zum Jahresende

«De la grappe à la bulle, privilégions les vins effervescents suisses», heisst die Kampagne, für welche Vinea zwölf Schweizer Produzenten aus den sechs Weinbauregionen ausgewählt hat. «Um den «Calendrier pétillant», den perlenden Kalender zu realisieren, der vom 1. Dezember bis zum 24. Dezember einen Produzenten oder ein Cocktailrezept auf der Basis eines Schaumweins vorstellt, haben wir uns auf den Weg gemacht, um die Männer und Frauen zu treffen, welche diese exzellenten Weine kreieren», sagt Fabienne Bruttin.

Vinea stellt in Videos die Besonderheiten dieser Weine vor. «Diese Videos werden täglich über unsere sozialen Netzwerke verbreitet, um die Konsumentinnen und Konsumenten zu ermutigen, zum Jahresende lokale und nachhaltige Schaumweine zu bevorzugen», so Fabienne Bruttin.