Schweizer Eierbranche erreicht Meilenstein im Ausstieg aus dem Kükentöten
Die Schweizer Eierbranche steht kurz vor einem bedeutenden Durchbruch: Der Ausstieg aus dem Kükentöten rückt in greif...
In den Hügeln bei Worb BE befindet sich der Hof von Samuel Schwab. Das erste, was beim Betreten des Hofs auffällt, ist der grosse Auslauf der Schweine. Zufrieden liegen sie draussen in der Sonne oder drinnen im kühlen Schatten. Dabei sieht man aber nicht nur die gewohnten rosa Schweine, sondern auch braune.
Samuel Schwab züchtet auf seinem Betrieb die in der Schweiz etwas weniger bekannte Rasse Duroc. Seit dem 1. Januar 2000 führt der Landwirt den Betrieb, den er von seinem Vater übernommen hat. „Damals haben wir Mastferkel produziert und dann auf Jungsauen und Eberproduktion umgestellt, was wir auch heute noch machen“, erzählt Samuel Schwab.
Schon sein Vater habe Duroc-Schweine auf dem Hof gezüchtet. 1996 bekam die Familie Eber aus Dänemark. Doch als die Migros ein Schlachtverbot für Duroc-Schweine einführte, mussten sie die Produktion verkleinern und hatten nur noch vier bis fünf Duroc-Sauen auf dem Betrieb.
Vor einigen Jahren ist Samuel Schwab mit der Metzgerei Simperl in Gümligen BE ins Gespräch gekommen. „Die Metzgerei hatte Interesse an Duroc-Fleisch. Wir haben uns dann entschieden bei der Metzgerei ins Geschäft einzusteigen und fuhren die Aaretaler-Duroc-Produktion wieder hoch“, sagt Samuel Schwab. Mittlerweile leben 70 Duroc auf dem Betrieb.
Samuel Schwab liegt das Tierwohl und der Umgang mit seinen Sauen sehr am Herzen. „Nur ein Tier, das gut gehalten wird und einen guten Umgang hat, ist dazu bereit, Höchstleistung zu erbringen“, meint Schwab. Man merke es schon am Verhalten der Tiere. „Wenn ich mit einer fremden Person in den Stall komme und die Sauen zutraulich sind und keine Angst haben, ist das ein gutes Zeichen“, erzählt er.
Die Tiere von Samuel Schwab leben in labelkonformen Stallungen. Die Stalleinrichtungen erfüllen die RAUS- und BTS-Anforderungen (siehe Textbox). Der Hof von Samuel Schwab ist aber kein Biohof. „Das höchste Tierwohl bietet die Bio-Tierhaltung. Unsere Tierhaltung kommt direkt danach“, erklärt der Landwirt. Seine Sauen können über das ganze Jahr raus und können sich ihr Sättigungsfutter selbst holen. „Das ist gut für ihre Konstitution und der Umgang mit den Tieren wird einfacher, wenn sie es gewohnt sind, sich zu bewegen“, so Schwab.
Der Auslauf ist für die Schweine das ganze Jahr offen, während die Weide im Frühling, Sommer und Herbst jeweils für vier bis sechs Stunden pro Tag zugänglich ist. Die Weide ist für die Sauen ein Privileg. „Man sieht Schweine sonst selten draussen auf der Weide“, sagt Samuel Schwab. Vor allem die Duroc-Schweine geniessen die Freiheit. Dadurch, dass sie sehr robust sind, sind sie auch bei kälteren Temperaturen im Freien. Wenn es regne oder schneie, seien die Durocs am ehesten draussen, während die anderen lieber im Stall bleiben.
Die offene Weide könne aber nur bedingt bleiben. „Sobald Wildsauen in der Nähe sind, müssen wir wegen der Afrikanischen Schweinepest die Stallungen schliessen“, erzählt Schwab. Bei einem Befall dieser Krankheit müsste man die Tiere keulen. Das heisst man müsste die Schweine vorsorglich töten, um eine Weiterverbreitung der Tierseuche zu verhindern. „Das wäre für uns sehr schlimm“, sagt Samuel Schwab.
Seine Mastferkel liefert er seit Jahren an den Landwirten Manuel Waber in Kiesen BE. Dieser kauft ihm die Ferkel ab, um sie zu mästen. Laut Schwab werfen alle 14 Tage ungefähr zehn seiner Sauen. Im gleichen Rhythmus holt Manuel Waber Ferkel bei ihm ab und fährt einmal wöchentlich zum Schlachthof. „Wir sind aufeinander abgestimmt. Wenn man mit einer Direktzuweisung arbeitet, muss man beweglich und flexibel sein“, sagt Samuel Schwab. Schlussendlich sei es aber für beide Seiten eine Win-Win-Situation – gesundheitlich sowie strategisch. „Es ist sehr hilfreich, wenn man weiss, dass man einen festen Absatz hat und man alle 14 Tagen an jemanden liefern kann“, erzählt Samuel Schwab. Die Zuchttiere liefert Samuel Schwab an Organisationen wie der Anicom, UFA und Bruno Käser AG in Walterswil. Er hat auch viele private Kunden. Die Eber, die hauptsächlich Duroc sind, werden an die SUISAG geliefert.
Vom Aaretaler-Duroc wird schlussendlich alles verkauft – vom Steak bis zum Kotelett. Mit dem Rest werden Bratwürste, Hamburger usw. produziert. „Es ist wichtig zu wissen, dass man nicht immer Edelstücke verkaufen kann. Eine Sau gibt nicht nur Filet und Nierstücke, sondern auch anderes Fleisch“, so Samuel Schwab.
Die Nachfrage nach dem Aaretaler-Duroc sei sehr gross. Momentan könne er die Nachfrage gar nicht decken. „Duroc ist eine Nische und ein Nischenprodukt muss nicht 365 Tage im Jahr verfügbar sein. Es gibt eben Wochen, in denen es nur vier bis fünf Schlachtsauen gibt. Dafür gibt es in der nächsten Woche vielleicht 20“, erklärt er. Nicht zu vergessen sei, dass man mit einem Tier zusammenarbeitet. „Ein Tier kann man nicht auf Knopfdruck steuern. Wir arbeiten mit der Natur zusammen. Da muss man sich anpassen können“, sagt Schwab.
Duroc ist eine spezielle Rasse. Laut Samuel Schwab sei die Rasse eine gute Vaterlinie und habe eine sehr gute Fleischqualität, vor allem was das intramuskuläre Fett angehe. „Das ist zuständig für die Schmackhaftigkeit und Zartheit des Fleisches. Die Duroc sind bei den Schweinen das Wagyu bei den Rindern“, schmunzelt er. Auch die Züchtung der Tiere ist anders. Duroc-Schweine werfen pro Wurf nur 5 bis 8 Ferkel, während weisse Sauen 12 bis 14 werfen. „Durch das brauchen wir für das Duroc-Fleisch einen Mehrpreis“, sagt Schwab. Dafür sei die Rasse äusserst robust. „Wenn man ein Duroc mit einer weissen Sau kreuzt, gibt es ein Mastferkel mit einem guten Heterosis-Effekt. Das heisst die Mastferkel sind besonders gesund“, fügt er an.
Die Konkurrenz für Samuel Schwab ist klein. Neben ihm produzieren nur zwei andere Betriebe in der Schweiz reine Duroc und liefern deren Markenfleisch. Dies werde sich in Zukunft auch nicht gross ändern, meint Samuel Schwab: „Wenn man Duroc nicht in einer Nische verkaufen kann, rentiert die Züchtung gar nicht erst, weil sie viel weniger werfen. Man muss einen Mehrpreis für das Fleisch haben, sonst lässt man es besser sein.“
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