Raclette-Produktion in der Schweiz schmilzt, aber Exporte bleiben heiss

Schweizerinnen und Schweizer haben letztes Jahr weniger Raclette gegessen. Im Gegensatz zu vielen anderen Käsesorten lagen die Exporte aber erneut auf Vorjahresniveau. Die Dachorganisation Raclette Suisse ist bestrebt, alle Produzenten unter das gemeinsame Dach zu bringen.
Zuletzt aktualisiert am 14. Juni 2023
von Jonas Ingold
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Raclette Lid

Den Rückgang der Inlandverkäufe führt Raclette Suisse auf das Ende der Pandemie-Sondereffekte zurück. Der Privatkonsum von Raclette sank um 798 auf 8271 Tonnen und lag damit auf dem Vor-Pandemie-Niveau von 2019. Aufgrund der tieferen Nachfrage ging die Produktion ebenfalls zurück (-6,8%) und lag bei 16'738 Tonnen. Auch in den ersten Monaten des Jahres kam es zu einem Rückgang im Vergleich zum Vorjahr.

Ganz anders lief es im Export. Während die gesamte Käsebranche einen Rückgang von mengenmässig 6,7 Prozent hinnehmen musste, legte Raclette gar leicht um 0,2 Prozent zu. 3264 Tonnen Raclette wurden exportiert, der grösste Teil davon nach Deutschland.

Feiertagsnachteil wird zum Vorteil

Normalerweise ist es für Raclette ein Nachteil, im Ausland vor allem als Feiertagsgericht wahrgenommen zu werden. Im letzten Jahr half gerade dies bei den Exporten. Bis im Oktober waren auch die Raclette-Exporte zurückgegangen. Doch im letzten Quartal 2022 drehte sich der Trend, die Exporte legten zu.

«Wir profitierten davon, dass auch in Deutschland zu den Feiertagen das Portemonnaie etwas lockerer sitzt und die Konsumentinnen und Konsumenten gerne etwas mehr für gutes Essen ausgeben», so Jürg Kriech, Geschäftsführer von Raclette Suisse. Ebenso positiv angelaufen ist das aktuelle Jahr, die Exporte lagen bis April über dem Vorjahreswert.

Tiefere Produktion - weniger Mitgliederbeiträge

Die tiefere Produktion in der Schweiz wirkt sich jedoch direkt auf Raclette Suisse aus, da die Mitgliederbeiträge von der Produktionsmenge abhängen. An der Delegiertenversammlung wurde deshalb ein provisorisches Budget vorgelegt, welches je nach Marktlage vom Vorstand angepasst werden kann.

«Der langfristige Trend für Raclette stimmt jedoch», betonte Präsident Jürg Simon vor den Delegierten. «Aber wir wollen kein Risiko eingehen und haben aus Vorsicht bei den Ausgaben gebremst.» So werden unter anderem geplante TV-Spots nicht produziert. Auch weil der Vorstand nicht davon überzeugt sei, mit den TV-Spots das Zielpublikum zu erreichen, so Simon.

Wird Migros-Käserei Mitglied? 

Im vergangenen Jahr nahm zwar die Produktion von Schweizer Raclettekäse gesamthaft ab, jedoch produzierten die Produzenten ausserhalb des Vereins Raclette Suisse mehr. Ein Grund dafür dürfte sein, dass die Naturparkkäserei Diemtigtal, deren Hauptaktionärin die Migros ist, in grösserem Stil in die Raclette-Produktion investiert hat.

Soll die Migros also ins Boot geholt werden? «Wir sind bestrebt, dass auch Hersteller ausserhalb des Vereins unter dem gemeinsamen Dach vereint werden», sagt Jürg Kriech. Er sei positiv eingestellt, dass die Vorteile einer Mitgliedschaft erkannt würden, sagt Kriech. Eine Mitgliedschaftspflicht gibt es nicht, ebenso wenig eine Allgemeinverbindlichkeit etwa für Marketingbeiträge oder eine Mengensteuerung. «Wir sind da sehr liberal unterwegs», betont Kriech.

Zwei neue Mitglieder konnten die Delegierten bereits aufnehmen: Mit der Fromagerie Duo-Vallon aus Les Bayards NE und der Fromagerie de Villaz-St-Pierre FR hat der Verein neu 40 Mitglieder. Das sind doppelt so viele wie vor acht Jahren.  

Raclette-Suisse-Geschäftsführer Jürg Kriech und Präsident Jürg Simon im Bierhübeli Bern.
Geschäftsführer Jürg Kriech (l.) und Präsident Jürg Simon an der DV im Bierhübeli Bern. Mit diesem besteht eine Raclette-Partnerschaft. (jin)