Hauptinhalt
Hofladen
Regional, nachhaltig, frisch – alles Schlagwörter, die heute in aller Munde sind. Ausserdem wollen immer mehr Leute wissen, woher ein Produkt stammt und wie es produziert wurde. Ein eigener Hofladen ermöglicht es, diesen Trend aufzunehmen und bietet zudem ein echtes Einkaufserlebnis. Ausserdem können die Bauernfamilien die Preise selbst bestimmen und die Margen der Zwischenhändler fallen weg.
Lädt der Laden mit freundlicher Bedienung, gemütlicher Atmosphäre zum Verweilen ein, kommen die Kundinnen und Kunden gerne wieder. Ein Hofladen bedeutet aber auch, dass viele Leute den Hof besuchen. Die Transparenz vergrössert sich dadurch.
Voraussetzung
Verschiedene Produkte, die vom eigenen Hof verkauft werden können. Der direkte Kundenkontakt und Leute auf dem Betrieb sind erwünscht. Es ist Personal beziehungsweise Zeit vorhanden, den Hofladen zu betreuen.
Aufwand
Zeit
Planung, Bau oder Ausbau, Renovation, Gestaltung und Einrichtung eines Ladens können einige Wochen bis Monate in Anspruch nehmen. Je nach Öffnungszeiten oder Selbstbedienung muss noch zusätzlich täglich Zeit aufgewendet werden. Auch muss das Angebot beworben und Kommunikationsmassnahmen (Website, Inserate usw.) geplant und durchgeführt werden.
Kosten
Die Kosten für einen Hofladen variieren je nach Konzept stark. Der grösste Kostenpunkt sind bauliche Massnahmen, gefolgt von Personalkosten.
Vorgehen
1. Prüfen
Es empfiehlt sich im Voraus einige Gedanken zu machen, denn der Hofladen muss langfristig ausgerichtet sein und sich mit den Jahren auszahlen. Es lohnt sich die Stärken, Schwächen, Chancen und Gefahren zu analysieren. Die Vorlage Betriebsanalyse dient als Hilfestellung bei der Analyse. Bei einer Betriebsanalyse sollten folgende Punkte miteinbezogen werden:
Produktsortiment
- Ist das eigene Produktsortiment gross genug?
- Werden nur die eigenen Produkte verkauft oder werden auch Produkte von anderen Betrieben angeboten beziehungsweise dazugekauft?
Gemeinschaftsladen
- Besteht die Möglichkeit mit anderen Betrieben gemeinsam einen Laden zu eröffnen? Aufwände und Investitionen können bei dieser Variante geteilt werden.
Differenzierung
- Gibt es bei den Produkten Alleinstellungsmerkmale?
- Kann mit einem Label oder speziellen Produkten eine Differenzierung sichergestellt werden?
Konkurrenz
- Wie sieht das Angebot in der Nähe aus? Gibt es schon vergleichbare Läden?
Öffnungszeiten
- Wie sollen die Öffnungszeiten und das Betreuen der Kundschaft im Laden gestaltet werden, sodass sich der Aufwand im Rahmen hält?
Hilfsmittel
2. Planung
Standort
Befindet sich der Betrieb im Dorf oder sehr nahe am Dorf, dann macht es Sinn, den Laden dort zu positionieren. Befindet sich der Betrieb ausserorts, muss gut analysiert und abgewogen werden, wie viele Leute den Weg auf sich nehmen würden. Andernfalls muss eine zentralere Lokalität ausfindig gemacht werden. Mietkosten sind in dem Fall nicht zu unterschätzen.
Befindet sich der Laden auf dem Hof, sollte er genügend Abstand zu Stallungen und Güllensilos haben, um unangenehme Gerüche im Laden zu vermeiden.
Parkplätze sind für einen Hofladen wichtig. Sind keine oder nur wenige Parkmöglichkeiten vorhanden, kann dies ein Grund sein, den Laden nicht aufzusuchen.
Gesetzlicher Rahmen
Bei einem Hofladen sind gesetzliche Rahmenbedingungen einzuhalten. Je nach Variante müssen diverse Bewilligungen eingeholt und Abklärungen gemacht werden. Das Lebensmittelgesetz muss zwingend von Anfang an beachtet werden. Es wäre ärgerlich, wenn die Einrichtung steht und dann darf nichts gelagert, ausgestellt oder produziert werden, weil Richtlinien nicht eingehalten wurden.
Gesetze, Richtlinien & weitere Informationen
Bauen
Raumplanungsgesetz RPG
Bauberatung bei Agriexpert
Sicherheit
Beratungsstelle für Unfallverhütung in der Landwirtschaft BUL
Lebensmittel/Hygiene
Lebensmittel- und Gebrauchsgegenständeverordnung LGV
Hygieneverordnung EDI, HyV
Publikationen
Agridea
Finanzierung
Finanzplan
Um einen Überblick über die Finanzierung zu erhalten, eignet sich das Erstellen eines Finanzplans. Wie lange dauert es bis sich die Investition bezahlt macht? Wie wirken sich zusätzliches Personal, Öffnungszeiten, Kommunikation und Werbung auf die Finanzen aus? Eine Investitions- und Liquiditätsplanung ist empfehlenswert.
Beratung Finanzierung
Steuern
Die Steuern sind nicht zu unterschätzen. Gewinne in der Landwirtschaft werden nicht gleich besteuert wie im Gewerbe. Ab einem Umsatz von CHF 100’000.– ist ein Betrieb Mehrwertssteuerpflichtig. Hier ist zu empfehlen sich gegebenenfalls einen Berater herbeizuziehen.
Informationen & Beratung Steuern
Preiskalkulation
Die Produktqualität und Dienstleistungen der Schweizer Landwirtschaft sind hochwertig. Darum umbedingt die Produkte und Dienstleistungen nicht unter dem Wert verkaufen. Auch das Verpackungsmaterial muss verrechnet werden. Aktionen nur dann anbieten, wenn Produkte vor dem Abfalleimer gerettet werden sollen, aber nicht um den Verkauf anzukurbeln. Kundinnen und Kunden, die einen Hofladen besuchen, sind in der Regel bereit einen fairen Preis zu bezahlen.
Ist der Laden einmal geöffnet, sollte der Betrieb Einnahmen und Ausgaben ständig kontrollieren, um frühzeitig Massnahmen einleiten zu können.
Hinweis: Ein solches Vorhaben braucht Zeit, bis es sich auszahlt. Der Bauernfamilie muss bewusst sein, dass die Geschäftsidee vielleicht nicht von Anfang an rentiert.
Informationen & Hilfsmittel Preiskalkulation
Direktvermarktungsplatform VOM HOF
Publikationen Agridea
Aktuelle Marktpreise
3. Ausstattung/Verkaufszubehör
Je nach Konzept braucht es die passende Ausstattung.
Boden
Das Material des Bodens sollte rutschfest, schnell und einfach zu reinigen sein. Die Farbe muss durchdacht sein: Der Boden sollte einerseits nicht schmutzempfindlich sein und andererseits ansprechend aussehen.
Regale
Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten. Je nach handwerklichem Geschick können Regale und Ablageflächen selbst hergestellt werden. Wenn nicht, den lokalen Schreiner/Zimmermann beauftragen oder die Regale im Fachhandel beziehen. Wichtig ist in jedem Fall, das Lebensmittelgesetz im Auge zu behalten.
Waage
Die Waage muss geeicht sein und CHF/Kg genau angeben. In Läden mit Selbstbedienung sollte die Waage einfach zu bedienen sein. Auch hier gibt es verschiedende Möglichkeiten. Entweder werden die Produkte nummeriert (wie in der Migros) oder vorgängig in Portionen abgepackt und mit dem entsprechenden Preis versehen.
Kühlung
Im Lebensmittelgesetz steht genau beschrieben, welche Produkte zu welchen Temperaturen gelagert werden müssen. Um die Produkte optisch ansprechend zu präsentieren, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Bevor eine Vitrine oder ein Kühlschrank bestellt wird, umbedingt ausmessen wie viel Platz vorhanden ist und wieviele Produkte darin gelagert werden können.
Bezahlung
Viele Leute haben heute fast kein Bargeld mehr im Portemonnaie. Je nach Ladengrösse muss das Bezahlen mit Karte in Betracht gezogen werden. Am häufigsten kommen die EC-Terminals zur Anwendung. Hier muss vorgängig abgeklärt werden, wie hoch die Abrechnungsgebühr ausfällt.
Für Hofläden mit Selbstbedienung gibt es auch Kassen mit Wechselgeld. Oder man stellt einfach ein Kässeli ohne Wechselgeld hin. Bei dieser Variante empfiehlt es sich, die Kasse in der Öffentlichkeit aufzustellen (womöglich auch ausserhalb des Ladens) und/oder eine Überwachungskamera (auch Attrappe) aufzustellen, um Diebstähle zu verhindern.
4. Gestaltung/Einrichtung
Um eine einladende und angenehme Einkaufsatmosphäre zu schaffen, gilt es einige Grundsätze zu beachten:
Design
Das Design bringt die Werte des Betriebs zum Ausdruck. Viele landwirtschaftliche Betriebe können eine Geschichte erzählen oder eine lange Tradition steckt hinter der Produktion eines Produkts oder der Betrieb wird bereits über Generationen von der gleichen Familie geführt. Diese Werte dürfen in das Design mit einfliessen. Dabei spielen die Farb- und Materialwahl eine wichtige Rolle.
Es ist wichtig, dass die Ladeneinrichtung in das Gesamtkonzept passt. Ist ein roter Faden in all den kommunikativen Massnahmen sichtbar, ist der Widererkennungswert umso höher. Damit der Raum stimmig ist und zum Einkaufserlebnis für die Kundeschaft wird, ist eine professionelle Beratung empfehlenswert. Diese macht jedoch nur dann Sinn, wenn der Hofladen eine gewisse Grösse aufweist.
Verkaufsfläche
Die Kundin oder der Kunde sollte sich gleich beim Betreten des Ladens einen Überblick verschaffen können. Produktegruppen müssen klar ersichtlich sein. Das heisst, darauf achten, dass keine zu hohen Regale und andere Hindernisse die Sicht versperren. Die Gänge sollten genügend breit sein.
Regale
Die Regale nicht überfüllen noch halbleer lassen. Wie gross der Vorrat eines Produktes im Regal ist, hängt von der Haltbarkeit ab. Länger haltbar heisst viele Produkte im Regal, kurze Haltbarkeit heisst weniger Produkte. Produkte farblich abgestimmt platzieren (zum Beispiel von hell nach dunkel).
Beschriftung
Alle Produkte gut lesbar beschriften, siehe unter Etiketten.
Beleuchtung
Die Grundbeleuchtung sollte hell sein. Zusätzlich können Akzente mit warmweissen LED-Leuchten gesetzt werden. Die gute Ausleuchtung der Produkte hat einen grossen Effekt – oft ist der Effekt verkaufsfördernd.
Dekoration
Dekorationen sollen gezielt und eher sparsam eingesetzt werden. Ein überdekorierter Raum schreckt ab, während ein zu spärlich dekorierter Raum kalt wirken kann. Die sorgfältige Dekoration sollte in das Konzept passen und der Saison, respektive der Jahreszeit angepasst werden.
Schaufenster & Eingang
Der Ladeneingang so dekorieren und gestalten, dass er als solcher erkannt wird. Das Schaufenster ist die Visitenkarte, womit das Interesse der vorbeigehenden Kundschaft geweckt wird.
Atmosphäre
Ein Einkaufserlebnis soll der Hofladen für die Kundschaft darstellen. Um das zu erreichen, muss eine passende Atmosphäre geschafft werden. Diese besteht nicht nur aus der Ladengestaltung. Das ganze Erscheinungsbild des Hofes trägt dazu bei. Immer darauf achten, dass der Hof und die Umgebung gepflegt wirken.
5. Verpackungsmaterial
Zu jedem Produkt gehört die passende Verpackung. Siehe unter Verpackungsmaterial. Die Kosten für das Verpackungsmaterial darf nicht unterschätzt werden, diese sollen in den Verkaufspreis eingerechnet werden. Dabei muss überlegt werden, bei welchem Produkt wie viel aufgerechnet werden kann, damit das Produkt nicht plötzlich zu teuer scheint. Beispielsweise bei einem Ei machen zusätzlich 10 Rappen im Verhältnis mehr aus als bei einer Konfitüre.
Verpackungsmaterial
6. Bekanntmachung
Es gibt viele Möglichkeiten den Hofladen bekannt zu machen. Nebst dem Flyer, Inserat oder Zeitungsbericht bietet sich auch die Eröffnungsfeier oder das Internet an.
Eröffnungsfeier
Ein Eröffnungsfest ist eine gute Gelegenheit die Leute auf den Laden aufmerksam zu machen. Nebst der potentiellen Kundschaft auch die Familie, Freunde, Nachbarn und Lokalpresse einladen.
Internet
Wer einen Hofladen hat, sollte auch im Internet mit der eigenen Website und bei Google my Business, auf unterschiedlichen Direktvermarktungsplattformen und auf Social Media präsent sein. Wichtig, dass auf diesen Plattformen die Produkteangaben und Öffnungszeiten immer aktuell sind.
Tipps & Tricks
Über den Hof informieren
Die Kundschaft interessiert sich für den Hof, die Familie und Produkte. Sicher gibt es irgendwo eine freie Wand oder eine Möglichkeit ein Plakat aufzuhängen, welches Auskunft über den Betrieb gibt. Es muss nicht zwingend ein Plakat sein, schöne Fotos oder Gemälde eignen sich auch gut.
Über Produkte informieren
Es gibt viele Informationsbroschüren und Plakate zu diversen Nahrungsmitteln und deren Herstellung, Verwendung und Saisonalitäten, die im Laden aufgelegt und aufgehängt werden können.
Infomaterial LID
Hunde
Der Weg zum Laden sollte vor allem frei von bellenden und knurrenden Hunden sein. Wenn sich Gäste nicht wohl fühlen, kommen sie einmal und dann vielleicht nie wieder. Ausserdem sprechen sich Vorfälle schnell herum, was potentielle Kundschaft fernhält.
Kinderecke
Die Kinder sollen sich nicht langweilen, während die Eltern einkaufen. Gibt es eine Möglichkeit zum Spielen, kommen die Kinder immer gerne wieder. Wenn es ihnen gefällt, bewegen sie allenfalls die Eltern dazu, den Hof wieder zu besuchen.
- Spielecke im Laden
- Streichelzoo
- Spielplatz
- Go-Karts
- Spiel-Traktore
Kaffeeecke
Genauso wie für die Kinder gilt es auch für Erwachsene Aufenthaltsmöglichkeiten zu gestalten, damit sie sich länger und gerne auf dem Hof aufhalten. Zum Beispiel kann eine kleine Kaffeeecke eingerichtet werden. Gleichzeitig bedeutet dies aber auch mehr Aufwand und Zeit.
Das Verkaufsgespräch
Wer noch nicht so besonders redegewandt ist, sollte sich informieren, Kurse besuchen und vor allem üben, damit das Führen eines Gesprächs nach und nach leichter fällt.
Hilfsmittel Verkaufsgespräch
Andere Varianten für die Direktvermarktung
Möchte ein Betrieb ohne Hofladen trotzdem Direktvermarktung betreiben oder zusätzlich zum Hofladen noch weitere Verkaufsstellen aufbauen, gibt es folgende Möglichkeiten:
- Div. Automaten (Eier, Milch usw.)
- Lieferservice
- Marktstand
Beispiele & Ideen





