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Agrotourismus
Frische Landluft, idyllische Landschaften, gutes und gesundes Essen – der Bauernhof ist der ideale Ort für eine kurze oder längere Auszeit. Er bietet viele Möglichkeiten für Abenteuer, Entdeckungen, Erholung und Genuss.
Dem Bauernbetrieb stehen verschiedene Varianten zur Verfügung, um Agrotourismus zu betreiben, beispielsweise Übernachtungen anbieten, Direktvermarktung, Gastronomie, Freizeitaktivitäten oder Veranstaltungen. Agrotourismus bietet sich als zusätzlicher Wirtschaftszweig und Chance für den Betrieb an. Der Betrieb bestimmt dabei den Preis und das Angebot selber.
Voraussetzung
Die Bereitschaft für ein stets gepflegtes Erscheinungsbild von Haus und Hof, sowie die Bereitschaft zur Gästebetreuung ist vorhanden. Das Verständigen in mindestens einer Fremdsprache und Kenntnisse der Grundlagen der Direktvermarktung sind von Vorteil.
Aufwand
Je nach Angebot fallen die Aufwände für die Bewirtschaftung, das Personal und die Bekanntmachung unterschiedlich aus. Grössere Investitionen sollten langfristig ausgerichtet werden und sich mit der Zeit auszahlen.
Bestehendes Projekt
Hof-Theater
Das Hof-Theater findet jeweils von Mai bis September auf Bauernhöfen in der Deutschschweiz statt. Die Bauernfamilie stellt die Infrastruktur zur Verfügung und verpflegt die Gäste kulinarisch.
Informationen & Anmeldung Hof-Theater
Vorgehen
1. Die Idee
Eine zufällige Idee kann ein Durchbruch sein, aber auch ein Flop. Darum sollten sie zuerst auf folgende Erfolgskriterien untersucht werden:
- Welchen Nutzen hat die Kundschaft?
- Wo werden Kundenprobleme gelöst und Bedürfnisse befriedigt? Welche Trends sind zu beobachten?
- Und wie können diese (2-4) in die Idee integriert werden?
- Was macht die Konkurrenz? Können wir uns durch bestimmte Merkmale differenzieren? Zum Beispiel durch die Lage, Location oder Produkte.
Tipp: Den Markt zu beobachten und sich mit Fachleuten zu unterhalten ist wichtig. Kommen neue Trends auf (aktuell: Veganismus und Vegetarismus, Unverträglichkeiten) sollten diese ernst genommen und auf das Angebot überprüft werden. Was aber nicht bedeutet, dass das Angebot zwingend verändert werden soll. Niemand weiss, auch kein Experte, wie lange Trends andauern und wie sie sich entwickeln.
2. Prüfen
In einem weiteren Schritt ist zu klären, ob Agrotourismus für die Familie grundsätzlich in Frage kommt. Dabei muss die Anbieterfamilie sich über einiges im Klaren sein.
Grundsätzliches
- Die Anbieterfamilie empfängt gerne Gäste jeglicher Art, ist offen, freundlich und zuvorkommend, gibt gerne Auskunft über die Familie und den Betrieb.
- Das Tun und Handeln der Anbieter dient dem Wohl der Gäste und bereitet Spass.
- Die Anbieterfamilie ist bereit Haus und Hof stets in einem gepflegten Erscheinungsbild zu halten und ist sich der Transparenz bewusst.
- Die Philosophie, Arbeitsweise, Umgangsform mit Mensch und Tier ist moralisch/ethisch vertretbar.
Betriebsanalyse
Nun ist abzuklären und zu analysieren, wie es um den Betrieb steht. Eine umfangreiche Analyse bezweckt, dass die Ressourcen bestmöglich genutzt werden, verhindert ein überstürtztes Handeln und bewahrt vor Enttäuschungen. Als Hilfsmittel für die Analyse steht die Vorlage Betriebsanalyse zur Verfügung.
Hilfsmittel Betriebsanalyse
3. Planung
Gesetzlicher Rahmen
Bei der Planung ist es wichtig, dass die gesetzlichen Rahmenbedingungen zwingend von Anfang an beachtet werden und notwendige Bewilligungen eingeholt werden. Auch das Lebensmittelgesetz muss von Beginn an beachtet werden.
Gesetze, Richtlinien & weitere Informationen
Bauen
Raumplanungsgesetz RPG
Bauberatung bei Agriexpert
Lebensmittel/Hygiene
Lebensmittel- und Gebrauchsgegenständeverordnung LGV
Hygieneverordnung EDI, HyV
Sicherheit
Sobald sich Gesellschaften, insbesondere Kinder, auf dem Hof aufhalten, ist besonders auf die Sicherheit zu achten. Die Beratungsstelle für Unfallverhütung in der Landwirtschaft (BUL) steht für Fragen rund um die Sicherheit zur Verfügung.
Eine Teilnahme am Kurs agriTOP, ein Präventionskonzept für landwirtschaftliche Betriebe, ist empfehlenswert. Ein nach agriTOP ausgerichteter Betrieb kann im Schadenfall gegenüber Behörden und Klägern nachweisen, dass er die Sicherheits-Vorschriften erfüllt hat.
Information Unfallverhütung und Anmeldung Kurs agriTOP
Beratungsstelle für Unfallverhütung in der Landwirtschaft BUL
Finanzierung
Finanzplan
Um einen Überblick über die Finanzierung zu erhalten, eignet sich das Erstellen eines Finanzplans. Wie lange dauert es, bis sich die Investition ausbezahlt? Wie wirkt sich zusätzliches Personal, die Kommunikation und Werbung auf die Finanzen aus? Eine Investitions- und Liquiditätsplanung ist empfehlenswert.
Beratung Finanzierung
Steuern
Die Steuern sind nicht zu unterschätzen. Gewinne in der Landwirtschaft werden nicht gleich besteuert wie im Gewerbe. Ab einem Umsatz von CHF 100'000.– ist ein Betrieb Mehrwertssteuerpflichtig. Hier ist empfehlenswert gegebenenfalls einen Berater herbeizuziehen.
Informationen & Beratung Steuern
Preiskalkulation
Die Produktqualität und Dienstleistungen der Schweizer Landwirtschaft sind hochwertig. Darum umbedingt die Produkte und Dienstleistungen nicht unter dem Wert verkaufen. Auch das Verpackungsmaterial muss verrechnet werden. Aktionen nur dann anbieten, wenn Produkte vor dem Abfalleimer gerettet werden sollen, aber nicht um den Verkauf anzukurbeln.
Informationen & Hilfsmittel Preiskalkulation
Hilfsmittel von Vom HOF
Hilfsmittel von Agridea
Aktuelle Marktpreise vom SBV
4. Umsetzung
Bei der Umsetzung können die «Checkliste Anlässe planen» und andere Tools wie Hoffest, Hofladen, Hofladenschild als Hilfestellung genutzt werden.
Wichtig ist, dass bei der Durchführung die verbrauchten Mengen und Materialien schriftlich festgehalten werden sowie die anfallenden Arbeiten und Prozesse. Dieses Dokumentieren erleichtert eine wetiere oder regelmässige Durchführung enorm.
Regelmässig ein Feedback bei Gästen und Mitarbeitern einzuholen, hilft das Angebot und die Prozesse laufend zu optimieren. Auch Kritik soll nicht abgelehnt, sondern als Chance gesehen werden.
Hilfsmittel Planung
5. Bekanntmachung und Werbung
Mehrere Tools, wie Flyer, Website, Social Media, Newsletter oder Medienkontakte dienen als Hilfestellung für die Bekanntmachung und Bewerbung des Angebots.
Es gibt viele Plattformen und Portale, auf denen Gastgeber ihre Angebote platzieren können.
Plattformen
Übernachtungen
Ferien auf dem Bauernhof
Schlaf im Stroh
Produkte Deutschschweiz
vom Hof
Das beste der Region
So natürlich GmbH
Baselland Shop
Verein zur Förderung der Produkte aus dem Freiburgerland
Welschland
Association des Marchés Paysans
Pays romand - Pays gourmand
Tessin
Direktverkauf im Tessin
Die "Marke Ticino"
Agrotourismus im Tessin
Tipps & Tricks
Zusammenarbeit und Kooperation
Eine Zusammenarbeit oder Kooperation mit Anbietern der Tourismusbranche und Organisationen der Region kann durchaus von Vorteil sein. Denn Touristen, die in der Regel vieles in relativ kurzer Zeit sehen wollen, profitieren, wenn sie verschiedene Aktivitäten ohne grossen Aufwand miteinander verbinden können.
Das Verkaufsgespräch
Wer noch nicht so besonders redegewandt ist, sollte sich informieren, Kurse besuchen und vor allem üben, damit das Führen eines Gesprächs nach und nach leichter fällt.
Hilfsmittel Verkaufsgespräch